
Panamakanal vom Atlantik in den Pazifik
Donnerstag, 27.03.2025, Klar Schiff für den Panamakanal
Am Donnerstag Nachmittag trifft unser Freund Günter ein, der extra für einen Panamaurlaub aus Deutschland eingeflogen ist, um mit uns zusammen die Kanalpassage zu machen. Später am Abend kommen auch die beiden Linehandler an Bord, die wir über unseren Agenten „gebucht“ haben. Nach einem ersten Kennenlernen geben wir den beiden noch eine kurze Einweisung in unser Boot und dann wird es auch schon Zeit für die Koje. Am nächsten Morgen müssen wir alle sehr früh raus. Der Agent hat die Lotsen-Übernahme inzwischen für 4.00 Uhr angekündigt, wir stellen den Wecker auf 2.45 Uhr.
Freitag, 28.03.2025, Passage durch den Panamakanal
Morgens gibt es einen Kaffee und einen kleinen Imbiss, so richtig essen mag um die Zeit noch niemand. Wir wollen um 3.30 Uhr die Leinen loswerfen, um zum Treffpunkt mit dem Lotsen zu fahren. Einer der Linehandler funkt die Lotsenstation noch mal an, um den Termin bestätigt zu bekommen. Und das war sehr gut so: Nun heißt es, der Lotse kommt erst um 6.00 Uhr. Wir gucken alle ein bisschen dumm aus der Wäsche, jetzt haben wir noch 2 Stunden Zeit. Die beiden Linehandler, Dietrich und ich entscheiden uns, schnell noch eine Mütze Schlaf nachzuholen. Günter ist noch in der deutschen Zeit verfangen, putzmunter und entschließt sich, die Gelegenheit für einen Poolbesuch zu nutzen. Den hat er um die Zeit dann ganz für sich alleine.
Als wir um 5.30 Uhr wieder alle an Bord sind und ablegen, ist es natürlich noch stockdunkel. Wir tasten uns durch die enge Passage zwischen den Booten im Hafen und den Mangroven. Kaum sind wir aus der Marina hinaus, blicken wir auf ein wahres Lichtermeer von Schiffen und Tonnen, mit den hellbeleuchteten Hafenanlagen von Colon im Hintergrund. Ganz schön bunt und die Reedetonnen, wo wir auf den Lotsen warten sollen, sind sehr schwer zu erkennen. Die Ortskenntnis der Linehandler ist uns dann eine große Hilfe. Der Wind bläst mit knapp 20 Knoten und eine unangenehme, kurze Welle lässt MACARENA ganz schön schwanken. Uff, was sind wir froh, dass unser Linehandler noch mal per Funk wegen der Lotsen-Übernahme nachgefragt hat. Ansonsten hätten wir zwei Stunden länger in diesem dunklen Geschaukel kreisen müssen. So warten wir eine knappe halbe Stunde und als der Lotse dann an Bord ist, wird der Himmel schon ein bisschen hell.
Schon früh am Morgen ist mächtig viel Verkehr in der Bucht von Colon
Es dauert eine gut Stunde, bis wir unter der Brücke „Puente Atlantico“ hindurch sind und uns kurz vor den Schleusen mit den beiden anderen Yachten zum „Päckchen“ verschnüren.
Mit uns geht die „Kairos“ aus Kiel und die italienische „Tipota“ durch den Kanal. Tipota ist mit 50 Fuß die größte Yacht und wird in der Mitte fahren, wir kommen auf die Steuerbordseite des Paketes. Ich nutze die Fahrtzeit bis dahin, um schnell ein ordentliches Rührei mit Bacon und Baguette für alle zuzubereiten. Ehrlich gesagt war das nicht ganz einfach, mit so viel Geschaukel hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte gut zu tun, die große Menge Rührei in der Pfanne zu halten.
Nicht zuletzt dank unserer erfahrenen Linehandler ging das Zusammenschnüren unsere Boote reibungslos von statten. Und kurze Zeit später konnten wir hinter einem großen Frachter in die erste der drei Gatunschleusen einlaufen.
Die Arbeiter des Kanals warfen ihre Wurfleinen mit den „Affenfäusten“ zielsicher auf das Vordeck, dort wurden sie an zweien unserer extra langen Kanal-Festmacher angeknotet. Die Festmacher wurden hochgezogen und vorn und achtern belegt. So lag unser Schiffspaket erstmal gut gesichert in der Mitte der Schleuse.
Nach einiger Zeit schloß sich das Schleusentor hinter uns und wir haben dem Atlantik „good bye“ gesagt. Als das Wasser in die Schleuse gelassen wurde, hat es um uns herum mächtig gestrudelt, der Wasserstand hob sich und alle Schiffe gingen hoch, um immerhin gut 8 Meter. Die Leinen mußten immer zügig nachgesetzt werden, damit unsere Boote stabil in der Mitte der Schleuse blieben und keines der Boote durch die Strömung an die Schleusenwand gedrückt wurde.
Oben angekommen hatten wir aus der neu gewonnenen Höhe noch mal einen tollen Blick zurück auf die große Brücke und Kanalzufahrt.
Nachdem sich das vordere Schleusentor geöffnet hatte, fuhr der Frachter vor uns ganz langsam in die nächste Schleusenkammer. Sein Schraubenwasser war trotzdem enorm. Als sich alles wieder beruhigt hatte, sind unsere drei Schiffe dann auch im Päckchen in die zweite Schleuse gefahren.
