Von La Palma zu den Cape Verde Islands

Von La Palma zu den Cape Verde Islands

Freitag – Sonntag, 25.-27.11.2022
La Palma 

Am Lieferstatus unseres Paketes tut sich was. Online können wir nachvollziehen, dass es nun wohl nicht mehr im Zuständigkeit der Zollbehörde in Madrid liegt, sondern in den Zuständigkeitsbereich der Zollbehörde Teneriffa gewechselt ist. Das macht ja schon mal Hoffnung. Aber was genau heißt „Zuständigkeitsbereich Zoll Teneriffa“? Sicherheitshalber geht Dietrich noch mal zum Postamt, schräg gegenüber des Hafens. Nein, das Paket ist nun zwar auf den Kanaren angekommen, aber damit noch nicht auf La Palma. Schade, aber vielleicht Samstag oder Montag. Auf jeden Fall kommt es mit der Schnellfähre der Reederei Fred. Ohlsen, die immer direkt vor der Marina anlegt und den besonderen Schwell bei uns im Hafen verursacht. Die Fähre haben wir stets im Blick und sind mittlerweile sehr gut mit dem Fahrplan vertraut.

Am Wochenende steht noch der Ölwechsel an der Hauptmaschine an und wir fahren mit Macarena an die Tankstelle im Hafen. Schön, wenn Macarena sich mal wieder bewegt, gleichzeitig ein ziemlich kostspieliger Kurztrip, wir tanken 450 Liter und füllen auch noch alle Reservekanister auf. Das lohnt sich richtig und stimmt den Tankwart fröhlich.

Am Samstag Abend haben wir Helen und Brian von der „Helacious“ zum Essen bei uns an Bord eingeladen. Das wird ein sehr netter und lustiger Abend, wir verstehen uns prächtig. Die beiden wollen am Montag Richtung Kap Verden aufbrechen. Wir vergleichen und diskutieren die verschiedenen Wetterberichte. Für den Start am Montag sieht die Wetterlage ziemlich gut aus, ab nächsten Samstag breitet sich dann von Nord-Osten her ein großes Flautenloch an den Kap Verden aus. Je eher wir auch loskommen, desto besser. Aber gleichzeitig wissen wir, dass ein Wetterbericht maximal für die nächsten 3 Tage eine relativ gute Trefferquote hat. Also ist die Vorhersage für alles, was am nächsten Wochenende passiert, sehr ungenau. Kann so werden, oder eben auch nicht.

Montag, 28.11.2022
La Palma 

Ooops, heute geht alles plötzlich sehr schnell. Dietrich geht gleich morgens um 8.00 Uhr zum Postamt, bekommt dort aber nur noch die Information, dass unser Paket just in diesem Moment in der Marina ausgeliefert wurde. Auch gut, er kann es dort abholen. Ich gehe zum Hafen um den Termin für das Ausklarieren bei der Policia National zu machen. Das ist notwendig, weil wir Europa verlassen. Man hatte uns bereits bei der Ankunft auf La Palma darauf hingewiesen, dass wir damit rechnen müssen, dass es zwei Tage dauert, bis wir einen Termin bekommen. Ich frage, ob wir einen Termin für Dienstag bekommen können, der Marinero ruft bei der Policia an. Nein, Dienstag geht nicht, ob es auch jetzt gleich passt? Natürlich, je eher, desto besser!! Wir gehen mit Pässen und Schiffspapieren hinüber in das Abfertigungsterminal der Kreuzfahrer und die Sache ist in einer Viertelstunde erledigt. Dietrich mietet noch mal ein Auto für die restlichen Einkäufe, ich schiebe noch zwei Ladungen Wäsche durch die Maschine.

Ja und dann muß der langersehnte Schutzkorb ja noch an den Mast montiert werden. Wir hatten schon alles parat gelegt, suchen die zum Lampenkorb passenden Schrauben und ich bewaffne mich mit Akkubohrer, Schraubenzieher und ein paar nützlichen Kleinigkeiten. Alles wird am Bootsmannsstuhl gesichert und dann geht der Fahrstuhl hoch in die erste Etage am Mast.

Dort mache ich es mit auf der Saling so bequem wie möglich und suche eine gute Position, von der aus ich die Löcher für die Schrauben auf beiden Seiten in den Mast bohren kann. Dann den Korb anschrauben, passt! Damit ist die Gefahr gebannt, dass die Lampe von dem Vorsegel vom Masts geschlagen wird und wir verlängern so die Lebenszeit unseres Topplichtes.

