Mindelo – Grenada, ausführliche Berichte
Anmerkung
Zusätzlich zu den bisherigen Beiträgen ergänzen wir hier im Nachgang unsere ausführlicheren Tagesberichte und Fotos, die via Satteliten nicht machbar waren:
Samstag, 10.12.2022
Mindelo, auslaufen
Zum Glück geht es Dietrich wieder besser, wir können heute wie geplant losfahren. Vorher sind wir noch mal busy, Gemüse vom Markt holen, Gas tauschen, Wasser auffüllen, seefest stauen, vorkochen, beim Hafen abmelden, duschen, noch einen Hamburger in der floating Bar und von den netten Nachbarn verabschieden. Dann ist es soweit. Erst läuft Enno alleine mit seinem Kat aus und dann hilft uns Stefan, die Leinen los zu werfen. Die erste Etappe führt uns zur Tankstelle, dort machen wir den Dieseltank nochmal voll. Wir haben jetzt 600 Liter Diesel im Tank und 80 Liter in Kanistern an Deck, 45 Liter 2-Taktgemisch für den Außenborder in Kanistern an Deck, 960 Liter Trinkwasser im Tank und 200 Liter in Flaschen – das sollte reichen!
Um 14:40 Uhr legen wir an der Tanke ab und laufen unter Maschine aus der Bucht von Mindelo.
Mindelo im Kielwasser
Zwischen den beiden Inseln Sao Vicente und Santo Antonio gibt es eine ordentliche Winddüse, wir setzen die Genua und Macarena zischt los. Erstmal gen Süden, um später nicht in die Abdeckung der Inseln zu kommen. Der Bordrechner sagt uns, dass rund 2.150 Seemeilen bis Grenada vor uns liegen. (nur so zum Vergleich: von Kiel bis Mindelo haben wir im letzten halben Jahr rund 3.800 Sm zurückgelegt)
Zwischen den beiden Inseln Sao Vicente und Santo Antonio
Für die Nacht wählen wir die Besegelung Genua und ausgebaumte Fock und segeln mit achterlichem Wind. Aufgrund der Ablenkung durch die Inseln gibt es eine etwas chaotische Welle. Wir rollen von einer Seite auf die andere, es schaukelt unglaublich. Das soll jetzt die nächsten 18 Tage so weitergehen?? Oh no!
Sonntag, 11.12.2022
Auf See, Tag 2
Mittagsposition: 16°´08N; 026°47`W;
zurückgelegte Strecke: 115 Sm ab Mindelo
Tja, die erste Nacht war sehr unruhig, zwischenzeitlich hatten wir wenig Wind und entsprechend viel Geschaukel. Wir konnten beide nicht wirklich schlafen, freuen uns daher, dass der Wind am Vormittag zunimmt und wechseln die Besegelung. Der Wind kommt raumschots, unser Kurs ist rund 260 ° und wir laufen unter Groß (Bb, mit Preventer) und Genua. So liegt Macarena viel ruhiger und läuft gut. Die letzten Tage hat sich unsere Wetterprognose verfestigt, nach unseren Berechnungen müssen wir nicht, wie ursprünglich geplant, noch deutlich weiter gen Süden. Der Passat sollte auch auf der Höhe von ca. 16 ° Nord bereits gut wehen und bis in die Karibik durchhalten. Mal sehen, ob er das auch tut.
Im Laufe des Tages gibt den ersten Anlaß für einen (klitze-) kleinen Zwischenjubel: Die vor uns liegende Strecke bis Grenada ist nun kürzer als 2.000 Seemeilen. Wenn das nix iss, wir sind schon ganz schön weit gekommen.
Montag, 12.12.2022
Auf See, Tag 3
Mittagsposition: 15°´55 N; 029°28`W;
zurückgelegte Strecke: 271 Sm
Wie immer auf See beginnt mein Tag um 0.00 Uhr mit der 0-4-Wache, es ist eine angenehme, mondhelle Nacht und direkt voraus leuchtet ein sehr heller Stern.
„I must go down to the seas again,
to the lonely sea and the sky,
And all I ask is a tall ship
and a star to steer her by…“
(John Masefield, Sea Fever, 1902)
Das Gedicht geht mir nicht aus dem Kopf, genau das ist es! Macarena läuft gut zwischen 6 und 7 Knoten bei moderater See von achtern, sehr schön! Natürlich steuere ich nicht nach den Sternen, sondern nach dem Windwinkel, den die Windex und der Bordcomputer anzeigen. Die Sterne sorgen für die romantische, etwas nostalgische Stimmung und machen es ganz besonders schön.
Beim übernächsten Wachwechsel, als es dann hell ist, inspiziert Dietrich das Deck und entdeckt 3 blinde Passagiere. Fliegende Fische, die leider den Sprung zu kurz berechnet hatten und es nicht über Macarena hinweg geschafft haben. Zurück in´s Meer damit.
Der Wind weht jetzt ziemlich konstant aus Nord-Ost mit 16 bis 20 Knoten, einzelne Böen etwas darüber. In der 8.00 bis 12.00 Wache legen wir 26 Sm zurück, dies ist der bisherige Meilenrekord in einer Wache.
Dienstag, 13.12.2022
Auf See, Tag 4
Mittagsposition: 15°´55 N; 032°20`W;
zurückgelegte Strecke: 437 Sm
Um uns herum sieht es ziemlich ähnlich aus wie gestern. Es läuft.