Der Frachter vor uns fährt in die nächste Schleusenkammer
Auch in der Gegenrichtung ist viel Verkehr: Hier ein Autotransporter, der aussieht wie ein Schuhkarton.
Die weltbekannten Lokomotiven ziehen die großen Pötte durch die Schleusen.
Oben auf der Schleuse liefen die Arbeiten jeweils mit unseren Leinen voran. Die Prozedur hat sich dann in den beiden weiteren Schleusen wiederholt, eine gewisse Routine stellte sich ein. Nach der Ausfahrt aus der letzten Schleuse waren wir etwa 27 Meter höher als der Atlantik. Wir haben unser Boots-Päckchen aufgeschnürt und sind dem Fahrwasser Richtung Panama-City gefolgt.
MACARENA kurz hinter der ersten Schleusengruppe im Gatun-See.
Und auch die KAIROS zieht an uns vorbei.
Der Gatunsee wurde für den Bau des Kanals künstlich aufgestaut und die ehemaligen Hügel und Berge bilden heute viele Inseln. Dazwischen verläuft das gut betonnte und für die großen Pötte ausgebaggerte Fahrwasser. Wir waren etwas überrascht, dass so viele große Schiffe im Gatunsee vor Anker lagen und offensichtlich auf die Genehmigung zur Weiterfahrt warteten. Schiffe mit gefährlicher oder gar explosiver Fracht dürfen sich nicht überall im Kanal oder in den Schleusen begegnen.
Hier ein kurzer Überblick zum Kanal und zu den Schleusen: der Kanal ist ca. 82 km lang und wurde 1914 eröffnet. Sowohl auf der Atlantik- als auch auf der Pazifik-Seite gibt es drei alte (Panmax) Schleusenkammern mit jeweils 33,53 Metern Breite, einer Länge zwischen 305 und 328 Metern und einer Tiefe von rund 23 Metern. Seit der Erweiterung des Kanals 2016 gibt es auf jeder Seite drei weitere Schleusenkammern mit einer Breite von 55 m, einer Länge von 427 m und einer Tiefe von 18,3 m (Neopanmax). Wer gerne mehr über dieses wirklich beeindruckende Bauwerk wissen möchte, dem sei Wikipedia empfohlen.
Auf dem Gatunsee haben wir dann alle erstmal ordentlich Gas gegeben und sind hinter den großen Frachtern hinterher gefahren.
Im Laufe der Zeit kristallisierte sich dann heraus, mit welchem Frachter wir auf der Pazifikseite wieder hinunter geschleust werden. Wir konnten die Fahrtgeschwindigkeit reduzieren, da wir noch auf den Frachter warten mußten.
Kurz vor der Pedro-Miguel-Schleuse passierten wir den Culebra-Cut, hier wurde der Kanal rund 70 Meter tief durch einen Berg geschlagen. hier seht auch die zweite Brücke über den Panamakanal, die „Puente Centenario“
Direkt vor der Pedro-Miguel-Schleuse trafen wir dann unsere alten Bekannten von der ersten Schleusung wieder und die drei Yachten wurden im bewährten Vorgang erneut zusammengeschnürt. Beim Hinunterschleusen in den Pazifik fahren die Yachten vor der Großschifffahrt ein. Das sieht erstmal etwas beängstigend aus, wenn sich so ein großes Schiff mit seinem Bug hoch über uns immer dichter an einen heranschiebt.
Es bleibt nicht viel Platz zwischen den großen Schiffen und den Schleusenwänden – und auch zu unserem Heck ist es nicht weit.
Auf dieser Seite des Kanals liegen die Schleusenkammern nicht direkt hintereinander. Zwischen der Pedro-Miguel-Schleuse und den darauf folgenden Miraflores-Schleusen liegt rund ein Kilometer Fahrwasser, was wir als 3-er-Päckchen durchfahren haben. Vor den Miraflores-Schleusen mußten wir dann wieder auf den Frachter warten, was etwas tricky war, da ausgerechnet jetzt der Wind mit mehr als 20 Knoten von achtern blies und unser Yachtpaket mächtig in Richtung Schleusen schob. Zeitweise mußten wir mit MACARENA Vollgas zurück geben, um das Paket auf der Stelle zu halten und mit den Achtersteven in den Wind zu drehen. Auch die Einfahrt in die Schleuse wurde durch den kräftigen Wind noch mal besonders spannend. So ein 3-er Paket lässt sich schwer manövrieren und auch wenn sich die drei Lotsen auf den Yachten gut abgestimmt haben, weiß man doch nie, wie die anderen Crews reagieren oder sich verhalten. Sobald eine Leine zu früh oder zu spät festgesetzt wird, dreht sich das ganze Päckchen. Bei unserer Passage ist alles sehr gut gelaufen, aber natürlich war es mega aufregend und wir waren die ganze Zeit über voll konzentriert.
Als sich schließlich das letzte Schleusentor öffnet und den Weg auf den Pazifik frei macht, war der Jubel auf allen Booten groß.
Die Kanalcrew von MACARENA in der letzten Schleusenkammer: In der Mitte die Linehandler und unser Lotse Roy.
Nach der Durchfahrt der „Puente de las Americas“ wurde unser Lotse auf der Höhe von Balboa abgeholt.
Die beiden Linehandler sind mit uns bis in die „La Playita-Marina“ gefahren. Dort wurden sie sowie die Fender und Leinen dann von unserem Agenten wieder abgeholt. Zum Glück sind wir noch vor Sonnenuntergang angekommen und als MACARENA gut vertäut am Steg lag, hat unser Anlegebier richtig gut gezischt. Auf den Pazifik!