Montserat
Sonntag, 14.01. – Dienstag, 16.01.2024
Montserrat
Sonntag machen wir MACARENA dann wieder reisefertig. Nach Montserrat ist es nicht so weit, die Entfernungstabelle weist 32 Seemeilen aus. Wir haben annähernd perfekte Bedingungen und laufen mit gutem Halbwind und moderater Welle kontinuierlich über 7 Knoten. So macht das Spaß!! Je näher wir der Insel kommen, desto deutlicher erkennen wir den Vulkan im Süden der Insel und die mächtigen Lavaflüsse des Ausbruchs von 1995. Der Ausbruch hat den südlichen Teil der Insel weitestgehend zerstört und unbewohnbar gemacht. An einigen Stellen sehen wir Dampf aufsteigen, der Vulkan ist noch aktiv. Entsprechend halten wir uns respektvoll an die 2 Seemeilen breite Abstandszone. Hm, die Entfernungsangabe im maritimen Führer bezog sich wohl nur bis zur Südspitze der Insel, zum einklarieren müssen wir jedoch noch eine ganze Ecke weiter in den Norden segeln, das Anlanden im südlichen Teil der Insel ist wegen des Vulkans verboten. Die einzige Stelle, um einzuklarieren ist „Little Bay“. Wir schaffen es gerade noch bei Tageslicht, kurz vor Sonnenuntergang fällt unser Anker.
Am nächsten Morgen machen wir das Dinghi klar und setzen an Land über. Alles sehr beschaulich hier, wir sind die einzige Segelyacht in der Bucht, die Fähre fährt nur alle zwei Tage und bei Customs and Immigration ist man nicht übermäßig gefordert. Dafür sind die Leute sehr nett und entspannt. Am Strand gibt es einige Hütten, gleich die erst beherbergt eine Tauchschule mit kleinem Cafe und einer sehr gemütlichen Chill-out Zone auf der überdachten Terrasse. Die nutzen wir direkt, um den nächsten Regenschauer zu überbrücken. Kaffee gibt es leider gerade nicht, da soeben der Strom ausgefallen ist. Hm, das war eben beim Einklarieren auch schon mal, da hatten wir Glück, dass wir gerade schon fertig waren. Danach spazieren wir etwas am Strand entlang, es gibt einige kleine Restaurants, aber nur wenige haben geöffnet. Naja, nach dem Vulkanausbruch hat sich die Einwohnerzahl auf der gesamten Insel auf rund 4.500 reduziert und die meisten Yachten segeln wohl lieber zum etwas nördlich gelegenen Antigua. Uns gefällt es, so entspannt wie es ist.
Am Dienstag machen wir eine Inseltour mit Sam, einem örtlichen Taxifahrer, den uns gestern angesprochen hatte. Wir sind die einzigen Gäste in seinem Kleinbus, er fährt sehr bedächtig und erzählt eine Menge über die Insel. Ehrlich gestanden verstehen wir nur knapp die Hälfte von dem was er sagt, er spricht sehr schnell und sein Englisch weicht deutlich von dem ab, das wir kennen. Die Straßen sind in vergleichsweise gutem Zustand für so eine kleine Insel, aber sehr kurvig und sehr steil. In jedem Tal geht es auf der einen Seite in vielen Serpentinen runter und auf der anderen genauso kurvig wieder hoch. So klein die Insel ist, man braucht doch erstaunlich lange für eine Strecke. Sam hält an manchen Stellen, die er wichtig findet und bietet uns immer wieder an, jederzeit zu halten, wenn wir fotografieren oder uns etwas anschauen möchten.
Das ist wirklich ein guter Service. Nach dem 3. oder 4. Tal bietet er uns an, einen kleinen Bushwalk zu machen. Er setzt uns an einem Wanderweg aus, erklärt uns, wie wir unterwegs abbiegen sollen und pickt uns nach rund einer halben Stunde wieder auf. Der Wald, durch den wir wandern, gefällt uns, es gibt sogar einige Schilder mit Erklärungen zu Pflanzen und Tieren. Wir sehen ein Agouti, das ist in etwa so eine Mischung zwischen Meerschweinchen, Bisamratte und Kaninchen mit kurzen rosa Ohren.
Unsere Tour führt über den Hauptort Salem in die „Old Bay“, etwas nördlich der ehemaligen Hauptstadt Plymouth. Hier gab es vor dem Vulkanausbruch einen Hafen und eine Marina. Jetzt ist das ganze Tal mit Vulkanasche gefüllt. Da wo ein Flußlauf Asche abgetragen hat, sind noch Dalben mit Hartgummifendern zu erkennen, das ist sehr skurril. Die etwas weiter südlich gelegene ehemalige Insel-Hauptstadt Plymouth ist völlig zerstört und liegt bereits in der gesperrten Zone, wir sehen die Ruinen nur aus der Ferne. Unser Weg führt ein Stück weit durch das verschüttete Flußbett, hier besteht die Straße nur aus festgefahrener Asche. Große Schilder warnen unmissverständlich vor der Gefahr von Schlammlawinen nach heftigen Regenfällen. Das glauben wir auf´s Wort.
Auf der anderen Talseite geht es wieder in steilen Serpentinen den Berg hoch. Unser Ziel ist der Aussichtspunkt auf dem „Garibaldi-Hill“. Von hier aus hat man den besten Blick auf den Vulkan und auch über große Teile der Insel.
An der Straße passieren wir viele sehr nobel wirkende Villen, an vielen ist ein Verkaufsschild angebracht. Diese Wohnlage hat wohl den Nachteil, dass man vom Rest der Insel abgeschnitten ist, wenn der Fluß zu viel Wasser führt.
Unsere Fahrt führt dann noch zu den „AIR Studios“. Der frühere Beatles-Produzent George Martin hat einige Zeit auf Montserrat gelebt und hier in den 19980er Jahren mit vielen bekannten Musikern Alben aufgenommen. U.a. Dire Straits, Jethro Tull, The Police und Phil Collins; zu der Zeit waren Alben noch Schallplatten. Nach dem verheerenden Hurrican im September 1989 wurden die Studios geschlossen und sind heute nur noch verwaiste Ruinen. Der Hurrican war die erste große Naturkatastrophe, der 95 % der Insel verwüstete. 5 Jahre später begann dann der Vulkan mit seinen Ausbrüchen.
Über den Vulkan erfahren wir noch eine Menge in dem „Montserrat Vulkan Observatory“. Der Vulkan wird schon seit Jahrzehnten von Wissenschaftlern intensiv überwacht und seine Aktivitäten sind sehr gut dokumentiert. Für Besucher gibt es einen ca. 20-minütigen Film mit sehr beeindruckenden Bildern der Ausbrüche. Insgesamt gab es 5 aktive Phasen mit Erdbeben und Eruptionen in der Zeit von 1995 bis 2010.