Nevis – St. Kitts – St. Barths
Mittwoch, 17.01. – Samstag, 27.01.2024
Nevis + St. Kitts, St. Barths
Mittwochvormittag machen wir uns auf den Weg nach Nevis. Die Distanz zwischen den Inseln beträgt rund 30 Seemeilen, nach rund 10 Seemeilen passieren wir „Redonda Island“, einen einsamen Felsen im weiten Meer, der allerdings zum Land „Antigua & Barbuda“ gehört. Da es sich um einen unbewohnten Felsen handelt, verzichten wir darauf, die entsprechende Gastlandflagge zu setzen. Ganz im Gegensatz zum Land „St. Kitts & Nevis“. Wir besuchen sozusagen in umgekehrter Reihenfolge zuerst die Insel Nevis und nehmen unweit des Haupt-Ortes Charlestown eine Mooring.
Am nächsten Tag machen wir das Dinghi klar und fahren zum Einklarieren in den Ort. Die Infos zu den hiesigen Formalitäten klangen schon etwas kompliziert und die fünf Damen der drei Stationen, die wir zu durchlaufen haben (Customs, Immigration, Hafen) machen es uns auch nicht gerade leicht.
Danach schauen wir uns etwas in dem Ort um, es gibt auffallend viele alte Gebäude aus Naturstein, alles wirkt sehr britisch und sehr entspannt. Der Ort ist recht nett, obwohl, so richtige Highlight entdecken wir nicht. Allenfalls fällt ins Auge, dass es mindestens sieben Banken und mehrere „Money-Transfer-Anbieter“ gibt. Damit sind die 1.700 Einwohner des Ortes eindeutig überversorgt.
Freitag segeln wir die kurze Strecke hinüber nach St. Kitts und ankern im Süden der Insel vor der „White House Bay“. Die letzten beiden Nächte haben wir bereits festgestellt, dass wir schon lange nicht mehr so viele Lichter gesehen haben, wie hier auf St. Kitts. Der Hauptort „Basseterre“ (der 3. Ort diese Namens in der Karibik) ist auch Anlaufpunkt vieler Kreuzfahrer und Megayachten, wir halten etwas Abstand dazu. Dafür entwickeln wir ein neues Rätsel-Spiel und zwar „Kreuzfahrer oder Privatyacht?“. Manchmal ist es wirklich schwer zu sagen, wo die Grenze dazwischen verläuft und erst die Kategorisierung im AIS-Identifikationssystem ergibt dann Klarheit. Unsere Ankerbucht liegt direkt vor der „Marina Christophe Harbour“, schon von weitem sind die hohen Masten einer großen zwei-mastigen Yacht zu erkennen; das AIS sagt uns, dass sie 55 Meter lang ist.
Die Marina wirkt ziemlich neu und gleichzeitig verlassen. Außer dem großen Segler liegt noch eine (ebenfalls große) Motoryacht auf den Megayacht Plätzen, dazu noch ein paar mehr oder weniger normale Boote, die im Vergleich winzig wirken. Die Anleger sind riesig, bei Booten mit weniger als 20 m Länge hat die Crew wahrscheinlich Probleme, von Bord auf den Anleger zu kommen.
Für uns ist dies jedoch mit dem Dinghi die Anlaufstelle zum Ausklarieren, zum Glück gibt es auch ein ganz normal-großes Dinghi-Dock.
Wir haben uns zwischenzeitig entschieden, doch noch zu versuchen, nach „Antigua & Barbuda“ zu segeln. Für diesen Samstag ist das einzige, absehbare Wetterfenster mit passenden Südost-Winden vorhergesagt, die es uns möglich machen, Barbuda zu erreichen. Also erledigen wir die Formalitäten, verzurren das Dinghi und den Außenborder seefest und stellen den Wecker auf 5.00 Uhr für Samstagmorgen. Mit beginnender Morgen-Dämmerung lichten wir den Anker und laufen erstmal unter Maschine durch die Passage zwischen St. Kitts und Nevis. Durch den Düsen-Effekt kommt hier der Wind aus Ost und weht unserem Kurs genau gegen an. Sobald wir aus der Abdeckung und der Ablenkung von Nevis heraus sind, kommt der Wind mehr oder weniger wie vorhergesagt aus Südost. Jedoch waren ein Mittelwind mit 15 Knoten und Böen bis 20 Knoten angekündigt. Sobald wie möglich setzen wir die Segel, vorsorglich gerefft. Und dann dauert es gar nicht lange, dass wir 30 Knoten Wind haben und entsprechend hohe Wellen. Bei einem Am-Wind-Kurs ist das gar nicht lustig, Gischt kommt über und zudem regnet es. Wir gucken uns das einige Zeit lang an, aber es macht nicht den Eindruck, als wäre dies nur eine vorübergehende Böe. Hm, nein, so schön Barbuda auch sein mag und so gerne wir Segelfreunde auf Antigua treffen wollen, das Wetter gefällt uns gar nicht. Für eine Überfahrt von mindestens 10 Stunden ist uns das eindeutig zu heftig, wir drehen um. So garstiges Wetter hatten wir ja lange nicht. Zurück geht es flott und nach 3 Stunden liegen wir fast wieder auf demselben Ankerplatz, wie wir ihn heute früh verlassen haben. War was?
