Union Island
Donnerstag, 12.01.2023
Sandy Island – Union Island / Clifton
Na klar, Sandy Island ist ein absolutes Highlight der Antillen, eigentlich könnten wir ewig hier bleiben. Aber, es zieht uns doch weiter, es gibt ja noch eine Menge zu entdecken. Und es ist auch schön, wenn Macarena wieder segelt. Erstmal nur ein sehr kurzes Stück, wir müssen noch zum Ausklarieren in die etwas südlich gelegene Tyrrel Bay.
Nachdem wir die Formalitäten erledigt haben, segeln wir nach Clifton auf Union Island. Die Insel ist nicht weit, gehört jedoch schon zu St. Vincent and the Grenadines, zum Einklarieren müssen wir nach Clifton. Wir kreuzen mit ein paar Schlägen gegen den Wind auf und suchen unseren Weg zwischen den Korallenbänken in die Einfahrt nach Clifton. Hier begrüßt uns ein Mooring Boot und hilft uns beim festmachen an einer der Moorings der Naturparks.
Mit dem Dinghi fahren wir an Land und unter einer Mini-Brücke durch in´s Dinghi-Dock. Es ist nicht weit bis zum Immigration Office, wir sind auch noch rechtzeitig zu den Öffnungszeiten dort, aber man erklärt uns, dass das Office eigentlich schon zu ist und wir doch bitte am Flughafen einklarieren. Hm, das ist wohl eine sehr karibische Interpretation der Öffnungszeiten. Aber der Flughafen ist nicht weit entfernt und so laufen wir dorthin.
Wir sehen eine Mini-Landebahn, auf der auch gerade eine kleine, 2-motorige Propeller-Maschine landet. Die Landung ist spannend, da der Flieger aufgrund der steilen Hügel direkt am Flughafen im schrägen Winkel anfliegt und sehr steil runter geht. Rund 5 Minuten später hebt er auch schon wieder ab.
Nachdem wir das Prozedere des Einklarierens erledigt haben, finden wir ein nettes, kleines Restaurant in karibisch-fröhlichen Pink-Tönen. Die Bedienung ist sehr nett und aufmerksam, auf der Speisekarte stehen lokale Gerichte und wir sind sehr zufrieden mit dem leckeren Essen.
Zurück auf Macarena stellen wir fest, dass der Liegeplatz ziemlich viel Schwell hat, aber für die eine Nacht bleiben wir hier.
Freitag, 13.01.2023
Union Island / Clifton – Chatham Bay
Nach dem Frühstück segeln wir um die Südspitze der Insel zur Chatham Bay. Eine große, natürliche Bucht, die sehr geschützte Ankerplätze bietet. Auf den ersten Blick wirkt die Bucht voll, wir zählen rund 20 Yachten. Aber beim Näherkommen sehen wir, dass es noch sehr viel Platz gibt und ankern auf rund 6 Meter Wassertiefe über hellem Sandboden, der teilweise von Seegrasflecken unterbrochen wird. Auch hier ist das Wasser so karibisch blau, in allen Abstufungen bis hin zu hell leuchtendem Türkis. Wir springen hinein, schnorcheln ein bischen um´s Boot und entdecken gleich eine Anzahl von großen Seesternen auf dem hellen Grund. Und einen gefleckten Rochen mit sehr langem, dünnen Schwanz, der im Sandboden Beute findet. Ja, es gefällt uns sehr gut hier.
Aber – wir sind ja nicht im Urlaub.😊Es gibt immer was zu tun am Boot und in den letzten Tagen ist uns aufgefallen, dass die Kühl-Gefrier-Kombi ständig läuft und sehr viel Strom zieht. Die Box läuft seit Portugal ununterbrochen und wird natürlich bei diesen Temperaturen stark gefordert. Also, alles raus, das Gefriergut möglichst gut vor´m Auftauen schützen und das Gefrierfach abtauen. Das ist gleich eine Chance zur Bestandskontrolle und auch, ein paar Dinge neu zu sortieren. Wir sind froh, als alles wieder an seinem Platz ist und die Anlage nun wieder besser läuft.
