
Rotoava in Fakarava
06.09.2025
Rotoava ist innerhalb der Inselwelt der Tuamotus so etwas wie ein Oberzentrum. Es gibt mehrere (kleine) Supermärkte, zwei Restaurants, einen Imbiss und eine Tankstelle. Die erste Erkundung an Land führt zu ein paar kleineren Einkäufen in den Supermärkten und der Bäckerei. Außerdem melden wir uns beim Bürgermeister an, bezahlen die Gäste-Taxe und Müllgebühr.
Bei unserem ersten Bummel durch den Ort fällt uns (wieder einmal) eine kleine, wunderschöne Kirche ins Auge, die Église Catholique Saint Jean de la Croix. Wirklich bemerkenswert sind die kunstvoll gestalteten Leuchter aus Muscheln und Korallen und – wie überall in Französisch Polynesien – die helle, freundliche und damit einladende Atmosphäre, welche die Erbauer dieser Kirchen erschaffen. Selbst wir, die nun wirklich keine Kirchgänger sind, entwickeln das Bedürfnis einmal an einem Gottesdienst in solch einer Kirche teilzunehmen. Segler, die dies bereits gemacht haben, berichten immer wieder von der fröhlichen Atmosphäre und wie willkommen man in diesen Gemeinden gerade als Fremder ist. Wir sind wirklich davon beeindruckt wie hier mit einfacher Architektur eine unglaubliche Stimmung erzeugt wird.
Auf dem Rückweg schaffen wir es mit dem frischen Baguette und dem Dinghi nur Sekunden vor dem Sturzregen zurück zu MACARENA. Uff, das war knapp! Das erste Baguette seit mehr als sechs Wochen bleibt zum Glück trocken. Und dann ist der Regen nicht nur mal so ein Schauer, sondern richtig heftig und lang anhaltend.
Während der Nacht haben wir Winddreher in fast alle Richtungen. Es scheint, unser Anker slippt ein wenig, außerdem driften wir mehrmals über die ebenfalls gefloatete Ankerkette der Nachbarn. Zum Glück geht alles gut und die Ketten verknoten sich nicht.
Unsere Nachbarn sind Vincent und Cecile mit der SY Kalymnos. Seit den Gambier Inseln haben wir uns schon öfter gesehen, sind uns auch auf den Marquesas mehrmals begegnet. Jetzt wird es Zeit für ein Kennenlernen. Wir verstehen und gut, und gehen gemeinsam Essen.
Überhaupt genießen wir es, Leute zu treffen und mal wieder in ein Restaurant zu gehen, auch der kleine Imbiss am Hafen gefällt uns ganz gut. Hier mit dem Dinghi direkt am Restaurant angelegt. Das Wasser ist so klar, dass der Schatten des Dinghis am Boden zu sehen ist.
Und auch große Hai treiben sich direkt in Ufernähe herum.
Es ist schon erstaunlich, wie gelassen wir inzwischen auf diese majestätischen Tiere reagieren. Am Anfang haben wir noch sehr viel Angst verspürt, sobald ein Hai nur in Sichtweite gekommen ist. Inzwischen haben wir gelernt, dass sie meist mehr Angst vor uns haben als wir vor ihnen und das sie zumindest tagsüber grundsätzlich ganz verträgliche Gesellen sind. Eine schnelle Bewegung auf sie zu löst bei ihnen einen Fluchtreflex aus. Allerdings gehen wir weder in der Dämmerung noch in der Nacht schwimmen und wir werfen auch keine Lebensmittel oder gar Fischreste über Bord – damit verstehen sie keinen Spaß und wir wollen deren Toleranzgrenzen in keinem Fall austesten.
Das Beste hier vor Ort ist allerdings die Bäckerei mit frischem Baguette, Croissant, Pain au Chocolat und Quiche. Das hatten wir alles sehr sehr lange nicht mehr. Am Mittwoch Vormittag kommt das Versorgungsschiff an. Uns war schon aufgefallen, dass am Vortag bereits viele Yachten hergekommen waren und sich die Ankerbucht zunehmend gefüllt hat. Offensichtlich kommen viele Boote zum Einkaufen hierher.
Nachmittags werden dann die Supermärkte von Einheimischen und Seglern gestürmt. Wir waren Punkt 15.00 h zur Öffnung nach der Mittagspause vor Ort. Die meisten Waren sind bereits einsortiert, die Regale gut gefüllt. Am Obst- und Gemüsestand gab es ein bisschen Gerangel. Das erinnert sehr an „die heiße Schlacht am kalten Büffet“. Wir sind froh, als wir uns mit Möhren, Tomaten, Äpfeln, Zwiebeln, Lauch und Blumenkohl wieder zurückziehen können. Unterm Strich ist es eine beeindruckende Logistik, mit deren Hilfe alle abgelegenen Inseln zuverlässig versorgt werden. Diese Woche waren insgesamt drei Versorgungsschiffe in Fakarava und haben Baustoffe, Lebensmittel, Gas, Diesel, Bezin und alles Mögliche gebracht. Fakarava ist ziemlich gut angebunden, hier ist ja eher ein touristischer Hotspot der Tuamotus und nicht allzu weit vom Verteilzentrum Tahiti entfernt. Wir haben heute zwar nicht alles bekommen, was wir uns gewünscht haben, aber das haben wir auch gar nicht erwartet und sind sehr zufrieden mit dem Einkauf.
Am Donnerstag fahren wir zum Tanken und stellen fest, dass dies unser erster „richtiger“ Anleger nach sechs Monaten und 5.690 Seemeilen seit Panama ist. Da müssen wir ja erstmal suchen, wo die Fender und Leinen geblieben sind. Zu der Tankstelle gehört auch ein recht gut sortierter Minimarkt. Wir nutzen die Chance und den kurzen Weg zurück zu MACARENA, um das erste Mal überhaupt seit 2022 eine Packung Speiseeis zu kaufen. Das haben wir uns bislang verkniffen, da es nie die Möglichkeit gab, das Eis in unseren Freezer zu bekommen, bevor es völlig geschmolzen wäre. Was für ein Fest!