Nachmittags erledigen wir den Großeinkauf der Dinge, die frisch sind und alles, was in den Kühlschrank passt. Noch alles seefest verstauen und dann sind wir schon fast fertig vorbereitet für die große Überfahrt.

Dienstag, 29.11.2022
Auslaufen La Palma  / Auf See, Tag 1

Heute noch knapp 800 Liter Wasser in den Tank füllen, noch ein paar Dinge besorgen, die wir gestern nicht bekommen haben (z.B. ganz grüne Bananen), noch mal den ganz aktuellen Wetterbericht downloaden und dann sind wir tatsächlich bereit zum Auslaufen. Wir melden uns auf UKW bei der Port Control und bitten die Marina, das Tor zu öffnen. Um 14.00 Uhr geht es los.


Auf Wiedersehen La Palma. Waren schöne Wochen hier!

Nach dreieinhalb Wochen auf La Palma sind wir ein bischen des Segelns entwöhnt und würden uns auf See gerne erstmal wieder langsam eingrooven. Aber der Atlantik hat andere Pläne. Kaum haben wir etwas mehr Abstand vom Land, kommen wir in die Wind-Düse zwischen den Inseln. Hier haben wir 20 – 25 Knoten Wind und rund 2 Meter Welle. Na, zumindest kommen wir gut voran. Bereits nach kurzer Zeit haben wir die Südspitze La Palmas querab und können unseren Kurs etwas mehr nach Westen absetzen. Bald wird es dunkel, wir nehmen die Genua weg und segeln unter der Baumfock und leicht gerefftem Groß in die Nacht. Beide Segel können wir jeweils mit Baum und Preventer gut sichern. Für die Überfahrt fahren wir natürlich im Wachsystem, d.h. wir wechseln uns alle 4 Stunden ab. Allerdings  müssen wir dann noch mal halsen, was mit den gesetzten Preventern nur zu zweit geht. Ebenso das ein- oder ausreffen des Groß. Das wiederum bedeutet, dass sich die Freiwache und damit der Schlaf für den anderen verkürzt. Wir haben also ordentlich zu tun und ehrlich gesagt, fällt das Schlafen bei dem Geschaukel auch grad nicht leicht.

Mittwoch, 30.11.2022
Auf See, Tag 2,
Mittagsposition: 27°01´N; 018°46`W;
zurückgelegte Strecke: 123 Sm

Der Atlantik will uns gleich zu Anfang ein bischen schocken und schickt in unserer ersten Nacht gut 3 Meter Welle und über 30 Konten Wind. Das hat der Wetterbericht auch nicht vorhergesagt, hilft aber nicht. Einige Wellen kommen mit viel Lärm von achtern angebraust und bauen sich ganz schön hoch hinter Macarenas Heck auf. Denen möchte man glatt zurufen: „bange machen gilt nicht“. Auch wenn die Kämme teilweise brechen und eine breite, weiße Gischtkante mit sich führen, Macarena steckt das alles gut weg.

Zu Tagesanfang lassen Wind und Welle nach und wir freuen uns, das wir schon so weit gekommen sind. Teilweise ist Macarena mit über 8 Knoten Boots-Speed Rumpfgeschwindigkeit gelaufen und am Mittwoch Mittag haben wir bereits 123 Seemeilen zurück gelegt.  Das 24-Stunden Etmal beträgt dann 133 Seemeilen, damit sind wir sehr zufrieden.

Im Laufe des Tages lässt der Wind ein bischen zu sehr nach, dafür bleibt noch die alte Welle. Macarena schaukelt wild, als Segel haben wir mittlerweile die Genua gesetzt, die schlackert manchmal ziemlich bei den Bewegungen. Das ist heute die große Aufgabe, den Kurs so zu setzen, das möglichst viel Druck im Segel ist, gleichzeitig der Winkel zur Welle so, dass das Boot nicht allzu wild schaukelt und wir in die Richtung fahren, in die wir wollen. Nicht immer ist das alles gut unter einen Hut zu bringen. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Aber wir haben uns nun zumindest wieder besser an die Schiffsbewegungen gewöhnt und das Leben auf See wird wieder zum Alltag. Gewohnheiten sind dabei nicht ganz unwichtig, so zum Beispiel das man alles (ALLES!) immer nur gesichert abstellt. Und sei es nur für einen klitzekleinen Moment. Kaffeetassen nicht zu voll gießt, Anti-Rutschmatten an allen wichtigen Stellen in der Kombüse, kleine, gut verkeilte Ablage-Boxen für alles, was man sich gleich auf´s Brot schmieren möchte. Sonst iss es wech, das geht ganz schnell.

