Wieder unterwegs

Wieder unterwegs

Dienstag, 28.11.2023 bis 02.12.2023
Überfahrt gen Norden

In den letzten Tagen haben wir regelmäßig die Wettersituation gecheckt. Leider sieht es so aus, als gäbe es absehbar kein passendes Wetterfenster, um nach Tobago zu kommen. Also verschieben wir das Ziel Tobago erstmal auf das nächste Frühjahr. Für die Überfahrt nach Norden, nach Grenada, sieht es dafür aktuell ziemlich gut aus. Für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch sind östliche Winde mit rund 15 Knoten, in Böen bis 20 Knoten, vorhergesagt. Zudem soll es trocken bleiben und wir haben fast noch Vollmond. Das passt uns gut. Dienstag bereiten wir MACARENA und uns auf die Überfahrt vor, checken bei Immigration und Customs aus und machen gegen 16.30 Uhr die Mooringleine los. Endlich kommt wieder Bewegung in´s Boot! Wir laufen erstmal unter Maschine durch die östlichste Passage der „Bocas del Dragon“. Ooops, da zeigt sich ja ein sehr merkwürdiges Wellenbild auf dem Wasser. Naja, der Ebbstrom beschleunigt uns ganz gut und an der Öffnung zum Atlantik trifft die Nord-Strömung gegen den Ostwind. Eine gute Viertelstunde haben wir ordentlich Rodeo mit MACARENA, dann beruhigt sich die Situation wieder. Beim Segelsetzen gibt es dann natürlich ein paar kleine Überraschungen, dass Leinen nicht ganz so laufen, wie erwartet. Und wir sind nach gut einem halben Jahr Segelentzug auch etwas aus der Übung. Aber dann finden wir uns wieder rein und MACARENA läuft gut auf nordöstlichem Kurs. Schnell wird es dunkel und gerade passend schiebt sich der runde Mond über den Horizont. Bei den ersten Böen und höheren Wellen legt sich MACARENA ordentlich auf die Seite und ein lautes Rumpeln ertönt aus dem Kühlschrank und einigen Schapps. Okay, alle haben jetzt ihre Position gefunden, damit ist das auch erledigt, wir werden die ganze Tour über auf Backbordbug bleiben. Wir richten uns für die Nachtfahrt ein und beginnen mit unserem üblichen Wachsystem. Dietrich´s Wache geht von 20.00 bis 24.00 Uhr und ich lege mich im Salon hin und versuche, ein bisschen zu schlafen. Es bleibt bei dem Versuch, auf dem Am-Wind-Kurs ist bei der Welle nicht wirklich an Schlaf zu denken. Das Gute ist, dass wir deutlich über 7 Knoten laufen, so kommen wir zumindest flott voran. Als ich kurz vor Mitternacht meine Wache übernehme, sind wir schon weit nördlich des großen „Hibiscus“ Öl- und Gasbohrfeldes. Durch die starke Strömung mit rund 1,8 Knoten nach West-Nord-West können wir den ursprünglichen Kurs nicht halten. Schade, wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt, auf der Luvseite östlich an Grenada vorbei zu ziehen und direkt nach Carriacou zu laufen. Na gut, wir müssen nehmen, was kommt.

Und dann merke ich wie plötzlich die Strömung nachlässt und der Wind auch ein bisschen in die für uns günstigere Richtung dreht. Das ist ja sehr schön! Es bleibt noch eine Zeit lang spannend, aber als Dietrich um 4.00 die nächste Wache übernimmt, sind die Lichter von Grenada bereits gut in Sicht und unser Kurs kann an der Ostküste der Insel entlang führen. Also heißt unser Ziel doch Carriacou. Dietrich hangelt sich mit ausreichend sicherem Abstand die Küste entlang gen Norden und beim nächsten Wachwechsel morgens um 8.00 stehen wir an der Nordostspitze Grenadas. Allerbeste karibische Segelbedingungen, wenn da nicht „Les Tantes“ wären. Den Felsen „Diamond Rock“ können wir gut östlich passieren, aber Wind und aktuelle Tide schieben uns direkt auf die Felsgruppe der Tanten. Ich versuche, jede Winddrehung mitzunehmen um die Inseln doch noch östlich zu passieren, aber keine Chance. Also umfahren wir „Les Tantes“ möglichst dicht in Lee und halten dann auf Tyrell Bay auf Carriacou zu. Auf der Leeseite der kleinen Inselkette südlich von Carriacou ist die Welle zumindest geringer und ich genieße die letzte Segeletappe in vollen Zügen. Wir freuen uns über das klare, türkisfarbene Wasser. Gegen 11.30 Uhr erreichen wir Tyrell Bay und suchen uns einen Ankerplatz, damit wir nach einer kleinen Stärkung einklarieren können. Für die Strecke von 115 Seemeilen haben wir 19 Stunden gebraucht, das ist ein Schnitt von 6 Knoten. Sehr flott für Frau MACARENA.

