Tobago Cays
Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag, 20. – 23.04.2023
Fort-de-France, Martinique
Am Donnerstag verholen wir MACARENA wieder zurück in die bekannte Marina in Fort-de-France. Es gibt einiges zu tun, bevor am Sonntag Abend unsere Freunde aus Xanten anreisen. Einen großen Berg Wäsche waschen, die Toilette vorn benötigt eine Komplett-Wartung inklusive Reinigung und Tausch aller Dichtungen, der Gefrierschrank will abgetaut werden und da es mittlerweile vermehrt regnet, ist es höchste Zeit die Sprayhood neu zu imprägnieren. Noch ein bisschen hier und da was am Schiff erledigen und der Großeinkauf für den nächsten Törn Richtung Süden.
Am Sonntag nehmen wir uns noch die Zeit für einen Ausflug in den botanischen Garten „Balata“ in den Bergen nördlich von Fort-de-France. Dies ist ein sehr empfehlenswerter, toll angelegter Dschungel-Garten in den steilen Bergen.
Begeistert fotografieren wir die riesigen Palmen, dichten Bambus und all die faszinierenden Blüten.
Galerie: Botanischeer Garten Fort de France
Galerie: Blütenpracht
Wir steigen in die Baumwipfel und bewundern den Park aus luftiger Höhe auf den Hängebrücken-Pfaden.
Das absolute Highlight bilden die Kolibris, die an einer Stelle gefüttert werden und emsig heran schwirren, um den süßen Saft aus den Futterstellen zu saugen. So faszinierend anzusehen, wie sie quasi in der Luft stehen und dann in schnellem Umschalten davon sausen. Je nachdem, wie das Licht auf sie fällt, schillern sie wunderbar in verschiedenen Farben. Wir können uns kaum sattsehen an dem tollen Schauspiel.
Abends holen wir dann unsere Freunde Christiane und Jens am Flughafen ab. Wir freuen uns sehr, dass sie gut angekommen sind, ihr Flieger war ziemlich pünktlich und wir können abends noch im Hafen lecker essen gehen und klönen.
Montag, 24.04.2023
Fort-de-France – Petit Anse d´Arlet, Martinique
Wir geben den Leihwagen ab, kaufen noch ein paar frische Sachen und frühstücken ausgiebig zu viert im Cockpit. Danach wollen wir ausklarieren und nur einen kurzen Trip in eine der gegenüberliegenden Buchten machen, damit die beiden sich erstmal aklimatisieren können. Ein guter Plan – bis wir erfahren, dass wir heute im Hafen nicht ausklarieren können, da der PC defekt ist. Mit einem deutlich hörbaren PLOPP platzt unsere Tagesplanung. Ausklarieren müssen wir, aber wo? Im Hafen in Fort-de-France? Nicht schön, und außerdem müssen wir dann das gut verzurrte Dinghi nur für´s ausklarieren wieder ablassen und wieder neu verzurren. Wir gehen die Buchten auf der anderen Seite durch, in denen wir bei dem aktuellen (ungewöhnlichen) Süd-Westwind ankern und ausklarieren können. Die Auswahl ist nicht groß, taktisch am günstigsten gelegen wäre Saint-Anne an der Süd-Ostecke der Insel. Wir machen uns auf den Weg, jedoch ist ab Cap Salomon der Wind alle. Da wir keine Lust haben, nun die ganze Strecke zu motoren, beschließen wir, in der Petit Anse d´Arlet zu ankern, hier können wir auch ausklarieren. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, gehen wir noch eine Runde am Riff schnorcheln. Zwischendurch frischt der Süd-West-Wind doch wieder etwas auf und wir liegen sehr ungeschützt und unruhig. Abends wird es bald zum running gag, wenn wieder eine/r von uns mit Überzeugung feststellt, „dass der Schwell nun aber doch schon ruhiger geworden ist“. In der Nacht lässt er dann tatsächlich nach, so dass die erste Nacht vor Anker für unsere Freunde ganz verträglich wird.