Heute Nacht schlafen wir schon besser, auch hier ist es eine Frage der richtigen Technik, wie man sich am besten verkeilt.

Donnerstag, 01.12.2022
Auf See, Tag 3
Mittagsposition: 25°58´N; 020°24`W;
zurückgelegte Strecke: 234 Sm

Andere Schiffe sehen wir so gut wie gar keine. Am Dienstag konnten wir noch einen Fischer und einen Segler am Horizont wahrnehmen. Ein paar wenige Signale empfangen wir über AIS auf der Seekarte, zum Teil sind die Schiffe aber so weit weg, dass das Signal jeweils nur unvollständig bei uns ankommt. Derjenige von uns, der Wache hat, ist im Cockpit und hält regelmäßig Ausguck, es könnte ja doch mal ein Schiff ohne elektronische Erkennbarkeit des Weges kommen…

Nach wie vor haben wir nordöstlichen Wind und laufen mit achterlichem Wind einen Kurs zwischen 215° und 255° Richtung Südwest, je nachdem, wie der Kurs gerade am besten zu Wind und Welle passt. Aus Norden kommt eine große Dünung, da rollen sanfte Berge unter uns durch, vielleicht 5 Meter hoch und mit mindestens 100 Metern Abstand, das ist sehr relaxt. Die Windsee ist gemeiner, kommt aus Nordost und schaukelt uns manchmal ganz wild. Die grundsätzliche Windrichtung ändert sich kaum und es sieht auch immer ziemlich gleich aus, aber trotzdem gibt es ständig kleine Veränderungen im Zusammenspiel von Wind und Welle, auf die wir den Kurs immer wieder neu einstellen müssen. Die Windstärke ist unerwartet instabil und schwankt binnen weniger Minuten zwischen 8 und 20 Knoten. 8 Knoten Wind ist unser „dead-end“, Macarena hat nicht mehr genug Vortrieb und wird zum Spielball der Wellen. Dann sind wir ständig am probieren, mal 5 ° mehr nach Backbord, oder besser 10 °? Oder vielleicht doch lieber nach Steuerbord? Ab 11 Knoten Wind stabilisiert sich die Situation und wir können segeln, wenn der Kurs gut zur Welle passt. Ab 14 Knoten Wind ist alles schick, wir machen gut Fahrt und können den Kurs segeln, den wir brauchen.

Owei, eine besonders fiese Welle hebt das Boot ruckartig an, Macarena legt sich abrupt auf die Backbordseite und Dietrich fliegt aus der Kombüse, kracht an den Türrahmen der Achterkammer und landet unsanft auf dem Boden in der Kabine. Autsch, autsch, autsch! Eine beachtliche Flugstrecke, einmal quer durchs Schiff. Er bleibt erstmal etwas benommen liegen und wir checken, ob irgendetwas gebrochen oder ausgerenkt ist. Zum Glück ist er im Wesentlichen ganz geblieben, hat jedoch einige sehr schmerzhafte Prellungen und Beulen. Dietrich erholt sich dann langsam auf dem Sofa im Salon, wir sind beide ziemlich geschockt. Mir sind sofort eine Menge eher unerfreuliche Situationen aus unserem „Erste-Hilfe-auf-See Seminar“ durch den Kopf geschossen und ich bin unendlich froh und erleichtert, ohne diese Maßnahmen auszukommen. Noch mal Glück im Unglück gehabt. Als Konsequenz aus dem Unfall spanne ich ein Gurtband vor die Kombüse, das solche Abflüge hoffentlich in Zukunft verhindert. Quasi eine Art „Küchentür“.

Freitag, 02.12.2022
Auf See, Tag 4
Mittagsposition: 24°34´N; 021°59`W;
zurückgelegte Strecke: 357 Sm

Morgens gehen einige Schauer durch. Bei unserem 8.00 Uhr Wachwechsel ist der Wind völlig eingeschlafen, so dass wir die ausgebaumte Genua wegnehmen und die Maschine anmachen. Den Spinnackerbaum wegzunehmen dauert ein bischen auf dem schwankenden Vorschiff (so wie bei dem Seegang alles etwas länger dauert). Als wir alles gesichert und gut verstaut haben, frischt der Wind binnen ganz kurzer Zeit auf 20 Knoten auf. Na toll! Allerdings hat er auch etwas nördlich gedreht, so dass wir die Genua nun wieder ohne auszubaumen setzen können. Das Wetter bleibt heute etwas ungemütlich, grau und regnerisch, wir sehen mehrere Squalls vor und hinter uns durchziehen. Squalls sind kleine, kompakte Tiefdruckgebiete, die Regen und kräftigen Wind mit sich bringen.