Mittwoch – Donnerstag, 29.11. – 30.11.2023
Carriacou und Sandy Island

Ein- und ausklariert haben wir hier in Tyrell Bay ja in der letzten Saison schon oft, das fühlt sich wie ein Heimspiel an. Tja, man gibt sich Mühe, uns immer wieder zu überraschen. Die online Formulare von „Sailclear“ funktionieren heute leider nicht. Bei „Customs & Immigration“ ist dann nur die Immigration anwesend, für Customs müssen wir in den Fährhafen am anderen Ende der Bucht. Hm, na gut, fahren wir mit dem Dinghi in den Fährhafen. Dort gibt es natürlich kein Dinghi-Dock, man ist hier eben nur auf große Schiffe eingerichtet. Schließlich finden wir einen Platz zum Anlegen, der jedoch so beschaffen ist, dass Dietrich lieber beim Dinghi bleibt.
Der Mann an der Immigration wollte zum Glück noch kein Geld von uns, bei Customs wird bestimmt eine Gebühr fällig. Und wenn an den Schaltern auch dran steht, Kartenzahlung werde akzeptiert, heißt das natürlich noch lange nicht, das dies auch ausgerechnet heute möglich ist. Zu solchen Vorkommnissen verfügen wir ja mittlerweile über einen reichen Schatz an Erfahrungen. Da wir fast keine EC-$ (East-Caribean Dollar) mehr besitzen, suche ich erstmal einen Geldautomaten, sicher ist sicher. Customs sitzt neben dem Fährterminal, alles macht den Eindruck eines Hochsicherheitstraktes. Die Dame hinter dem Schalter hat sich so sehr verbarrikadiert, dass ich sie so gut wie gar nicht verstehe. Aber zumindest kann ich per Karte zahlen und erhalte all die Wichtig-Papiere abgestempelt zurück. Geschafft, jetzt nix wie zurück zu MACARENA und dann um die Ecke nach Sandy Island. Am westlichen Ende von Sandy Island lassen wir den Anker fallen und sind hocherfreut, dass wir die Überfahrt inklusive aller Formalitäten so gut hinter uns gebracht haben. Wir sind an einem unserer karibischen Lieblingsplätze angekommen. Alles sieht genauso toll aus wie wir es in Erinnerung haben. Genau wie im Frühjahr können wir uns kaum satt sehen an dem tollen karibischen Türkis des Wassers. Natürlich gehen wir noch eine Runde schwimmen,  dann fallen wir bald erschöpft in den Schlaf, es gibt Nachholbedarf.

Freitag– Samstag, 01.12. – 02.12.2023
Tauchen rund um die „Two Sisters“

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem ausgiebigen Bad und nach dem Frühstück verholen wir MACARENA nach Hillsborough auf Carriacou. Das ist nur eine Viertelstunde Fahrt, wir ankern dort und setzten mit dem Dinghi an Land über. Hier gibt es einen kleinen Digicel-Shop mit einer sehr netten Mitarbeiterin, die uns freundlich berät und uns geduldig die Simcard für Grenada (und hoffentlich die gesamte East-Carribbean-Region) einrichtet. Unsere Trinidad Simcard gibt zwar eine Meldung, dass wir Roaming nutzen können, funktioniert hier aber gar nicht mehr. Damit hatten wir schon gerechnet. So, nun sind wir wieder online und können die Kommunikation mit unseren Freunden und der Familie wieder aufnehmen. Als nächstes gehen wir zum Friseur, mit dem hatten wir im letzten Jahr gute Erfahrungen gemacht. Da haben wir mit unserem Landausflug ja schon viel erreicht.

Zurück geht’s nach Sandy Island, schon von Weitem sehen wir eine freie Mooring-Boje in der ersten Reihe. Supi, damit haben wir nun einen ganz hervorragenden Logenplatz vor dem östlichen Ende der kleinen Insel, direkt vor uns ist nur noch das Schnorchelriff. Somit liegen wir im Wind- und Strömungs-Luv aller anderer Yachten, dies ist sehr von Vorteil, da wir morgen unseren Wassermacher in Betrieb nehmen wollen. Wir genießen den fantastischen Ausblick auf den weißen Inselstrand mit seinen Palmen und sind außerordentlich happy, das wir wieder hier sein können. Noch dazu kommt, das hier immer ein frischer Wind weht und die Temperatur abends so weit fällt, so dass wir versucht sind, dies als kühl zu bezeichnen. Zumindest relativ kühl, im Vergleich zu der Hitze Trinidads. Unsere Freunde, die nächste Woche aus dem verschneiten Deutschland anreisen, werden dies wohl anders empfinden. 😊 Wir freuen uns auf jeden Fall, dass wir nachts besser schlafen und üben uns in einer ganz neuen Disziplin: sitzen, ohne zu schwitzen.