Dienstag, 25.04.2023
Petit Anse d´Arlet, Martinique – Rodney Bay, Saint Lucia
Bis um die Südwest-Spitze Martiniques müssen wir noch motoren. Als wir den „Diamond Rock“ passiert haben, setzen wir Segel und laufen bei rund 10 Knoten Wind aus Süd-Ost erstmal gen Osten. Ein paar Meilen vor Saint-Anne ändern wir dann den Kurs gen Süden. Der Wind erfüllt wieder mal die alte Navigations-Formel, dass das Ziel genau da liegt, wo der Wind herkommt… Und ab Mittag ist der Wind so schwach, dass wir damit beim besten Willen nicht mehr segeln können. Schweren Herzens starten wir die Maschine und bergen die Segel wieder. So schwachwindig kennen wir die Karibik gar nicht. Na ja, wir motoren gen Saint Lucia und laufen in die große Bucht „Rodney Bay“ ein. Pünktlich geht ein mächtiger Regenschauer nieder. Die Sicht ist schlecht und wir entscheiden uns, diese Nacht erstmal hier vor Anker zu bleiben. Es regnet immer wieder und wir haben allmählich eine Vorstellung davon, wie die Regenzeit hier ist.
Mittwoch, 26.04.2023
Rodney Bay, Saint Lucia
Morgens ist das Wetter gar nicht so schlecht, wir können im Cockpit frühstücken und zwischen zwei Regenschauern laufen wir in die Rodney Bay Marina ein.
Ein beeindruckend großer Hafen mit einer tollen Steganlage. Wir wollen einklarieren und müssen noch ein Problem mit unseren in Martinique erworbenen Telefonkarten klären. Trotz vorheriger Anmeldung per Sailclear dauert es ganz schön, bis wir einklariert haben und auch die Action mit Digicel wegen der Telefonkarten braucht einige Zeit, so dass wir uns hinterher mit einem kleinen Mittagssnack am Hafen belohnen. Außerdem können wir so einen der vielen Regenschauer abwettern. Eigentlich schauert es den ganzen Tag über. Christiane und ich versuchen, die kurzen trockenen Pausen für die Wege zu nutzen.. Jens und Dietrich nutzen die das Regenwetter, um endlich die Waschmaschine zum laufen zu bringen, so hat doch alles sein Gutes!
Donnerstag, 27.04.2023
Rodney Bay, Saint Lucia – Soufriere, Saint Lucia
Da es leider nicht möglich war, auch für die Crew bereits in Rodney Bay auszuklarieren, müssen wir noch mal im Süden Saint Lucias zu Immigration, um unsere Ausreisestempel zu holen. MACARENA ist bereits ausklariert.
Wir starten rechtzeitig, um zu den Öffnungszeiten der Immigration anzukommen. Das Wetter ist heute deutlich besser, wir freuen uns sehr, dass es trocken bleibt und es auch etwas Wind gibt. Entlang der Westküste Saint Lucias können wir sehr angenehm ohne nennenswerte Welle segeln und lassen die Landschaft der Insel an uns vorbei gleiten. Vor Soufriere dann das altbekannte Spielchen: schon vor dem Einlaufen in die Bucht kommt das erste Boot längsseits und will uns eine Mooring vermieten. Naja, wenn´s denn klappt, soll es uns recht sein. Eine Mooring brauchen wir auf jeden Fall. Es klappt und die Jungs machen uns an einer Mooring der Fischer unweit vom Dinghi-Dock des Ortes fest. Prima, außerdem bietet er uns das Boot-Taxi an, um uns zum Anleger zu fahren. Auch gut. Wir vereinbaren eine Rückfahrt in 2 Stunden, um ein bisschen Zeit für die Immigration und Sightseeing im Ort zu haben. Und dann geht an Land alles ganz schnell. Immigration ist nach 5 Minuten erledigt, der Rundgang durch den Ort dauert mit Einkauf im Supermarkt, Besichtigung der Kirche, Bewundern von Kolibris und allen Sehenswürdigkeiten des Ortes aufgerundet 30 Minuten. So bleiben uns rund Eineinhalb Stunden für karibische Entspannung am Dinghi-Dock.