Der erste Squall, der uns dann voll erwischt, kommt pünktlich zum Abendessen. Wir können es noch so aussteuern, dass uns nur der Randbereich der Böen streift. Es gibt 25 Knoten Wind, Nieselregen und ein ganz toller Regenbogen folgt unserem Heck. Hm, mit diesen Squalls ist es so ähnlich wie mit der Pralinenschachtel, du weißt nie, was du bekommst. (Beste Grüße an Forrest Gump)

Am Nachmittag hat endlich die Verbindung über Iridium funktioniert und wir haben einen aktuellen Wetterbericht per Satellit erhalten. Dies ist unser erster Wetterbericht seit La Palma. Ab Samstag Nacht breitet sich ein großes Flautengebiet aus. Wir hoffen, dass wir dies mit einem Generalkurs von 230 ° auf relativ kurzem Weg durchfahren können.

Ach ja, wir sind endlich unserem Problem mit dem Generator auf die Schliche gekommen! Das hat uns ja schon seit Kiel beschäftigt, der Generator läuft zwar gut, liefert aber nicht zuverlässig Strom. Häufig lädt er erstmal für ca 5 Minuten, bricht ab und startet den Ladevorgang im Minutentakt wieder neu, bricht aber nach kurzer Zeit immer wieder ab. Das ist sehr ärgerlich, schließlich ist das Gerät fest eingeplant in unser Energie-Management als Ergänzung zu den Solar-Panels. Wir haben in verschiedenen Häfen Techniker befragt, keiner wußte eine Lösung. Generator ist neu und funktioniert einwandfrei, das Victron-Ladegerät funktioniert auch. In Santa Cruz de La Palma hatten wir noch mal einen Monteur an Bord, der schließlich mit dem Tipp kam, dass das Victron-Ladegerät vielleicht einfach überhitzt und deshalb abschaltet. Das könnte natürlich sein, es ist schließlich jetzt viel wärmer als letztes Jahr in der Ostsee. Dietrich baut einen Ventilator vor das Victron zur Kühlung. Das funktioniert in der einen Nacht schon mal gut. In der nächsten Nacht jedoch wieder nicht. Und dann kommen wir endlich drauf, dass der Generator schlicht zu viel Ladestrom liefert und das Victron immer zwischen 8,5 und 9,0 Ampere (bei 230 V) abregelt. Ach! Wir haben doch einen Regler für den Ladestrom-Begrenzer, den stellen wir nun auf 85 Ampere ein und schon funktionieren die beiden Geräte im System miteinander. Der Generator liefert Strom und das Victron lädt. Klasse, na endlich!

Samstag, 03.12.2022
Auf See, Tag 5
Mittagsposition: 23°20´N; 023°46`W;
zurückgelegte Strecke: 481 Sm

Die Nacht von Freitag auf Samstag war schon mühselig, wenig Wind, zu viel Welle. Wir segeln so lange es irgendwie möglich ist, bei Sonnenaufgang ist der Wind dann erstmal weg – so ganz und gar weg. So was haben wir ja erwartet, jedoch eigentlich erst am Samstag Abend. Hilft ja nix, der Motor muß helfen.

Nachmittags ziehen jede Menge Regenwolken auf, spenden angenehmen Schatten und lassen kurzfristig auf lokalen Wind hoffen. Wir nehmen jede Gelegenheit mit und segeln die Böen aus. Die große Dünung hat nachgelassen, so dass wir über Nacht auch mit schwachem Wind noch unter Genua segeln können. Der Mond ist fast voll und macht die Nacht sehr schön hell. Vor einer großen Regenwolke sehen wir einen Mondlicht-Regenbogen. Fahl und sehr zart, mit nur einer ganz schwachen Ahnung der Spektralfarben, aber ganz klar als Regenbogen zu erkennen. Hatten wir noch nie so gesehen, ganz toll!