Abends wird es richtig dunkel in der Bucht. Es führt keine „richtige“ Straße in die Bucht, an Land gibt es 3 oder 4 kleine Beachbars und -restaurants, weiter hinten ein Hotel-Resort mit kleinen Bungalows. Kein Lärm, keine Autos, keine Lampen außer den Ankerlichtern und Bordbeleuchtungen der Yachten. Sehr beeindruckend, man sieht unheimlich viele Sterne und hat viel mehr Ruhe zum Sterne gucken als auf See.
Samstag, 14.01.2023
Union Island / Chatham Bay
Heute starten wir noch mal den Wassermacher. Den hatten wir in den letzten Wochen bereits mehrmals versucht, zum Laufen zu bringen, jedoch nur mit begrenztem Erfolg. Wir beschließen, das System mit einer Reinigungslösung zu spülen. Dafür sind ein paar Umbauten an den Anschlüssen notwendig. Und dann fluppt ein Hochdruckschlauch vom Regulator ab. Oh, no! Das hat uns gerade noch gefehlt. Wasser läuft in´s Steuergerät, wieder hinaus und in den Schrank. Dietrich muß das ganze Steuergerät ausbauen und wir wischen das ausgelaufene Wasser auf. Dabei stellen wir fest, dass es wohl eine Undichtigkeit am Anschluß der Membrane gab und schon seit längerem unbemerkt eine ganze Menge Wasser in das Staufach unter der Membrane gelaufen ist. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass dieses Fach ganz besonders schlecht zu erreichen ist…
Stunden später haben wir alles trocken gelegt, Dietrich hat den Schlauch und den Regulator wieder montiert, alles ist dicht und wir können mit der Reinigung des Wassermacher-Systems beginnen. Das System zeigt sich etwas widerborstig und es dauert noch einige Zeit, bis sich der Erfolg einstellt und wir Wasser in guter Qualität produzieren können. Solange sieht unser Salon mal wieder aus, als hätte nicht nur eine Bombe eingeschlagen…
Sonntag, 15.01.2023
Union Island / Chatham Bay
Gegen Mittag läuft die „Royal Clipper“ ein 5-Mast-Rahsegler mit über 130 Metern Länge in die Bucht ein und ankert ein Stück weit hinter uns.
Das Schiff wurde im Jahr 2000 von der „Star Clipper“ Reederei als Passagier-Segler gebaut und ist das größte Rah-Segelschiff, das es jemals gab. (Das Schiff wurde nach dem Vorbild der legendären „Preussen“, 1902-1910, gebaut, man hat aber sehr darauf geachtet, dass die „Royal Clipper“ ein wenig größer ist. Größer als die „Royal Clipper“ ist nur die private, hypermoderne und futuristische Segelyacht „A“, aber bei dem Schiff bin ich mir gar nicht sicher, ob ich es tatsächlich als Segelschiff zählen möchte.) Die Passagiere der „Royal Clipper“ werden mit dem Tender an Land gefahren, von dort klingen Calypso-Klänge über die ganze Bucht.
Leider müssen wir uns noch mal mit dem Wassermacher beschäftigen. So toll, wie es gestern Abend den Anschein hatte, arbeitet das Gerät heute leider nicht mehr.
Ach ja, die Geräusche, die wir an platschen, eintauchen und spritzen aus der letzten Bucht von den Pelikanen gewohnt waren, werden hier von den Fischen erledigt. Zwischen den Booten sind ständig Fische am Jagen, die kleinen Schwärme springen aus dem Wasser, es splasht und spritzt immer wieder, manchmal so laut und intensiv, dass man denkt, es kommt ein Paddelboot daher. Die großen Schwärme der kleinen Fische kann man von Bord aus im Wasser sehen, es sieht aus, als schwämme Macarena in „Fischsuppe“.
Montag, 16.01.2023
Union Island / Chatham Bay
Auch heute liefert der Wassermacher leider nur unbefriedigende Ergebnisse. Wir beschließen, die 2. Reinigungslösung einzusetzen. Stunden später ist zumindest die Wasserqualität gut.