So weit so gut, wir sind ja im Urlaub. Nicht ganz so begeistert sind wir, dass die Fischer am Abend lautstark Party direkt am Ufer unweit unseres Liegeplatzes machen. Nicht einfach nur so eine Party, sondern sie haben sich einen DJ geleistet, der singt und dem Publikum (das nicht zu sehen ist) einheizt. Anscheinend handelt es sich um einen Wettbewerb nicht nur um die lauteste sondern auch die schlechteste Musik der Insel zu spielen. Es ist einfach furchtbar, es ist nicht möglich, dass wir uns an Bord unterhalten. Nach dem Essen gehen wir genervt unter Deck, weil die Lautstärke dort zumindest etwas gedämpft ist. Kaum sind wir unter Deck, endet der Lärm. Zum Glück! Wir fragen uns, ob wir wohl das einzige Publikum waren…
Freitag, 28.04.2023
Soufriere, Saint Lucia – Bequia
Um 6.00 Uhr geht der Wecker, wir haben heute eine ordentliche Strecke vor uns. Wir lösen die Mooringleinen und fahren zum Sightseeing noch ganz dicht an den beiden Pitons längs. Beeindruckende Berge und tolle Kulisse, im frühen Morgenlicht auf unserer Seite noch etwas im Schatten, aber auch das ist eine tolle Stimmung. Dann gibt es Frühstück auf See und wir setzen die Segel. Der Wind kommt ziemlich genau aus Ost und wir können so gut Höhe laufen, dass wir den Plan fassen, St. Vincent auf der Luvseite zu passieren. Letztes Mal hatten wir in Lee der hohen Insel doch sehr viel Abdeckung und konnten kaum segeln. Wir kommen bis an die Nordspitze St. Vincents gut voran, dann haben wir etwas zuviel Abdrift und machen einen Holeschlag.
Ähm, tja, wo fahren wir denn jetzt hin??? Nach der nächsten Wende sieht unser Track auf der elektronischen Seekarte fast aus wie eine Großsegler-Wende. Wir verlieren Raum nach Lee bei der Wende! Da geht doch etwas nicht mit rechten Dingen zu! Nach einiger Zeit sind wir in etwa wieder dort, wo wir das Manöver begonnen hatten. Wir testen verschiedene Kurse und stellen fest, dass wir keine Chance haben, die Insel in Luv zu passieren. Hier setzen mehr als 3 Knoten Strom gegenan. Also Planänderung und wir nutzen den Strom in die andere Richtung, sausen die Nordküste gen Westen entlang und freuen uns, dass wir wundersamer Weise auf der Westseite der Insel Westwind haben. Die nördliche Küste St. Vincents ist sehr wenig besiedelt, wir genießen den Blick auf Natur pur. Hier setzt nun auch der Strom gen Süden und mit dieser Unterstützung schaffen wir es gerade noch, mit dem letzten Tageslicht in die Admirality Bay in Bequia einzulaufen und eine Mooring zu nehmen.
Samstag, 29.04.2023
Admirality Bay, Bequia
Die übliche Formalitäten-Runde: Wir fahren mit dem Dinghi an Land zum Einklarieren, spazieren noch ein bisschen im Ort umher, nehmen einen kleinen Mittagssnack, kaufen ein paar Lebensmittel an den Marktständen und im Supermarkt und fahren dann zurück an Bord. Dietrich und Jens widmen sich dem Keilriemen am Motor und tauschen diesen gegen einen etwas anderen Keilriemen aus unserer umfangreichen Sammlung aus. Wir hoffen, dass dieser Keilriemen seinen Job nun besser macht als der alte.
Abends fahren wir mit dem Dinghi das Ufer ab und halten Ausschau, welches Restaurant über einen Dinghi-Anleger verfügt, geöffnet hat und einladend aussieht. Mit unserer Wahl haben wir sehr viel Glück, ein perfekter Platz mit Blick über die große Bucht, nettes Personal und leckeres Essen.