Sonntag, 04.12.2022
Auf See, Tag 6
Mittagspos: 21°59´N; 024°21`W;
zurückgelegte Strecke: 575 Sm

Am frühen Morgen macht Dietrich die Maschine wieder an, der Wind ist nun völlig verbraucht. Gestern hatten wir im aktuellen Wetterbericht per Satellit bereits gesehen, dass sich die Hochdruckzone nördlich der Kap Verden weitläufiger ausbreitet, als ursprünglich angekündigt. Vor allen nach Westen. Die letzten Tage haben wir Wind und Welle so gut wie möglich genutzt und sind Richtung Südwest gelaufen. Immer auch in der Hoffnung, hier einen nur schmalen Flautenbereich durchfahren zu können. Leider hat sich das Wetter nun anders entwickelt und wir haben deshalb unseren Kurs nach Süden, direkt auf die Kap Verden geändert. Aktuell sieht es so aus, als müssten wir dort dann auf den passenden Wind warten. Mal sehen, wie die weitere Entwicklung sein wird.

Dietrich macht ein tolles Rührei zum ausgiebigen Sonntags-Frühstück, wir freuen uns über diesen besonderen 2. Advent unter subtropischer Sonne bei 31°. Heute können wir das ruhige Wetter nutzen, ein paar Dinge an Deck wieder in Ordnung zu bringen, was sich bei den höheren Wellen in den letzten Tagen eher nicht so anbot. Gleich in der ersten Nacht, nachdem wir La Palma verlassen hatten, war in meiner Wache plötzlich die Baumfock ausgerauscht. Das Segel ließ sich problemlos wieder bergen, aber die Halterung von Ausholer und Schot an der Baumnock hatte sich zerlegt. Wir vermuten, dass die bewegliche, drehbare Halterung mit einer Schraube in der Baumnock befestigt war. Dort war jetzt nur noch ein Loch zu sehen, die Mutter auf der Gegenseite liegt wahrscheinlich unereichbar am anderen Ende im Baum der Fock. Wir hatten schon mal probiert, die Kappe, mit der die Baumnock verschlossen ist (und in der sich das Loch befindet), abzuschrauben, die Schrauben sind jedoch so sehr im Aluminium korrodiert, das sie sich kein Stück bewegen ließen. Nun haben wir eine Befestigung improvisiert, in der ein Aug-Schäkelbolzen, ein knapper Meter 4 mm starken, hochfesten Dyneema-Seils  und eine große Schelle die zentralen Rollen innehaben. Die Details lassen sich hier schlecht beschreiben, aber es funktioniert! Somit wäre die kleine Fock auch wieder einsatzklar, wenn wir denn Wind hätten.

Nach diesem erfolgreichen Einsatz an Deck machen wir uns am Nachmittag einen schönen 2. Adventssonntag, verzichten auf Glühwein und nehmen stattdessen eine kalte Cola am großen Pool.

Montag, 05.12.2022
Auf See, Tag 7
Mittagsposition: 20°03´N; 024°43`W;
zurückgelegte Strecke: 695 Sm

Heute haben wir die Bordzeit auf UTC – 1 umgestellt. Das entspricht der Zeitzone der Kap Verden und nun haben wir 2 Stunden Differenz zur MEZ. D.h. wenn es in Deutschland morgens um 8.00 Uhr ist, ist es bei uns erst 06.00 Uhr. In der Karibik wird die Zeit schließlich UTC – 4  sein, die Zeitdifferenz zu Europa wird entsprechend 5 Stunden betragen. Wir bitten schon jetzt einmal darum, dies bei der Kommunikation zu bedenken.

Für Interessierte wollen wir hier mal kurz unser Wachsystem beschreiben: Rund um die Uhr muß mindestens einer von uns wach und zuständig sein für alle seglerischen und navigatorischen Aufgaben. Das haben wir wie folgt unter uns aufgeteilt:
Von 00.00 bis 04.00 Elke,
von 04 bis 08.00 Dietrich,
von 08.00 bis 12.00 Elke,
von 12.00 bis 16.00 Dietrich,
von 16.00 bis 20.00 Elke und
von 20.00 bis 24.00 Dietrich.
Wache haben heißt im Segelbetrieb im Cockpit sitzen, bei Maschinenfahrt ggfs. auch drinnen. Mindestens alle 15 Minuten muss der/die Wachhabende raus und schauen ob am Schiff und im Umfeld alles in Ordnung ist. Nachts war bis vor kurzem immer komplettes, wasserdichtes Segelzeug angesagt, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit oder weil es eben auch mal regnet. Ebenso verlässt niemand nachts das Cockpit Richtung Vorschiff, wenn nicht der jeweils andere im Cockpit ist. Sicherungsgurte sind in jedem Fall zu verwenden, sobald das Cockpit verlassen wird.

