Roscoff – L´Aber Wrac´h

Roscoff – L´Aber Wrac´h

Freitag, 29.07.2022
Roscoff – L´Aber Wrac´h

Die Durchfahrt zwischen dem Festland und Ile de Batz ist auch bei Hochwasser und mit nur sehr wenig Strömung sehr spannend. Die Untiefentonnen sind mal dünne Spieren, die man kaum sieht, dann wieder schwarz-gelb gepinselte Steinpyramiden, die sehr dominant sind. Um zu erkennen, welche nun weiter vorn steht und die nächste für uns ist, dafür muss man schon ganz schön nah dran sein.

Hinter der Ile de Batz weht ein wenig Wind aus Nord und da es so gut wie gar keine Welle gibt, können wir den Hauch zum segeln nutzen. Und dann hilft auch noch der Strom mit rund 3 Knoten, so dass der Speed über Grund ganz befriedigend ist.

Bei dem glatten Wasser können wir sehr gut mehrere Delfinschulen beobachten, die uns entgegenkommen. In unserer Richtung ist ein ganzer Treck an Segelyachten unterwegs. Gegen Mittag lässt der wenige Wind noch weiter nach und eine Yacht nach der anderen nimmt die Genua weg und wirft den Motor an. Wir dann auch irgendwann, wir wollen ja auch nicht zu spät in L´Aber Wrac´h ankommen, dort ist am Wochenende Hafenfest und sicher eine Menge los.

Dietrich hat unseren Track so geplant, dass wir eine Abkürzung zur Haupteinfahrt nach L´Aber Wrac´h nehmen. Das ist spannend und hat den Erfolg, dass wir vor allen anderen in L´Aber Wrac´h ankommen, die uns vorhin unter Motor überholt haben.

L´Aber Wrac´h ist ein einziges Wimmelbild verschiedenster Wasserfahrzeuge, historisch, selbst gebaut, winzig klein bis hin zu stattlichen Großseglern. Der Hafenmeister führt uns zu einer Mooring, sehr schön, so haben wir den Trubel komplett im Blick und gleichzeitig etwas Distanz und Ruhe.

Wir machen das Dinghi klar und fahren zu dritt an Land. So ganz trocken bleiben wir dabei nicht, aber es ist so warm und sonnig, dass alles schnell wieder trocknet. Wir melden uns im Hafenbüro ordentlich an und inspizieren dann die Stände mit Getränken, Essen, Musik, regionaler Kunst und maritimer Geschichte. Julia und ich machen noch einen Spaziergang die Bucht entlang und treffen uns dann wieder mit Dietrich um uns an den angebotenen Leckereien zu laben. Die Stimmung ist sehr ausgelassen und fröhlich, auch wenn wir das Französische nicht gut verstehen.

Samstag, 30.07.2022
L´Aber Wrac´h

Heute ist es soweit, Julia muss leider ihre Rückreise antreten. Wir hatten die Verbindungen nach Brest sowohl von Roscoff als auch von L´Aber Wrac´h aus gecheckt, das Busnetz in der Region ist sehr gut, so dass sie von jedem Ort gut nach Brest reisen kann. Ich bringe sie noch in das regionale „Oberzentrum“ Landéda, schade dass die schöne gemeinsame Zeit nun um ist.

Landéda ist so, wie man sich eine französische Kleinstadt vorstellt. In der Mitte eine recht große Kirche, ein ovaler Platz drumherum an dem alle relevanten Läden sind: Post, Fleischerei, Bäcker, Supermarkt und die „Bar-Tabak“. Es nieselt und ich beschließe, den Regen in der Bar abzuwarten. Dort treffe ich die Segler aus Mönchengladbach mit der großen Oceanis wieder und wir verquatschen uns bis der Regen aufhört. Die beiden sind Frank und Carolin, der Spaniel heißt Emma und die Yacht Indie Nova, sehr nette Segler.

Nachmittags machen Dietrich und ich einen kleinen Ausflug Stromabwärts mit dem Dinghi. Die Landschaft wird sehr grün und idyllisch, immer wieder gehen kleine Seitenarme vom Fluss ab, in den Boote liegen, teilweise an der Mooring, teils auf dem Trockenen. Dann kommt noch ein kleiner, sehr beschaulicher Ort mit einem Mini-Hafen und dann eine Brücke, die zumindest für die größeren Segler das Ende des befahrbaren Gewässers markiert. Im Fluss selbst liegen immer wieder Yachten an Moorings, wir sind überrascht, dass hier noch so viele Segler liegen. Auf dem Rückweg trauen wir unseren Augen kaum, vor uns überzieht ein dichter, grauer Regenschleier die Region. Da müssen wir nun wohl oder übel durch.