Sonntag, 30.04.2023
Admirality Bay, Bequia – Tobago Cays
Mit gutem Wind segeln wir gen Süden an einigen Inseln der Grenadinen vorbei. Unser Ziel sind die Tobago Cays hinter dem Horseshoe-Reef.
Konzentriert steuern wir durch die Riffpassage und nehmen dann die Segel weg. Unter Maschine umrunden wir die Inseln innerhalb des Riffs zur Hälfte und Ankern dann im leuchtenden hell-türkisblauen Wasser zwischen Riffkante und Inseln.
So liegen wir durch das Riff ganz gut vor den Wellen geschützt und gleichzeitig mit freiem Blick auf den Atlantik. Der Anker gräbt sich gut im Sand ein und kurz darauf sind wir im Wasser und schnorcheln los. Oops, beim schwimmen merkt man sofort, dass auch hier innerhalb des Riffs eine ziemlich starke Strömung herrscht, gegen die man schwimmend aufkreuzen muss. Das ist etwas mühselig, aber dafür sollte dann der Rückweg umso schneller gehen. Nach einiger Zeit beginnt der Bereich der Korallen und schon wimmelt es von Fischen. Alle sind sie da, die kleinen, die bunten und auch ein paar größere. Absolut beeindruckend sind die Rochen, die so mühelos durchs Wasser schweben.
Eine neue, zusätzliche Beleuchtung für die Unterwasserkamera bringt noch mehr (rotes) Licht in das blaue Wasser und macht so die Farben sichtbarer, ohne sie zu verfälschen. Danke an Jens und Christiane, dass sie den Transport für die Leuchte und vieles andere aus Deutschland für uns geleistet haben.
Nach einiger Zeit sind wir satt an Eindrücken und kehren zurück an Bord. Mittlerweile sind Wind und Welle etwas stärker geworden und wir beschließen, im Interesse des ruhigen Schlafes doch für die Nacht hinter die Insel umzuziehen. Hinter der Insel „Baradal“ gibt es 20 – 25 Mooringbojen im Marine Park, wir finden eine freie Mooring am Rand und liegen hier sehr gut geschützt hinter dem Strand. Schon von Bord aus sehen wir jede Menge Schildkröten im Wasser.
Blick von Bord zu einer geschützten und nicht zugänglichen Insel ausserhalb des Riffs.
Montag, 01.05.2023
Tobago Cays
Wir schnorcheln ausgiebigst, schwimmen rüber zu der kleinen Insel „Baradal“ und sind sehr begeistert, dass wir auch unter Wasser so vielen Schildkröten begegnen, die sich von uns überhaupt nicht stören lassen. Die unbewohnten Tobago Cays und das sie umgebende Riff sind ein absolutes Highlight der Karibik. Wir sitzen im Cockpit, erfreuen uns an dem Ausblick und über die tollen Farben des Wassers, die sich im Laufe des Tages immer wieder ändern. Auch nachts ist es eine tolle Atmosphäre. Um uns herum gibt es nur die Ankerlichter der anderen Boote, nur ganz in der Ferne sieht man noch Lichter auf den Nachbarinseln.
Es ist sooo schön hier, das wir beschließen, noch eine weitere Nacht hier zu bleiben.
Dienstag, 02.05.2023
Tobago Cays – Clifton / Union Island
Morgens nutzen wir gleich noch mal die Gelegenheit zu einer weiteren Schnorcheltour am Riff, es gibt immer wieder Neues zu entdecken.
Gegen Mittag segeln wir nach Clifton auf Union Island. Von Norden kommend nehmen wir die Einfahrt hinter dem Riff an Palm Island entlang. Die Insel bietet einen sehr hübschen Anblick. Auch vor Clifton haben wir den Eindruck, dass es hier deutlich leerer ist, als bei unserem letzten Besuch.
