Überfahrt von Cartagena zu den San-Blas-Inseln

Überfahrt von Cartagena zu den San-Blas-Inseln

Als wir die Leinen vorbereiten kommt der Skipper der großen Motoryacht rüber und bietet uns an, die Leinen am Steg loszuwerfen. Prima, das ist eine große Hilfe, damit hatten wir um 05:00 Uhr morgens nun gar nicht gerechnet. Als wir noch so beschäftigt sind, sehe ich einige Meter vor dem Hafen einen Fischer im (natürlich) unbeleuchteten Kanu längs paddeln. Oha, da müssen wir aber doch ganz scharf Ausguck gehen, damit wir ihn oder Kollegen nicht über den Haufen fahren. Mit den ganzen Lichtern der Stadt rundum ist es dann auch ein bisschen tricky, den Weg zum betonnten Fahrwasser zu finden. Auf unserer Backbordseite wird wieder ein großer Frachter von zwei Schleppern bugsiert, Wassertaxis flitzen hin und her und auch mehrere unbeleuchtete Schlauchboote sausen an uns vorbei. Alles geht gut und als wir in den großen, südlichen Teil der Bucht einfahren, wird es schon ein kleines bisschen hell. Wir laufen durch die südliche Passage bei Boca Chica aus und fahren an vielen Tankern und Ölterminals vorbei. Die sehen im intensiven Sonnenaufgang sogar ein bisschen romantisch aus.

Das Fahrwasser ist hervorragend betonnt und an wichtigen Stellen stehen Leuchttürme. Die eigentliche Ausfahrt ist natürlich auch auf beiden Seiten von historischen Festungen gesäumt. Dann sind wir draußen, tschüss Cartagena, das war ein ganz toller Aufenthalt für uns.

Dicht unter Land ist erstmal gar kein Wind, dafür kommt die Welle von der Seite. Wir schaukeln einige Meilen dahin, bis wir am ersten Wegpunkt den Kurs etwas südlicher absetzen können. Einige Zeit später gibt es dann auch genug Wind zum Segeln. MACARENA kommt gut voran, aber je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto höher wird die See. Mit gut 3 m Welle schräg von achtern wird die Fahrt nicht komfortabel. Zumal auch noch die Strömung gegen die Welle steht und somit auch gegen uns. Zum Abend hin holen wir noch mal einen Wetterbericht, es soll bei rund 20 Knoten Wind bleiben. Dann lassen wir die Genua ungerefft und nehmen so viel Geschwindigkeit mit, wie eben geht. Die Nacht wird sehr dunkel, nur die ersten zwei Stunden erfreuen wir uns an einer sehr schmalen Mondsichel, bevor diese sich auch im Westen verabschiedet. Natürlich gibt es dann in der schwarzen Nacht einige längere Phasen mit Mittelwinden um 25 Knoten und Böen bis 28 Knoten. Das fühlt sich im Dunklen gar nicht so gut an. Da wir nach wie vor stark in der Welle rollen, wird jeder Gang an Bord zur Herausforderung und das Schlafen in der Freiwache nicht so einfach. In meiner 0-4 Wache höre ich plötzlich ein mächtiges Donnern hinter mir. Als ich mich umdrehe, sehe ich nur noch eine weiße Wand. Ein großer Brecher bricht direkt hinter uns und produziert eine mächtige Gischtwand über uns. Owei, ich sitze wie das Kaninchen vor der Schlange, halte mich fest und bin überzeugt, das die Welle gleich durch´s Cockpit spült. Glück gehabt: im letzten Moment hebt sich das Heck von MACARENA und die Welle gleitet mit großem Gebrüll unter uns durch. Uff! Zur Sicherheit haben wir den unteren Teil von unserm Steckschott im Niedergang eingesteckt, aber ob das ausgereicht hätte? Ich bin erstmal nur sehr erleichtert, das unser Heck offensichtlich gut konstruiert ist und bislang immer rechtzeitig angehoben wurde. Hoffen wir, dass sich dies auch in Zukunft so bewährt.

Die Fahrt zieht sich, schließlich wird der Wind weniger, die Welle bleibt und wir müssen die letzten 25 Meilen den Motor zu Hilfe nehmen, um noch im Hellen anzukommen. Als dann die San Blas Inseln in Sicht kommen, ist es sehr beeindruckend, wie sehr sich die Wellen über den Riffen vor der Küste auftürmen. An einigen Stellen 4-5 m, wir machen respektvoll einen großen Bogen. Wir navigieren exakt mit der elektronischen Seekarte und dem Handbuch zum Vergleich. Unsere Karten stimmen zum Glück mit der Realität überein und vorsichtig tasten wir uns durch die Riffe der „Holandes Cays“ bis hinter die kleine Insel Banedup.

Ui, hier liegen eine Menge Yachten, aber wir finden doch noch ein gutes Plätzchen für MACARENA. Der Anker fällt auf 15 m Wassertiefe und hält gut. Direkt vor uns entdecken wir dann eine deutsche Flagge und winken. Als wir unser Boot versorgt und es uns gerade im Cockpit gemütlich gemacht haben, kommt ein Dinghi vorbei. Es ist Siggi, er liegt steuerbord vor uns und erzählt, dass sich die deutschen Segler gerade auf dem Katamaran auf ein Sundowner-Bier treffen wollen, wir seien herzlich dazu eingeladen. Toll, das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Siggi nimmt uns mit und so lernen wir gleich noch die Crews von drei deutschen Booten kennen. Ohne es zu ahnen, haben wir sozusagen im deutschen Eck geankert. Natürlich gibt es viel zu erzählen und wir verbringen zwei unterhaltsame Stunden auf dem Katamaran „PIA“. Dann nimmt Siggi uns wieder mit zurück. In der Zwischenzeit ist es so was von stockdunkel geworden. MACARENA liegt nur rund 50 m entfernt, wir haben vorhin im eiligen Aufbruch vergessen, das Ankerlicht an zu machen und wir können es ohne Suchscheinwerfer kaum ahnen, wo unser Boot liegt.

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