Überfahrt Fakarava -Tahiti: gut geschüttelt
In den nächsten Tagen beobachten wir intensiv die Wetterentwicklung und suchen nach einem passenden Wetterfenster für die Überfahrt nach Tahiti. Vielleicht am Dienstag? Oder besser erst Mittwoch? Schließlich entscheiden wir uns, am Mittwochabend loszufahren und das Stauwasser (Slack) bzw. die anschließend ablaufende Ebbe am Nordpaß zur Ausfahrt aus dem Fakarava Atoll zu nutzen. Die Deckscrew möchte lieber noch einen mächtigen Regenschauer vor dem Hieven des Ankers abwarten, dann geht es los. Der Anker kommt zum Glück ohne größere Probleme hoch. Kurz nach dem angekündigten Slack sind wir am Nordpaß. Die auslaufende Strömung setzt mit dem Wind und beträgt ca. 2-3 Knoten. Dennoch zeigen sich schon wieder ganz ausgeprägte Wellen im Bereich des Hauptstroms.
Im freien Wasser baumen wir die Genua aus und können uns im letzten Tagelicht dem Feintrimm widmen. Das geschützte und ruhige Wasser hinter Fakarava nutzen wir gleich auch noch zum Abendessen. Zum Glück! Kaum kommen wir hinter der Abdeckung von Fakarava hervor, setzt eine wirklich unangenehme Welle schräg von der Seite. Oops, Schwell und Windsee verbünden sich und MACARENA rollt annähernd im Sekundentakt von einer Seite auf die andere. Gar nicht schön! Gut verkeilt und ordentlich festgehalten bewältigen wir diesen Streckenabschnitt.
Als ich um Mitternacht die Wache übernehme, haben wir uns einigermaßen an das Rollen gewöhnt, vielleicht haben sich die Wellen auch ein bisschen beruhigt. Zumindest läuft MACARENA bei Wind zwischen 20 und 25 Knoten ganz flott. Morgens gegen 2.00 Uhr erkenne ich schemenhaft eine sehr dunkle Front von achtern aufkommen. Der Wind nimmt zu, es fängt an zu regnen. Ein paar Böen bis 28 Knoten, das liegt knapp über den Vorhersagen des Wetterberichts. Das ist nix, was MACARENA oder der Crew etwas ausmacht. Dann lässt der Wind wieder nach, ich schaue mich um, hinter uns ist nur so ein diffuses dunkles Grau zu erkennen. Das scheint wohl noch nicht alles gewesen zu sein mit dem Regen… Auf einmal kommt eine sehr heftige Böe von achtern, begleitet von mächtigem Regen. MACARENA luvt in der Böe an, der Autopilot reagiert zu langsam, ich steuere von Hand. Gerade sehe ich 32 Knoten Wind, dann nehmen Wind und Regen noch mal zu und sehe ich eigentlich gar nichts mehr. Die Instrumente am Niedergang sind vor lauter Regen überhaupt nicht mehr zu erkennen und auch die Anzeigen am Steuerstand kann ich nicht mehr ablesen. Alles sieht aus wie unter einem Wasserfall. Natürlich ist auch meine Brille von innen und außen voller Tropfen, das einzige, was noch eine Orientierung gibt, ist die fliegende Gischt und der streifige Regen auf den Wellenkämmen. In der Richtung halte ich MACARENA am Laufen. Uiuiui… Plötzlich gibt es noch einen Winddreher und MACARENA liegt stabil auf der Backbord-Seite, ich auch. Äh, was war das jetzt? Nach wie vor sehe ich nicht viel, aber es gibt nur eine Erklärung, die ausgebaumte Genua ist back geschlagen. Was es nicht alles gibt. Meine Knie sind etwas weich, aber ich bekomme MACARENA wieder zurück auf Kurs. Uff, jetzt sind die Mega-Böen erstmal durch und MACARENA lässt sich wieder steuern. Zum Glück kommen jetzt die Wellen mehr oder weniger direkt von achtern und wir machen mit der Genua im ersten Reff über 8 Knoten Fahrt. Bis zum Ende meiner Wache bin ich gut beschäftigt. Es ziehen noch zwei weitere Regenfronten mit ähnlichen Windgeschwindigkeiten über uns hinweg, jedoch nicht mehr mit so einem Wasserfall-Regen. Auch Dietrich bleibt in seiner Wache nicht davon verschont, erst gegen Sonnenaufgang lässt der Wind etwas nach und bleibt unter 30 Knoten. Den restlichen Donnerstag laufen wir mit raumschots Kurs, alle weiteren Aktivitäten unsererseits sind sehr reduziert. Essen ist grad nicht so interessant, wir versuchen, in der Freiwache möglichst irgendwie zu schlafen. Die Wellenhöhe schätzen wir auf gut 3,50 m, das ist immer noch herausfordernd. Im Laufe des Tages lassen Wind und Welle dann soweit nach, dass es sich wieder wir ganz normales Segeln anfühlt und die Nacht von Donnerstag auf Freitag ist zwar immer noch mit Böen bis 28 Knoten gespickt, jedoch trocken und der fast noch volle Mond beleuchtet die aufgewühlte See. Das war ja garstig.
Freitag früh kommt dann Tahiti in Sicht. Der Wind weht immer noch mit über 20 Knoten, das bringt uns gut voran. Die Wettervorhersage hatte ja damit gedroht, dass der Wind am Freitag unter 10 Knoten fällt, das wäre nun ganz schlecht gewesen für unsere Überfahrt. Auf jeden Fall sind wir sehr froh, dass wir unser Ziel schon fast erreicht haben und erfreuen uns an den steilen, grünen Bergen Tahitis. Vor dem Passe de Papeete rollen wir die Genua weg und melden uns über Funk bei der Port Control. Hier im relativ engen Fahrwasser zwischen der Insel und dem Saum-Atoll müssen alle Boote auch jeweils über Funk eine Erlaubnis einholen, bevor sie die Start- und Landebahn des Flughafens kreuzen wollen. Am westlichen Ende der Landebahn bekommen wir dann die Anweisung, zu warten. Es ist nur eine der kleinen Privat-Maschinen, die vor uns landet, aber in der Zeit darf kein Boot die Verlängerung der Landebahn queren.
Bei der „Marina Taina“ an der Nordwestseite Tahitis melden wir uns über Funk und ein Boot weist uns zu einem Liegeplatz und hilft uns, die Mooringleinen aufzunehmen. Wir machen alle Leinen fest, klaren MACARENA auf und machen auf dem Weg zum Hafenmeister eine erste Erkundungstour durch die große Marina. Dies ist der erste Hafen seit Panama-City für uns, d.h. seit rund einem halben Jahr. Wir freuen uns, dass wir schon ganz schön weit gekommen sind!
Hier unsere weitergeführte Törnkarte: