Portland – Weymouth
Sonntag, 10.07.2022
Portland – Weymouth
Da wir im nächsten Schlag nach Alderney wollen, checken wir nochmal die Maschine und hier auch die Racorfilter. Seit wir im Winter 2019/20 im Außenlager der Dick-Werft in Kiel den Wassereinbruch im Dieseltank hatten, kontrollieren wir die Racorfilter sehr regelmäßig und haben ein Auge darauf, ob sich hier Ablagerungen zeigen, die auf Dieselpest hinweisen. Der Tank wurde damals zwar gereinigt, aber Proben, die wir gezogen haben, haben immer wieder Wasseranteile und kleinere Verunreinigungen gezeigt. Von Anfang an haben wir darauf geachtet, beim Tanken ein Additiv zuzusetzen, das Dieselpest vermeiden soll. Da der Dieseltank 600 Liter fasst, wird der Diesel bei uns zudem ziemlich alt. Nach dem Volltanken in England haben wir insgesamt 3 Mal nachgetankt, jeweils nur ca. 200 Liter. Bislang konnten wir das Problem mit Algen in Schach halten. Aber jetzt sehen wir einige schwarze, schleimige Schlieren im Racorfilter. Das sieht nicht gut aus.
Wir haben nur noch 500 ml Additiv, das reicht in keinem Fall aus, beginnendes Algenwachstum niederzumachen. Die Tankstelle im Hafen ist geschlossen und auf meine Frage an der Hafenrezeption bekomme ich die Antwort, nein, Additive würden sie an der Tankstelle nicht verkaufen. Das ist jetzt nicht so schön… Gestern hatten wir beim Schiffsausrüster das Additiv gesehen, das wir auch verwenden. Also müssen wir wohl am Montag noch mal dorthin und seine Bestände aufkaufen. Nach der Beschreibung brauchen wir 2,5 Liter, um eine beginnende Algenpest wirksam zu bekämpfen. Vor der Marina bin ich grad noch unschlüssig, ob es sich wohl lohnt, zu der nahegelegenen Auto-Tankstelle zu wandern und mein Glück dort nochmal zu versuchen. Die Aussichten auf Erfolg schätze ich jedoch als sehr gering ein.
Da kommt die junge Dame, die uns gestern in Empfang genommen hat, aus der Rezeption. Sie hat von meinen Fragen gehört und bietet mir an, wir könnten gerne ihr privates Additiv nutzen, sie hätte es bei sich an Bord, würde es aber nicht mehr brauchen. Super nett! Wir reden über den Hersteller und die Menge, die wir vermutlich benötigen. Soviel hat sie natürlich auch nicht. Aber sie gibt mir den tollen Tipp, dass der Schiffsausrüster in Weymouth Additive hat und vermutlich am Sonntag geöffnet ist. Google erledigt den Rest, ich habe die Adresse und der Ausrüster hat tatsächlich noch bis 16.00 Uhr offen. Wir wollten uns heute sowieso Weymouth ansehen, also nix wie los und mit dem nächsten Bus in die Stadt.
Die Busfahrt ist toll, Weymouth hat schöne Wohngegenden, ist ziemlich hügelig und steil und hat ein eindeutig mediterranes Klima. Wir staunen über riesige Palmen in manchen Vorgärten. Am alten Hafen in Weymouth ist der Bär los. Die Piers und Häuser sehen sehr schön aus, aber es ist sehr voll, sehr touristisch, trubelig und laut. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt.
Wir arbeiten uns durch die Menge zum Schiffsausrüster und finden genau, was wir gesucht haben. In GB gibt es das Additiv einmal in der „strong“ Version, zum bekämpfen und vernichten vorhandener Algen und die „light“ Version zur Vorbeugung. Anscheinend ist es auch deutlich höher konzentriert, auf jeden Fall reicht ein halber Liter aus, um unser 500 Liter Diesel von Algen zu befreien. Wir sind sehr erleichtert!!
Anschließend lassen wir uns noch ein bischen durch die touristischen Ecken Weymouths treiben, nehmen ein Sandwich an der Pier und stellen fest, dass es für uns wirklich zu viel Trubel ist. Zurück an Bord, kippen wir als erstes das Additiv in den Tank und beenden unsere Baustelle mit dem Racorfilter.
Dann steht die Frage im Raum, bleiben wir noch einen weiteren Tag hier oder fahren wir morgen früh um 3.30 Uhr los mit Ziel Alderney. Wir möchten möglichst bei Slack zu Hochwasser auf Alderney ankommen und rechnen mit ca. 12 Stunden Fahrt. Da bleibt nur der ungemütlich frühe Start. An den kommenden Tagen verschiebt sich das Hochwasser pro Tag ca. um eine Stunde nach hinten. Daher wäre es durchaus verlockend, noch ein oder 2 Tage zu warten… Aber, je länger wir warten, desto weniger Wind wird vorhergesagt. Nein, das ist keine Alternative, dann doch lieber morgen in aller Frühe starten.