Beim letzten Anlauf haben wir ja bereits gelernt, dass man deutlich vor dem offiziellen Feierabend der „Custom & Immigration“ dort sein muß, damit sie unsere Papiere noch bearbeiten. Wir klarieren aus für das Land „St. Vincent and the Grenadines“. Bei den Customs läuft ein Film auf dem PC, bei der Immigration führt der Beamte nebenbei die ganze Zeit ein kurzweiliges Telefonat, das wenig dienstlichen Charakter vermuten lässt. Aber wir haben Glück, während ich drinnen bin, werden draußen zwei weitere Crews bereits wegen Überlastung der Abfertigung zum Einklarieren zum Flughafen geschickt.
Wir spazieren ein bisschen durch den Ort, kaufen ein paar Lebensmittel im Supermarkt und auf dem Markt und nehmen einen kleinen Drink im „Salty Girl Cafe“. Die Überfahrten mit dem Dinghi sind aufgrund der Welle in der Bucht leider nicht ganz so trocken, so dass der Name „Salty Girl“ eine weitergehende Bedeutung bekommt. Abends ist die Welle dann etwas ruhiger, wir bleiben weitestgehend trocken und gehen in dem hübsch in weiß und pink gestrichenen Restaurant „Barracuda“ essen.
Mittwoch, 03.05.2023
Clifton / Union Island – Sandy Island / Carriacou
Heute haben wir nur rund 10 Seemeilen bis Carriacou zurückzulegen. Die Strecke können wir sehr fein segeln und laufen direkt zum Einklarieren in die Tyrell Bay auf Carriacou ein. Carriacou gehört bereits zu Grenada, dies ist also unser vorerst letzter Behördengang auf diesem Törn. Wir lassen den Anker fallen und machen das Dinghi klar. Es ist nun schon kurz vor 12 Uhr, Jens und ich düsen mit dem Dinghi an Land. Hoffentlich können wir noch vor der Mittagspause einklarieren. Es klappt grad noch so, sie haben wohl vergessen, das „Geschlossen“ Schild rechtzeitig an die Tür zu hängen. Man drückt uns die auszufüllenden Papiere in die Hand, hängt „Geschlossen“ an die Tür und wenn wir den Zollbeamten richtig verstanden haben, würde er unser Einklarieren noch bearbeiten, wenn ich schnell bin, mit dem Ausfüllen der Formulare. Aber sicher bin ich das! Er schiebt dann zwischendurch schon mal sein Mittagessen in die Microwelle. Das Essen ist dann genau in dem Moment fertig, als alle Pässe gestempelt sind. Super timing, das ging jetzt fix!
Also zurück zu MACARENA, Anker auf und zurück nach Sandy Island. Hier liegen bereits alte Bekannte, wir nehmen eine Mooring direkt neben der Island Packet „Open Agenda“. Genau so haben wir im Januar hier schon mal nebeneinander gelegen.
Links „Open Agenda“ (Island Packet 370) aus Canada und rechts „Macarena“
Dies ist ein wundervoller Ort. Christiane und Jens sind genauso begeistert vom Anblick des türkisen Wassers und den Palmen auf dem weißen Sandstrand. 100 % Karibik-Klischee erfüllt.
Wir fahren mit dem Dinghi an den Strand, machen einen kleinen Spaziergang auf der Insel und fotografieren angemessen.
Dietrich, Jens und ich starten zu einer Schnorcheltour am Riff. Auch hier sind wieder jede Menge Fische zu sehen, sogar eine kleine Gruppe Kalmare kreuzt unseren Weg.
Mir scheint, dass ich diesmal viel mehr Fische sehe, als beim letzten Mal. Aber das kann natürlich daran liegen, dass wir mittlerweile viel ruhiger schnorcheln und vielleicht auch einen besseren Blick haben, die Fische zu entdecken. Zurück zum Dinghi schnorcheln wir längs der Insel und befinden uns die ganze Strecke über in riesigen Fischschwärmen, sie wuseln überall um uns herum, es wirkt fast wie Schneegestöber.