Ach ja, was ist denn mit unserer Ausklarierung und den ganzen Formularen, die wir online bereits für das Einklarieren im nächsten Land ausgefüllt haben? Stimmt ja nun alles nicht. In einer Regenpause machen wir das Dinghi wieder klar, in der nächsten Regenpause fahren wir wieder in die Nobel-Marina zu Customs & Immigration. Die Damen hier waren gestern sehr nett und die ganze Prozedur erheblich schneller als auf Nevis. Die nette Dame von der Immigration erkennt uns sofort wieder und lacht, als wir ihr unsere Geschichte erzählen und dass wir doch lieber erstmal auf St. Kitts bleiben möchten. Und als wir fragen, ob man nicht einfach das gestrige Ausklarieren rückgängig machen können, telefoniert sie einmal mit ihrem Chef und switcht dann unsere Ausklarierung auf den neuen von uns gewünschten Termin in vier Tagen um. Das sei zwar nicht üblich, aber der Ausklarierungsvorgang sei ja schließlich schon angelegt. Supi, uns soll es sehr recht sein, nun haben wir noch ein paar Tage Zeit und haben den Papierkram für die anschließende Ausreise bereits erledigt. Vielen Dank!
Am Montag nutzen wir das saubere Wasser an unserem Ankerplatz erst noch mal zum Wassermachen, bevor wir dann auf einen Ankerplatz vor dem Hauptort Basseterre verholen. Dort führt uns der erste Weg an die Bootstankstelle der Marina, wir brauchen Benzin für den Außenborder des Dinghis. Das letzte Mal, dass wir die Benzinkanister befüllt hatten, war Dezember 2022 in La Palma. Mit den 40 Litern sind wir dann schon mal ganz schön weit gekommen…
Dann drehen wir noch eine kurze Runde durch die Stadt. Besonders wenn man vom Hafen kommt, wird die Szenerie sehr stark von den übermäßig vielen Souvenirläden und Bars dominiert, die sich vor dem Kreuzfahrtterminal erstrecken. Nicht so unser Geschmack. Der Rest des Ortes sieht ganz nett aus.
Für eine ausgiebige Besichtigung fehlt uns etwas die Ruhe, wir wollen gerne noch bei Hellem zurück zum Boot. Aber wir haben einen Plan für den nächsten Tag: Auf St. Kitts gibt es den einzigen Zug der kleine Antillen. Das ist eine alte Zucker-Bahnstrecke, die Waggons sind knallbunt und die Strecke soll sehr pittoresk sein. Wir versuchen, für den nächsten Tag 2 Plätze online zu buchen und stellen uns einen frühen Wecker.
Über Nacht nimmt der Wind noch mal deutlich zu, MACARENA tanzt ganz ordentlich an ihrem Ankerplatz. Die Kette macht hin und wieder beunruhigende Geräusche und wir schlafen nicht besonders gut. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelt, ist es noch dunkel, Wind und Wellen sind eher noch mehr geworden. Hm, die Strecke, die wir mit dem Dinghi bis an Land fahren müssen, sind rund 500 Meter. Das war gestern Nachmittag schon ziemlich naß. Auch haben wir keine Bestätigung für die Zugtour bekommen. Dann verschieben wir den Ausflug wohl besser auf morgen. Mittags machen wir uns dann wieder auf den Weg in den Ort. So richtig Lust auf Dinghifahren hat keiner von uns bei diesen Bedingungen, aber wir wollen gerne noch etwas sehen und müssen auf jeden Fall einkaufen. Und es kommt genauso, wie wir es ahnten. Nach der dritten Welle sind wir patschnass, na toll! Wir kreuzen im möglichst günstigen Winkel schräg zu den Wellen und versuchen, erstmal in windgeschützteres Terrain zu gelangen, bevor wir direkt gegen die Wellen an fahren. Egal, als wir am Dinghi-Dock ankommen, sind wir beide triefnass. Hm, die Zugtour können wir knicken, so nass können wir uns weder in ein Taxi zum Bahnhof setzen, noch die Rundreise mit Bahn und Bus machen. Schade!
Zum Glück scheint die Sonne und während wir ein bisschen durch den Ort spazieren, trocknet unsere Kleidung im Wesentlichen. Nachdem wir unsere Einkäufe erledigt haben, geht´s mit dem Dinghi zurück zu MACARENA. Ah, Wind und Welle haben ein bisschen nachgelassen und natürlich ist die Rückfahrt mit den Wellen angenehmer, als die Hinfahrt gegen an. Okay, dann können wir wohl noch die Nacht hierbleiben und uns erst morgen einen ruhigeren Ankerplatz vor dem Südteil der Insel suchen. Tja, so hatten wir uns das gedacht. Alles war soweit okay, bis der große Kreuzfahrer ablegte… Oops, das war wohl unser Wellenbrecher. Der Wind hat im Vergleich zu gestern etwas mehr recht gedreht und nun, da der Kreuzfahrer keinen Schutz mehr bietet, rollt mächtiger Schwell in die Bucht, noch um einiges unangenehmer als gestern. Aber jetzt ist es schon so spät, dass wir keine Chance haben, noch bei Hellem an einen anderen Ankerplatz zu verholen. So rollen wir durch die Nacht. Gegen Morgen dreht der Wind wieder zurück und schickt etwas weniger hohe Wellen zu unserem Ankerplatz.
