Portland – Alderney
Montag, 11.07.2022
Portland – Alderney
Um kurz vor 3.00 Uhr klingelt der Wecker, höchst ungemütlich. Wir machen uns fertig, kochen schnell noch eine Thermoskanne Kaffee und werfen dann die Leinen los. Der Hafen ist ganz still, nur schräg gegenüber ist Licht an Bord einer Yacht und Leute sind zu hören. Aha, da will noch jemand früh los!? Nein, das ist die fröhliche Truppe von gestern Abend, die sind immer noch zugange.
Sobald wir aus der Marina raus und in dem großen Hafenbereich sind, sieht man, dass der Himmel bereits beginnt, sich orange und blau einzufärben und sich diese Farben auch auf der Wasseroberfläche wiederfinden. So können wir recht ordentlich sehen und es ist ein tolles Farbspiel.
Die Berechnung mit der Wettersoftware hat ergeben, dass wir erst ca. 1 Stunde motoren müssen und dann segeln können. Genauso passt es dann auch. Wir gehen wieder in unseren Wachmodus, ich löse Dietrich um 8.00 Uhr ab und habe die Wache bis 12.00 Uhr. Mit strahlendem Sonnenschein, leichtem Ostwind und wenig Welle kommen wir ganz gut voran. Irgendwann verschwindet die englische Küste hinter uns und kurz darauf sieht man schemenhaft Land voraus. Erst Frankreich und dann auch die Kanalinseln.
Wir queren den Englischen Kanal von Nord nach Süd. Östlich vom Verkehrstrennungsgebiet (einer Art Schiffsautobahn) wird es mit einigen großen Schiffen spannend.
Zunächst fahren wir in den Hauptverkehrsstrom von Ost nach West ein ,
um im Anschluss den Verkehrsstrom von West nach Ost zu queren.
Da wir das Verkehrstrennungsgebiet meiden, müssen uns selbst die ganz großen Pötte ausweichen- nur nicht die Fischer. Aber niemand möchte die Regeln ausreizen. Jede Begegnungs-Situation wird entspannt und professionell geregelt.
Dann frischt der Wind auf, der Strom kentert und wir laufen sehr flott mit 7,5 bis 8 Knoten gen Alderney. Wir haben zwar Strömung, aber die Bedingungen sind sehr angenehm und wir bergen die Segel erst hinter dem vorgelagerten Breakwater. Nach Rücksprache mit dem Hafenmeister suchen wir eine Mooring und machen fest. Supi, wir sind sehr zufrieden, dass wir den Sprung über den Kanal geschafft haben, unsere Berechnungen gepasst haben und wir mit sehr moderaten Bedingungen nach Braye / Alderney einlaufen konnten. Das war schon spannend, der Reeds ist voller Warnungen, wir wussten nicht genau, was uns erwartet und generell ist der Wind auf solchen langen Strecken nicht zuverlässig planbar. Insgesamt haben wir 11 Stunden für die Strecke Portland – Braye / Alderney gebraucht, statt der geplanten 12 Stunden. Ich beschwere mich beim Planer, da hätten wir doch glatt eine Stunde länger schlafen können.
Der Wind steht mit gut 12 Knoten in den Hafen und die Wellen laufen mit rund 50 cm Höhe direkt auf uns zu. Macarena liegt ganz schön unruhig. Wir schauen uns um und sehen auf der anderen Seite der Bucht einige Moorings, die aktuell viel geschützter sind. Naja, vielleicht wechseln wir morgen. Jetzt würden wir gerne noch an Land, einklarieren und uns ein bischen umsehen. Allerdings ist uns das zu viel Welle für Macaroni, das wäre sehr nass und der Rückweg ginge gegen an, wenn dann der Motor nicht zuverlässig läuft, hätten wir ein Problem. Also rufen wir über Funk das Harbour-Taxi, nach einiger Zeit kommt eine junge Dame in einem großen Schlauchboot. Taxi ist da. Als erstes macht sie uns darauf aufmerksam, dass unsere Mooring nicht in Ordnung ist. Sie sei halb unter Wasser, wahrscheinlich hat sich die Befestigungskette vertörnt, das Wasser würde noch eine Stunde steigen, wir könnten da nicht liegen bleiben. Aha, wir sind nicht begeistert, aber sehr froh, dass sie uns darauf aufmerksam gemacht hat. Also parken wir um und gehen auf die andere Seite der Bucht, wo wir ruhiger liegen. Die Dame mit dem Harbour-Taxi folgt uns, hilft uns noch, eine zweite Leine durch den Schäkel der Mooring zu ziehen und nimmt uns dann mit an Land.