Am Nachmittag schnorcheln wir gleich noch zum Riff und halten nach alten Bekannten Ausschau. Unter den vielen bunten Fischen fallen ein paar große Papagei-Fische besonders auf und auch einige Tintenfische entdecken wir. Wenn dies dieselben sind, wie im Mai, dann sind sie ganz ordentlich gewachsen. Ansonsten fallen eine Menge weiße Stellen an den Korallen in´s Auge, meist im oberen Bereich. Dort fehlt der Bewuchs, das ist wohl die Korallenbleiche, von der wir schon viel gehört haben. Owei, das sind wirklich viele sehr bleiche Stellen. Aber unsere Mooringleine ist wunderschön bewachsen:

Samstag Morgen kommt das Tauchboot von „Deefer Diver“ aus Hillsborough vorbei, wir haben uns für zwei Auffrischungs-Tauchgänge angemeldet. Mit von der Partie sind noch eine kleine Gruppe schwedischer Segler, die ebenfalls von ihrem Boot abgeholt werden. Das Tauchboot, ein kleiner offener Motorkatamaran mit zwei Außenbordern, ankert nach kurzer Fahrt vor den „Two Sisters“, einer kleinen Felsgruppe westlich von Sandy Island. Unsere Tauchlehrerin Nora gibt uns eine kurze Einweisung und hilft uns, Flaschen, Atemregler und Tarierweste richtig anzuschließen und zu testen. Dann, ein großer Schritt über die Kante und unser erster Tauchgang beginnt.

Unsere Gruppe besteht nur aus Dietrich, Nora und mir, das ist sehr übersichtlich und sehr angenehm.

Nora gibt uns etwas Zeit, um uns auszutarieren und führt uns zunächst durch die Passage zwischen den beiden Felsen hindurch und dann um die kleinere „Schwester“ herum. Den Wellengang spürt man nur in den oberen Metern, das Wasser ist sehr klar und die Unterwasserwelt wieder sehr berauschend bunt und vielfältig. Unsere Unterwasser-Kameras haben wir mit extra Leuchten aufgerüstet und sind begeistert über die Farben, die jetzt sichtbar werden. Besonders die bizarren Trompetenfische zeigen sich in überraschend vielen verschiedenen Farbvarianten. Toll! Der erste Tauchgang führt uns auf ca. 12 bis 15 Meter Tiefe, nach einer entsprechenden Pause an Bord machen wir eine zweite Runde um den anderen Felsen. Diesmal geht es bis 18 Meter, einmal kurz auf 21 Meter Tiefe. Der zweite Tauchgang ist immer besser als der erste, da wir uns nach etwas Übung wieder viel besser auf die Abläufe unter Wasser einstellen können. Wir sehen einige besonders schöne Schwärme und eine ganze Gruppe Feuerfische, zu denen wir gehörig Abstand halten. Auch die zweite Stunde unter Wasser ist viel zu schnell um. Voller Eindrücke kehren wir zu MACARENA zurück. Das waren zwei richtig tolle Tauchgänge. Und wir fühlen uns wieder ein wenig sicherer in der Welt unter Wasser, für die wir Menschen nicht geschaffen sind aber mit guter Technik sehr sicher unterwegs sein können.

Zurück an Bord merken wir, das Tauchen ganz schön anstrengend ist. Dennoch kümmert sich Dietrich gleich um die Sichtung und Auswahl der besten Unterwasserfotos. Und ja, die Fotos sind vieel besser als im Frühjahr, der Unterwasser-Belichtung sei Dank!

Sonntag – Donnerstag, 03.12. – 07.12.2023
Ankern vor Sandy Island

Wir machen uns ein paar entspannte Tage am Anker vor Sandy Island, baden, schnorcheln und erfreuen uns an dem wunderbaren Ausblick auf die kleine Insel. So gefällt uns die Wartepostion, bis am kommenden Sonntag unsere Freunde Stefan und Andrea per Flieger in Grenada eintreffen. Die sehr gute Bord-Laune erhält jedoch einen deutlichen Dämpfer, als wir die Temperatur des Freezers checken. Das kann doch nicht wahr sein! Die Anzeige war die ganze Zeit bei – 15 °C, jetzt steht da -2,5°C. Ein Messfehler? Wir legen ein zweites Thermometer in den Freezer, er ist noch ziemlich kalt, aber das Eis an den Kühlrippen sieht bereits bedenklich nach Tauwetter aus. Wir checken den Kompressor, versuchen den Thermostat anders einzustellen. Es hilft alles nix, langsam aber bestimmt steigt die Temperatur im Freezer. Unsere Mittel sind begrenzt, wir können uns das Ganze nicht so recht erklären und müssen es erst mal so hinnehmen. Unsere Freunde bringen noch einen neuen Thermostaten mit. Falls es daran liegen sollte, können wir nächste Woche Abhilfe schaffen. Ansonsten müssen wir es wohl hinnehmen, dass wir diese Saison keinen Freezer mehr haben.

 

 

 

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