Mittwoch Vormittag machen wir uns auf, um vor dem südlichen Teil St. Kitts einen ruhigeren Ankerplatz zu suchen. Das Wetter ist wirklich nicht schön, selbst hier im Windschatten der Insel haben wir 25 Knoten Wind und immer wieder Regenschauer. Vor den südlichen Ankerbuchten haben wir dann Glück, dass wir einen Ankerplatz finden, der sehr gut vor Welle geschützt ist. Über die Hügel pfeifen zwar immer wieder Fallböen, aber MACARENA liegt sehr ruhig. Was für eine Erleichterung, an diesem Ankerplatz können wir uns an Bord bewegen, ohne uns ständig festzuhalten. Das ist das erste Mal so seit einer Woche, wir sind ganz begeistert. Unsere Weiterreise verschieben wir lieber noch um ein oder zwei Tage, draußen herrschen 30 Knoten Wind und Wellen um 3 Meter.
Die Fallböen in dieser Bucht haben es aber auch in sich, noch dazu kommen sie aus den unterschiedlichsten Richtungen, so dass MACARENA beinahe den gesamten Radius um ihren Anker abfährt. Donnerstag Morgen hören wir die Geräusche, wie uns eine mächtige Böe erwischt, MACARENA holt über und nimmt ordentlich Fahrt auf. Danach können wir auf unserer Ankerwatch-App sehr deutlich beobachten, wie unser Anker gut 10 Meter über den Grund rutscht. Nicht schlimm, in die Richtung haben wir sehr viel Platz und wir sind das einzige Boot in der Bucht. Aber so liegen wir nicht gut, also Anker auf und wir verholen in der Bucht ein Stück weiter nach innen. Jetzt erwischen uns die Fallböen nicht mehr so direkt. Hm, nach dem Frühstück dreht MACARENA plötzlich ganz merkwürdig zum Land hin. Aus dem ablandigen Ostwind wird plötzlich auflandiger Westwind. Das finden wir gar nicht gut, zumindest nicht, um die kommende Nacht hier in Ruhe zu verbringen. Also holen wir den Anker wieder hoch und suchen uns ein drittes Plätzchen für unseren Anker. Diese Bucht haben wir nun ordentlich vermessen.
Freitag stehen wir früh auf, schauen raus, schauen auf die aktualisierte Wettervorhersage und beschließen, dass dies noch nicht unser Wetterfenster ist. Am Samstag früh geht es dann endlich bei Sonnenaufgang los. Obwohl der Wind sich im Vergleich zu den vorherigen Tagen abgeschwächt hat, haben wir in der relativ engen Passage zwischen St. Kitts und Nevis immer noch 22 – 25 Knoten von vorn. Dazu 2,5 m kurze, steile Welle. Wir kreuzen unter Maschine gegen an, damit MACARENA sich nicht in der Welle feststampft. Die Bedingungen sind ziemlich ungemütlich, zum ersten Mal in der Karibik ziehen wir die Regenjacken an, um uns vor der überkommenden Gischt zu schützen. Als wir die Passage dann geschafft haben, auf nördlichen Kurs gehen und segeln können, wird es gleich sehr viel angenehmer. Unter der Genua im 1. Reff laufen wir mit Halbwind gut über 7 Knoten. Die Wellen werden höher und länger, hin und wieder schickt eine Welle uns Gischt an Deck und in´s Cockpit. Wir segeln in Luv der Insel und somit wider direkt auf dem Atlantik. Es läuft gut, zuerst kommt die südlich gelegene Insel Sint Eustatius und etwas weiter westlich die Insel Saba in Sicht. Nach einigen Stunden sehen wir auch unser heutiges Ziel, die Insel Saint-Barthelemy, voraus. Vor dem Hauptort Gustavia liegen ein gutes Dutzend Megayachten auf Reede, ganz schönes Gedrängel. Wir lassen sie „links“ liegen; unser Kurs führt uns direkt in den Norden der Insel, hier gibt es eine sehr geschützte und sehr hübsche Bucht mit Mooring-Bojen. Wir nehmen eine Mooring kurz vor dem Strand und sind sehr zufrieden mit dem heutigen Törn. 50 Meilen in weniger als 8 Stunden, wobei der langsamste Abschnitt des Törns sicher die Maschinenfahrt zu Beginn war. Allerdings ist an Deck alles von einer Salzkruste überdeckt. Wir hoffen ja nicht oft auf Regen, aber heute wäre das eine super Sache. Die Bucht ist tatsächlich eine der schönsten Ankerbuchten, die wir in der Karibik bislang gesehen haben.