Der Ort ist sehr überschaubar, wir entdecken einen geschützten kleinen Strand mit feinstem Sand. Die Dorfjugend ist am Baden, jedoch mit Bekleidung an. Also ist das Wasser auch für die Einheimischen recht kalt. Wir finden noch eine nette Strandbar, in der wir bei sehr entspannter Atmosphäre eine leckere Pizza essen. Dabei haben wir den Blick auf die Bucht und Macarena an der Mooring. So soll es sein.
Wir machen noch eine kleine Erkundungstour um den Hafen und bestaunen die mächtigen Anlagen der „Admirality-Pier“. Alderney ist rundum sehr gut befestigt. Anschließend bringt uns die nette Dame mit ihrem Taxi zurück an Bord.
Dienstag, 12.07.2022
Alderney
Wir schlafen sehr tief und fest und lang. Der gestrige Tag hat doch Kraft gekostet, wir genießen es, ausschlafen zu können und frühstücken entspannt im Cockpit. Der Blick auf die weitere Wettervorhersage führt zu der Entscheidung, dass wir am Mittwoch nach Guernsey fahren wollen. In den folgenden Tagen gibt es reichlich Ost-Wind, der an unserem aktuellen Liegeplatz nicht angenehm wäre. Also nehmen wir uns erstmal Zeit, um die passende Uhrzeit zu den Gezeiten auszurechnen und gucken dann nach einem passenden Plätzchen auf Guernsey. Irgendwie steht uns mehr der Sinn nach einem Mooring- oder Ankerplatz, als in eine Marina einzulaufen. Leider sind die in den Karten verzeichneten Moorings südlich von St. Peter Port nicht für Besucher, schade. Wir vergleichen die Informationen aus dem Reeds und den verschiedenen Karten und entscheiden uns, eine Ankerbucht an der Südküste als morgiges Ziel zu nehmen. Gut, noch mal die Zeiten kontrollieren und dann die Wegepunkte in den Kartenplotter eingeben. Damit ist die Planung erledigt.
Heute wollen wir dann mit unserem Dingi an Land übersetzen, die Bedingungen sind bei südlichen Winden sehr moderat. An Land finden wir grad noch einen Parkplatz für Macaroni im Dinghi-Dock. Wir laufen gen Süd-Westen, den Strand entlang Richtung der nächsten großen Festung. Auf dem Weg entdecken wir „Kunst“ am Strand:‘
Der Strand ist weitläufig und völlig leer, das Wasser zumindest an den Füßen angenehm erfrischend. Draußen auf dem Wasser beobachten wir zwei Kanufahrer. Als wir weiterlaufen kommen sie direkt vor uns an Land. Wir sehen, dass sie angeln waren und gucken uns neugierig ihren Fang an, der sehr umfangreich ist. Diverse mittelgroße Makrelen, drei große Pollack und noch weitere große Fische, für die wir keinen Namen haben. Mit den beiden Anglern kommen wir schnell ins Gespräch, erfahren, mit welchen Ködern sie auf welcher Höhe den besten Erfolg haben. In Fahrt nur bis maximal 4 Knoten Geschwindigkeit angeln. Aha, wir werden auch noch einen Fisch angeln.
Die Festung ist riesig, die meisten Festungen auf Alderney haben wohl viktorianischen Ursprung und wurden während des 2. Weltkriegs von den Deutschen genutzt und ausgebaut. Gruselige, in Stein gemeißelte Geschichte. Wir suchen den Weg hoch auf die Klippe und können von dort hervorragend auf unser morgiges Revier schauen. „The swinge“, zwischen Alderney und Les Cascets liegt vor uns. Die Flut läuft von Süden auf und wir sind beeindruckt, wie stark die Strömung um die Felsen läuft. Es rauscht und strudelt, gut das wir unsere Tidenzeit so genau berechnet haben.
Strömung rund um Alderney. Da wollen wir auf dem Weg nach Guernsey durch.
Strandblick
Macaroni bringt uns gut zurück an Bord, bei so ruhiger See kommen wir sogar ins Gleiten. Wir kochen an Bord und als wir fertig sind mit Essen, taucht kurz hinter unserem Heck eine Robbe im Hafen auf, die ihrerseits ihr Abendessen genießt. Sie planscht und prustet, wackelt mit den Flossen und schluckt einen Fisch nach dem anderen. Guten Appetit.