Abends holt uns das Watertaxi ab und bringt uns ins Restaurant „Paradies Beach Bar“. Wir essen hier wieder sehr lecker und genießen die tolle Atmosphäre dort. Der Name ist durchaus sehr berechtigt.
Anfang Januar sind wir auf unserem Weg nach Norden schon einmal hier gewesen und haben, so wie viele andere Crews auch, auf Bitten des Betreibers unser „Kunstwerk“ hinterlassen. Zu Recht hängt es gaaaanz weit hinten am Zaun:
Donnerstag, 04.05.2023
Sandy Island / Carriacou – St. Georges / Grenada
Noch vor dem Frühstück gehen wir eine Runde schwimmen und schnorcheln. Dann machen wir uns auf den Weg nach St. George´s, Grenada. Die Windrichtung ist tatsächlich günstig für uns und bei 20 – 22 Knoten Wind segeln wir nur unter Genua. Ganz flott erreichen wir die etwa auf halber Strecke gelegene Insel Ronde Island. Als wir im Januar gen Norden gesegelt sind, war das Wetter nicht so gut, so dass wir von der Insel eigentlich gar nix gesehen haben. Wir segeln dicht unter Land, kommen dabei natürlich etwas in die Abdeckung der hohen Felsen, haben dafür aber einen schönen Blick auf die geschützte Ankerbucht in der Mitte der Insel. Die Insel ist nicht bewohnt, wenn man hier ankert, ist man tatsächlich fern jeder Zivilisation. Wir passieren die Felsnadeln „the Sisters“ und nehmen Kurs auf Grenada.
In St. George´s bekommen wir in der Port Louis Marina einen Liegeplatz ganz innen am letzten Steg, so liegen wir sehr geschützt und haben kurze Wege an Land und zu den Duschen.
Freitag, 05.05.2023
St. Georges / Grenada
Heute morgen stehen wir vor der Marina und warten auf den Minibus, mit dem wir heute eine Insel Tour unternehmen wollen. Der Bus kommt pünktlich, unser Fahrer Rolly ist bester Laune und begrüßt uns freundlich. Als erstes fährt er mit uns durch die Hauptstadt St. Georges und zeigt uns einige Ministerien auf dem Gelände des ehemaligen Zoos.
Chronologisch von links nach rechts die bisherigen Präsidenten von Grenada
Denkmal für einen der Präsidenten
Er erzählt ein bisschen über die Geschichte des Landes und weist uns auf einige alte Commonwealth Gebäude und mit einigem Stolz auf das neue Parlamentsgebäude hin. Einige Häuser sind Ruinen, der Hurricane „Ivan“ hat die Insel 2004 mit voller Wucht getroffen und 95 % der Häuser in St. George´s beschädigt oder zerstört, darunter viele große und aus Stein gebaute Häuser. Wir genießen den tollen Blick von den grünen Hügeln über die Bucht und die Stadt. Nebenbei erfahren wir, dass die Bucht ein ehemaliger Vulkankrater ist.
Wir fahren die Ringstraße nach Norden. Neben dem großen Cricketstadion (Nationalsport) gibt es ein weiteres großes Sportstadion, das nach dem ersten Gewinner Grenadas einer olympischen Goldmedaille benannt ist. Für so eine kleine Insel hat das eine große Bedeutung. Grenada ist seit 1974 unabhängig, Mitglied im britischen Commonwealth und hat rund 115.000 Einwohner, von denen viele im Ausland leben und arbeiten.
Unsere erste Station ist der „Concord Waterfall“, in dichtem, grünen Dschungel gelegen. Schon die Fahrt durch die Berge entlang des kleinen Flusses ist atemberaubend. Wir sehen eine enorm üppige Vegetation mit Urwaldriesen, Kakao-, Mango- und Muskatnuss-Bäumen. Der Wasserfall bildet ein kleines Schwimmbecken mit klarem Wasser. Dietrich lässt es sich nicht nehmen uns springt (wie die anderen jungen Männer) zwei Mal von den Klippen.