Als Tagesstruktur für die Mahlzeiten hat sich herauskristallisiert, dass wir gegen 11.00 gemeinsam frühstücken, im Laufe des Nachmittags einen Zwischensnack nehmen und zwischen 18.00 und 20.00 kochen und zu Abend essen. In der Tagzeit zwischen Frühstück und Abendessen sind wir i.d.R. beide wach und kümmern uns u.a. um kleine Reparaturen und Wartungsarbeiten, oder genießen einfach das segeln. Falls es in der nächtlichen Freiwache nicht genügend Schlaf gab, muß der natürlich auch noch nachgeholt werden.

Aaah, es gibt doch noch eine ausgleichende Gerechtigkeit! Heute kommt der Wind zurück. Da wir nur eine sehr lange Dünung und sonst so gut wie gar keine Welle haben, reichen uns die 7 – 10 Knoten Ostwind, um mit 5 bis 7,5 Knoten Fahrt sehr entspannt Richtung Kap Verden zu segeln. Wir gleiten so dahin, ein toller Tag, um das Segeln einfach zu genießen! Dies versöhnt uns mit den unzureichenden Windbedingungen der letzten Tage. Auch nachts macht der helle Vollmond das segeln zum Genuß.

Dienstag, 06.12.2022
Auf See, Tag 8
Mittagsposition: 18°2´05N; 024°57`W;
zurückgelegte Strecke: 814 Sm

Land ahoi! Als sich die Wolken am Horizont ganz plötzlich aufgelöst haben, heißt es beim nächsten Rundumblick um 11.30 Uhr plötzlich „Land in Sicht“. In rund 60 Seemeilen Entfernung sehen wir Steuerbord voraus eine Insel. Dies muß Santo Antao sein, die nördlichste Insel der Kap Verden. Und die ist schon ganz schön groß.

Wir nutzen den Wind, um uns in eine möglichst gute Ausgangsposition zu bringen, um morgen früh nach Mindelo einzulaufen.

Mittwoch, 07.12.2022
Ankunft Mindelo,
zurückgelegte Strecke: 899 Sm

Über Nacht haben sich mehrere Yachten eingefunden, die anscheinend den selben Plan haben wie wir. Leider verlässt uns nachts der Wind, ohne Segeldruck wird es noch mal eine ganz schön schaukelige Angelegenheit. Schließlich starten wir gegen 04.00 Uhr die Maschine, damit wir zu Tagesbeginn bis vor die Einfahrt kommen.

Ansteuerung Mindelo

Als wir in die Bucht von Mindelo einlaufen, liegt dort die Alexander von Humboldt II vor Anker. Na, da fahren wir erstmal vorbei und sagen hallo.

Gegen 9.00 erreichen wir die Marina, just in dem Moment kommt uns „Helacious“ entgegen. Sie fahren gerade zum Tanken und brechen dann auf, Richtung Karibik. Wir werden von einem Dinghi der Marina in Empfang genommen und zum Liegeplatz geleitet. Die Jungs helfen noch kurz mit den Leinen und dann liegen wir mit dem Bug zum Steg und das Heck fest an einer Mooringboje. Oh, unser Bug ist mehr als einen Meter hoch über dem Schwimmsteg, das ist sehr hoch. Da müssen wir erstmal unsere kleine Trittleiter aus der Backskiste kramen, sonst kommen wir nur mir Schwierigkeiten von Bord und gar nicht mehr zurück.

Wir melden uns im Hafenbüro an und werden von dort zur „Immigration“ und zur „Marine Police“ geschickt. Dort klarieren wir ein, anschließend nehmen wir einen kleine Stärkung in der floating Bar direkt am Hafen. Eine sehr coole Location mit dem Dinghi-Dock für alle Yachten, die in der Bucht vor Anker liegen. Hier herrscht ein sehr lebendiges Treiben und eine sehr entspannte Atmosphäre, gefällt uns alles sehr gut. Und dann haben wir noch etwas Schlaf nachzuholen.

Nachmittags kommen wir gleich mit diversen anderen Seglern in´s Gespräch, es ergibt sich ein sehr unkomplizierter Informationsaustausch. Wir stellen fest, dass wir mit unserer Route von den Kanaren hierher gar nicht so falsch lagen. Boote, die weiter östlich gefahren sind, mussten offensichtlich deutlich mehr motoren, das beruhigt uns sehr. Auch stimmen unsere Wetterprognosen mit anderen überein, ab Samstag soll es wieder Wind geben.

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