
Vögel ums Schiff
Wir bekommen Besuch: es beginnt ganz harmlos, einige Tölpel und Galapagos Möwen umkreisen uns. Hübsche Vögel! Dann sitzen die Ersten auf den Solarpanels und sehen ganz niedlich aus. Als wir anschließend die großflächige Verunreinigung auf den Solarzellen entdecken, ändert sich unsere Meinung über die Tiere grundlegend.
Auf dem Bugkorb hat sich derweil ein Tölpel niedergelassen und wehrt zunächst weitere Interessenten an diesem Logenplatz beharrlich ab. Irgendwann haben sich dann doch weitere Tölpel dazu gemogelt, zum Sonnenuntergang sitzen Fünf auf dem Bugkorb und sehen vor dem rötlichen Himmel ganz romantisch aus. Über Nacht werden es immer mehr, am nächsten Morgen zählen wir zwölf Tölpel am Bug.
Es ist kaum zu übersehen, wie sich das Deck unter ihnen verfärbt. Oha, das ist gar nicht gut, wir müssen intervenieren. Die Vögel sind sehr beharrlich, auch unsere Anwesenheit in direkter Nähe stört sie kaum. Zumindest nicht so sehr, dass sie wegfliegen, dafür muß man sie schon schubsen oder mit dem Wasserschlauch draufhalten. Erstaunlich, wahrscheinlich sind die Vögel es auf den Galapagos-Inseln so gewohnt, dass Menschen ihnen nichts tun, so dass sie keinerlei Angst vor Menschen haben. Wir vermissen ein wenig den Respekt vor uns.
Aber zum Glück haben wir ja den Seewasser-Deckwasch-Anschluß am Bug und bei relativ ruhiger See schrubbt und spritzt Dietrich den Dreck wieder weg. Der Guano ist sehr hartnäckig, das Schrubben ist aufwändig und richtig harte Arbeit. Nachdem das Deck gereinigt und die Vögel verscheucht sind, installieren wir Flatterbänder über Seereling, Bugkorb und Anker, um Wiederholungstäter vom erneuten Landen abzuhalten.
Bei den Tölpeln haben wir, von einigen wenigen hartnäckigen Ausnahmen abgesehen, damit Erfolg. Nicht jedoch bei den (wirklich sehr hübschen) Galapagos-Möwen. Sie erschrecken uns nachts ein ums andere Mal, wenn sie im Licht unserer grünen Buglampe jagen. Auf ihrem weißen Gefieder reflektiert das grüne Licht, so dass es aus den Augenwinkeln wie der Schimmer einer grünen Positionslaterne eines anderen Schiffes wirkt. Schockmomente!
Nach erfolgreicher Jagd ruhen sie sich dann ein bisschen auf den Solarpanels aus, um zu verdauen. Nun entwickelt sich ein morgendliches Ritual, dass Dietrich die Solarpanels von den Hinterlassenschaften der Vögel reinigt, um die entstandene, großflächige Abschattung zu beseitigen. Dies erfordert eine sehr akrobatische Übung.
Vögel am Heck über unseren Solarpaneelen. Darunter unser Obst- und Gemüselager im Netz.
Lage nach Stb
Wir lernen wieder neu, was es bedeutet, dauerhaft auf Stb-Bug zu segeln. Über den Atlantik und bis vor wenigen Tagen hatten wir mit nordöstlichen Winden die Segel auf den langen Passagen (fast) immer auf Bb. Nun ist alles seitenverkehrt, Crew und lose Gegenstände rollen nach Stb. Auch Flüssigkeiten nehmen diesen Weg und finden sich nun an ganz anderen Stellen wieder als bisher gewohnt. Eindrückliche Erfahrung hinterlässt die Kaffeekanne, die in einem kurzen, unbeobachteten Moment in ihrer vermeintlich sicheren Position gekippt ist. Zielsicher lief der Kaffee hinter der Spüle längs und verschwand unter dem Herd. Eine meiner Lieblingsstellen zum ausräumen und reinigen.
Auch wirkt die achterliche Toilette bei Seegang und Lage nach Stb wie ein Schleudersitz und wird eher gemieden. Ebenso ist der Duschablauf achtern nicht wirklich empfehlenswert, wenn man nicht den gesamten Salon fluten möchte. Geduscht wird daher an Deck.