Unser Fahrer ist ein sehr netter Kerl, der uns charmant und in lockerem Stil mit geschichtlichen und anderen wichtigen Informationen über die Insel versorgt. Das alles im Plauderton während einer halsbrecherischen Autofahrt. Er kümmert sich sehr gut um uns, steht für alle Fragen zur Verfügung und kommt immer als erstes Auto an den Sehenswürdigkeiten an. Auf der Fahrt gen Norden kommen wir an dem Haus vorbei, in dem Louis Hamiltons Vater geboren wurde. Wir gehen davon aus, das unser Fahrer wahrscheinlich auch mit Louis Hamilton verwandt ist und es sehr bedauert, nicht in der Formel 1 fahren zu können. Er macht das hier mehr als wett. Die Straßen sind unglaublich, extrem kurvig, es geht ständig steil bergauf und bergab, Begegnungen mit entgegenkommenden Fahrzeugen und Fußgängern sind sehr eng und noch viel enger, wenn es sich um LKWs handelt.
Unser zweiter Stopp ist die „Diamond Cocoa Farm“ und Schokoladenfabrik. Ein junger Mann lässt uns die Kakaobohnen direkt aus der Frucht probieren und erklärt dann die Abfolge der Verarbeitung, alles sehr anschaulich und interessant. Er zeigt uns auch einen Zimtbusch; Blätter, Rinde und Zweige haben unterschiedliche, immer sehr intensive Aromen. Am Ende der Tour gibt es natürlich auch einen Verkaufsraum mit Proben der produzierten Schokolade. Der Kakaogehalt liegt zwischen 60 % und 100 %, die 60 %ige Schokolade gibt es auch mit den Geschmacksnoten Ingwer oder Muskat, beides sehr interessant und lecker. Wir kaufen eine kleine Auswahl, die Schokolade wird nur regional vertrieben und ist leider nicht auf dem internationalen Markt erhältlich.
Es gibt einen Mittag-Stopp in einem kleinen karibischen Restaurant in Sauteurs an der Nordküste, wir genießen einen tollen Blick über die Küste und ein sehr leckeres, regionales Essen.
Hinterher besichtigen wir noch den „Lake Antoine“, einen Süßwasser-Krater, der auch der Trinkwasserversorgung Grenadas dient. An unserem Haltepunkt steht auch ein Baum, in dem ein Stück Wellblech-Dach steckt, welches 2004 durch den Hurrikan IVAN in den Baum gerammt wurde und seitdem einwächst.
Im Anschluss bewundern wir noch die anbrandenden Wellen der Atlantik-Küste. Dann geht es zur „River Antoine“ Rum Destillerie, die 1785 gegründet wurde und seitdem im Wesentlichen unverändert betrieben wird. Der Antrieb für die Verarbeitung, d.h. das Aufbrechen und Ausquetschen des Zuckerrohrs erfolgt über eine große Wassermühle mit einem riesigen, uralten Schaufelrad aus genietetem Eisen. Das Schaufelrad dreht die mächtigen Zahnräder, die die Zuckerrohr-Presse antreiben. Wir erleben eine echte, nahezu unglaubliche Zeitreise, die Technik ist rund 250 Jahre alt und die Abläufe sind noch dieselben wie damals.
Das ausgepresste, trockene Zuckerrohr wird auf eine kleine Lore geschaufelt, auf eine große Halde gefahren und abgekippt. Hier trocknet es weiter und wird in den großen Brennraum unter dem „Boling House“ geschaufelt und verfeuert. Das Feuer erhitzt den gewonnenen Zuckersaft. Das ist Recycling par Exzellenz. Alles wird von Hand betrieben, auch die Befeuerung und das Umschöpfen des Zuckersaftes in die Kessel. Wir sind völlig fasziniert, bei uns wäre das vielleicht so ähnlich in einem Industrie-Museum zu sehen. Hier wird mit dieser 250 Jahre alten Technik täglich Rum für die Füllung von rund 500 Flaschen produziert. Gewerkschafter oder gar Arbeitsschutz-Beauftragte würden wahrscheinlich in Ohnmacht fallen.