Wir drehen noch mal eine größere Schnorchelrunde von Bord aus bis an die Felsküste hin. Plötzlich ist vor uns eine Wand zu sehen. Wie, eine graue Wand?? Wo kommt die denn her? Ein so riesiger und dichter Fischschwarm, dass es von weitem wie eine geschlossene Fläche wirkt, und der sich über den gesamten, sichtbaren Bereich erstreckt. Die Fische sind zwischen 5 und 10 Zentimetern lang und halten sich ganz dicht beieinander. Wenn man die Hand ausstreckt, teilt sich die dichte Fisch-Wolke. Wir lassen sie dann in Ruhe und freuen uns an den tollen Korallen. Hirn- und Fächerkorallen, manche in Röhrenform, andere sehen aus wie Amphoren. Dazwischen tummeln sich allerlei Fische, die sich in ihrer Vielfalt gar nicht beschreiben lassen. Toll!
Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Dinghi an den Strand, zu Vanessa´s Restaurant. Ein Betonklotz im Wasser dient als Dinghi-Dock. Das Restaurant ist eine kleine Hütte mit einem großen, zu allen Seiten offenen Vordach und einigen rustikalen Bänken und Tischen verstreut unter den Bäumen drumherum. Sehr cool, sehr romantisch und natürlich in Pink.
Wir nehmen einen Sundowner zur Happy-Hour und lernen drei nette Schweizer von der „Brainwave“ kennen. Mit Ihnen essen wir später auch zusammen zu Abend, Vanessa serviert eine große Platte mit gegrilltem Red-Snapper, gebratenen Bananen, Kartoffeln und Salat. Ausgesprochen lecker und ein sehr vergnüglicher Abend.
Dienstag, 17.01.2023
Union Island / Chatham Bay
Täglich grüßt der Wassermacher. Das System läuft noch nicht wirklich rund, der Keilriemen quietscht und rutscht immer wieder durch, dadurch kann die Pumpe nicht genug Druck aufbauen. Dietrich ist not amused, aber er nimmt die Herausforderung an. Schließlich kann er die Pumpe soweit ausbauen, dass er den Keilriemen erreichen und spannen kann. Nun endlich quietscht das Gerät nicht mehr, läuft schön leise und siehe da, es liefert volle Leistung und zeigt eine sehr gute Wasserqualität an. So können wir 60 Liter Wasser pro Stunde produzieren. Erfreulicher Weise kann das Gerät über die Batterie mit ausreichend Strom versorgt werden und wenn die Sonnen ordentlich scheint, wird genug Strom von den Solar-Paneelen produziert.
Zwischenzeitlich bin ich dem Unterwasserbewuchs am Rumpf auf den Leib gerückt. Noch ist das, was sich dort ansiedeln will, in einem eher zarten Stadium und lässt sich mit Schwamm und Bürste ganz gut entfernen. Aber Macarena bietet auch unter Wasser eine ordentliche Fläche und da die Arme zu kurz sind, komme ich nur tauchend voran.
Mittwoch, Donnerstag, 18. + 19.01.2023
Union Island / Chatham Bay
Endlich haben wir keine Action mehr mit dem Wassermacher und wir können mit dem Dinghi ein Stück weit die Felsenküste entlang fahren, es dort verankern und vom Dinghi aus schnorcheln gehen. Hier vor der Steilküste ist auch das Jagdgebiet der hiesigen Pelikane, die teilweise direkt neben uns eintauchen. Die beste Technik beim Schnorcheln ist es wieder, sich einfach mit der Strömung treiben zu lassen.
Große Schwärme ganz kleiner Fische begleiten uns und versperren uns manchmal fast die Sicht. Aber wir sehen (u.a.) eine Moräne im schickem Netz-Look, große, sehr bunte (Papageien?)-Fische, große Dunkelblaue mit hellblauem Rand und Fische vieler anderer Farben und Formen zwischen wunderschön mit allen möglichen Korallen bewachsenen, großen Unterwasser-Felsen. Ganz oft ist es so, dass man einen einzelnen Fisch beobachtet und plötzlich noch ganz viele andere Fische auftauchen, die vorher nicht zu sehen waren. Entweder, weil sie so gut getarnt waren oder weil sie sich erst aus ihren Verstecken hervor trauen, wenn man sich eine Weile nicht bewegt. Es ist eine tolle Unterwasserwelt, wie ein schöner, wilder Garten.