Nachdem wir uns an Bord abgetrocknet und langsam wieder aufgewärmt haben, beschließen wir, heute an Bord zu essen, statt nochmal an Land auf das Fest zu fahren. Abends ergibt es sich, dass wir über die Distanz von Mooring zu Mooring zum Nachbarboot ins Gespräch kommen und gefragt werden, ob wir nicht noch auf einen Wein zu ihnen rüberkommen wollen. Dem folgen wir gerne. Der Nachbar ist Wolfgang Weber, auch Trans-Ocean Mitglied und mit einer Amel Ketsch 54 namens Elise unterwegs. Natürlich schauen wir uns gerne mal um bei ihm an Bord, die Dimension ist durchaus beeindruckend. Wolfgang hat La Rochell als Heimathafen und fährt Richtung Roscoff. Wir plaudern über die Dinge, die Seglern so passieren und er gibt uns ein paar gute Tipps zu unserem Wassermacher. Auf seiner Yacht ist dasselbe Modell verbaut und wir wollen uns demnächst mal mit der Technik vertraut machen und den Wassermacher in Betrieb nehmen.

Sonntag, 31.07.2022
L´Aber Wrac´h

Wir beschließen, noch einen weiteren Tag an der Mooring zu bleiben, ein paar Dinge an Bord zu klarieren und dann in Ruhe den nächsten Trip zu planen. Im Hafen ist weiter Hafenfest und Aktion und den ganzen Tag über klingen dringen bretonische Shantys übers. Wasser.

Da es etwas kühl und regnerisch ist, verzichten wir darauf, noch mal mit dem Dinghi an Land zu fahren.

Montag, 01.08.2022
L´Aber Wrac´h

Ursprünglich hatten wir geplant, heute weiter nach Camaret-sur-Mer zu segeln. Aber gestern haben wir bei der Törnplanung festgestellt, dass wir weder heute noch morgen die Strecke tatsächlich segeln könnten. Vorhergesagt ist wenig Wind, der dazu aus West bzw. sogar Süd-West kommt; also genau aus der Richtung, in die wir wollen. Das kennen wir schon, das erfüllt das alte, allgemein-bekannte Navigationsprinzip: das Ziel liegt immer genau in der Richtung, aus der der Wind weht. Stimmt mal wieder!

Am Donnerstag soll der Wind zunehmen und auf Nord drehen. Da uns L´Aber Wrac´h sehr gut gefällt, beschließen wir, die Zeit abzuwarten und einfach hier zu bleiben. Der Check auf der Seekarte bietet auf der Strecke bis Camaret-sur-Mer nur Ankerplätze an, die nach Westen völlig ungeschützt sind. Damit fühlen wir uns in diesem Revier nicht wohl.

Dietrich installiert zur Vorbereitung auf die Passagen in Nordspanien und Portugal einen Schalter, mit dem wir das Echolot abschalten können. In der Diskussion um die Orca-Attacken in dieser Region gab es einen Tip, dass die Orcas auf Echolot-Signale reagieren und wir hoffen, dass es unsere Chance erhöht, unbemerkt und unbehelligt zu bleiben, wenn wir das Echolot abschalten. Toi, toi, toi.

Um das Handling des Dinghis noch etwas komfortabler zu machen, installiere ich ein Netz, das mit Gummistrapsen unter der Sitzbank gehalten wird. Dort können wir nun Schuhe, Taschen oder sonstiges aufbewahren, ohne dass die Dinge auf dem (immer nassen) Dinghi-Boden liegen.

Nachmittags fahren wir mit dem Dinghi an Land, um uns nach dem Hafenfest ein bischen im Ort umzusehen und einen kleinen Imbiss zu nehmen. Viele Restaurants erholen sich wohl noch vom trubeligen Hafenfest und öffnen erst später. In der Brasserie am Hafen bekommen wir leckere Galette und Cidre aus Teetassen. Lustiger Brauch und offensichtlich gute Tarnung. So wird selbst Dietrich zum „Teetrinker“.

Heute wird der Blick nicht abgelenkt von den vielen Seglern und Booten und bei Niedrigwasser sieht man die ganzen „Oyster-Beds“ sehr gut. Rund um den Hafen, im Fluß und eigentlich überall sind Gestelle im Wasser installiert, auf denen die Netz-Beutel mit den Austern festgemacht sind.

 

Dienstag, 02.08.2022
L´Aber Wrac´h

Genau wie gestern startet der Tag mit grauen Wolken und leichtem Regen. Den braucht´s ja auch. Wir machen einen Bürotag und arbeiten an der Internetseite. Abends gehen wir an Land sehr lecker Seafood essen. Als wir mit dem Dinghi zurückfahren wollen, umhüllt dichter Seenebel den Fluß und die Boote, wir sind froh, dass wir Macarena auf Anhieb wiederfinden.

 

Mittwoch, 03.08.2022
L´Aber Wrac´h

Heute machen wir einen kleinen Ausflug mit dem Bus nach Landeda zum einkaufen. Der Supermarkt ist für den kleinen Ort sehr gut sortiert und der Transfer mit dem Bus funktioniert sehr gut.

 

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