Eine junge Dame führt uns über das Gelände und erklärt uns die Abläufe. Sie ist sehr stolz auf „ihre“ Fabrik, die traditionellen Abläufe und auch darauf, dass die Destille ausschließlich Rum mit einem Alkoholgehalt von über 70 % produziert. Pro Tag werden 6 Brennvorgänge durchgeführt, der Alkoholgehalt jeweils gemessen und auf einer Kreidetafel festgehalten. Das ergibt 500 Flaschen pro Tag, die Werte liegen zwischen 79 und 84 % Alkohol.
Zum Abschluß dürfen wir den Rum verkosten. Die Fabrik produziert ausschließlich weißen Rum, zwei Sorten mit 69 und 75 % für den lokalen Vertrieb. Wir probieren zuerst den „schwächeren“ Rum mit 69 % Alkohol, für jeden nur einen „wönzigen Schluck“. Aber das haut uns in der Hitze schon fast aus den Flipflops. Ortsüblich trinkt man den Rum mit (mehr oder weniger) Wasser verdünnt. Wir nehmen mehrfach vom Wasser nach. Bei dem stärkeren Rum tunke ich nur noch mal ganz leicht die Zungenspitze ein und spüle dann mit viel Wasser nach. Definitiv nicht mein Getränk.
Zurück geht es über den zweitgrößten Ort der Insel, Grenville an der Ostküste und von da aus durch die Berge mit einem kurzen Stopp am zweiten Süßwasser-Krater, dem „Grand Etang Lake“ Richtung St. George´s. Unterwegs hängen wir eine Zeitlang fest hinter zwei LKWs, von denen der eine den anderen abschleppt. Und das auf dieser unglaublich gewundenen, immer steilen Bergauf-Bergab-Strecke! Die beiden Fahrzeuge sind mit einem Gurtband verbunden. Wir wundern uns gerade, das das so funktioniert. Peng! Funktioniert es nicht mehr. Auf einem kurzen Bergab Stück hat der hintere LKW vielleicht zu sehr gebremst, auf jeden Fall reißt die Verbindung. Die LKWs bleiben mitten auf der Straße stehen, die Fahrer palavern erstmal und unser Fahrer nutzt die Gelegenheit, an ihnen vorbeizuziehen. Hatte ich schon erwähnt, dass er es offensichtlich überhaupt nicht mag, wenn jemand vor ihm fährt? Konsequent wird jedes andere Auto überholt. Zum Glück ist nicht allzu dichter Verkehr und wir denken uns, der Fahrer hat ja schon ein paar Jahre Erfahrung, wenn er mit diesem Fahrstil die letzten Jahre überstanden hat, wird es wohl heute auch nicht schief gehen. Ein paar Mal hört man alle Passagiere gleichzeitig schreckhaft nach Luft schnappen. Wenn uns hinter einer engen Kurve plötzlich ein Truck entgegenkommt und nur wenige Zentimeter Platz bleiben. Aber wir kommen heile wieder an der Marina an, er bekommt sein Trinkgeld und wir unterdrücken den Impuls, den Boden zu küssen. Dafür gehen wir erstmal an die Bar und zischen ein Bier. Die Knie sind noch ein bisschen weich und in den Oberarmen gibt es sicher Muskelkater vom Festkrallen. Auch eine beeindruckende Erfahrung.
Bushaltestelle in den Farben Grenadas: Gelb für die Sonne, Rot für das Blut/Lava und Grün für die üppige Vegetation.
Ein farbenfrohes Haus wie man es hier öfter sieht.
und diverse Früchte:
Diese Inseltour war wirklich super-toll und ganz großartig, wir sind völlig geflasht, ein Overflow an Eindrücken.
Samstag, 06.05.2023
St. Georges / Grenada
Heute heißt es Abschied nehmen, Christiane und Jens müssen zurück nach Deutschland fliegen.