Sonnenuntergang auf dem Atlantik
Mittwoch, 14.12.2022
Auf See, Tag 5
Mittagsposition: 15°´54 N; 035°03`W;
zurückgelegte Strecke: 597 Sm
Der Wind kommt aus Nord-Ost oder Ost-Nord-Ost. Da wir mit Raumschots-Kurs segeln, trägt uns unser Kurs immer weiter nach Norden. An diesem Morgen probieren wir eine neue Strategie und laufen unter Genua und ausgebaumter, kleiner Fock im Schmetterlingstil vor dem Wind. Damit können wir direkt den Kurs Richtung Grenada anlegen. Aber wir sind langsamer und Macarena rollt mit der achterlichen See unablässig von einer Seite auf die andere. Jede Bewegung wird sehr anstrengend, man muß sich ständig in beide Richtungen festhalten und abstützen. Irgendwann nervt das sosehr, dass ich die kleine Fock berge und erstmal raumschots unter Genua gen Süd-Westen segele. So liegt Macarena wieder deutlich ruhiger.
Später am Nachmittag setzen wir das Groß wieder dazu und schließlich halsen wir noch vor Sonnenuntergang, um über Nacht wieder gen West-Nord-West zu segeln. So kreuzen wir vor dem Wind und der Welle, die zwischenzeitlich rund 3 Meter hoch ist.
In der Nacht nimmt der Wind immer mehr zu, bei 25 Knoten raumem Wind legt Macarena einen neuen Geschwindigkeitsrekord hin: 9,6 Knoten Boatspeed. Wie sich das Boot die Welle hinunter stürzt, das ist ein mordsmäßiges Getöse, Wasser spritzt zu allen Seiten, es braust ganz wild und rund um uns herum ist in der dunklen Nacht nur noch weißes Wasser zu sehen. Sehr beeindruckend, aber es wird einem auch ein bischen mulmig dabei. Unsere rechnerische Rumpfgeschwindigkeit beträgt 8,2 Knoten, da waren wir deutlich drüber. Wir reffen die Genua, damit sind wir auf der sicheren Seite. In den 4 Stunden von 0.00 bis 4.00 Uhr loggen wir 29 Seemeilen, das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,25 Knoten, wow!!
Donnerstag, 15.12.2022
Auf See, Tag 6
Mittagsposition: 15°´13 N; 037°21 W;
zurückgelegte Strecke: 757 Sm
Wir entwickeln unsere Routinen: morgens halsen und auf Kurs Süd-Süd-West gehen, nachmittags wieder halsen und den Kurs gen West-Nord-West absetzen.
Wir beobachten seit Tagen immer wieder die fliegenden Fische, die teils in Gruppen, teils einzeln, die Flucht vor uns ergreifen und weit über das Wasser fliegen. Einige schaffen es mit Zwischen-Aufditscher auf dem Wellenkamm sicher 50 Meter weit. Wir sind versucht, Haltungsnoten für einen eleganten Flug und Punkte für die beste Weite zu vergeben.
Außerdem kommen immer mal wieder kleine Sturmvögel vorbei auf der Suche nach Nahrung. Heute Morgen habe ich eine Feen-Seeschwalbe gesehen. Bislang kannte ich nur Fotos, wunderschöne Seevögel, sehr filigran und ästhetisch. Ich habe Dietrich davon erzählt und geschwärmt, das ich diese Vögel für die schönsten Seevögel überhaupt halte. Er hatte dann wohl in seiner Wache auch noch mal Besuch von dem Vogel. Allerdings hat die tolle Feen-Seeschwalbe gleich was in´s Cockpit fallen lassen. Dietrich findet den Vogel auch sehr hübsch, seine Begeisterung bleibt jedoch etwas gedämpft.
Freitag, 16.12.2022
Auf See, Tag 7
Mittagsposition: 15°´35 N; 039°48 W;
zurückgelegte Strecke: 910 Sm
Der Wind dreht immer weiter auf Ost, unser Kurs führt uns daher zu weit nördlich. Wir müssen unsere Strategie ändern und probieren es noch mal mit dem Schmetterlingstil. Diesmal mit dem Großsegel und der ausgebaumten Genua. Und bei diesem Wind und Wellen funktioniert der Kurs sehr gut, Macarena rollt nur moderat. So können wir viel besser in die direkte Richtung Grenada steuern und müssen nicht so viel mehr an Strecke machen, wie beim Kreuzen vor dem Wind.
Heute Nachmittag besucht uns eine Gruppe Delfine. Rund 10 bis 12 Tiere und so ganz klassisch, wie man sich das vorstellt, spielen sie um unseren Bug. Lassen sich immer wieder zurückfallen, kommen dann mit Speed von hinten an, springen und kreuzen direkt vor uns. Das sieht super toll aus, wir sind sehr fasziniert und genießen das Schauspiel.
Samstag, 17.12.2022
Auf See, Tag 8
Mittagsposition: 14°´46 N; 041°35 W;
zurückgelegte Strecke: 1.032 Sm
Letzte Nacht und heute tagsüber war der Wind etwas flau, da kommt Ungeduld auf, so dauert es noch ewig, bis wir ankommen. Zum Glück hat der Wind ein Einsehen, frischt im Laufe des Tages wieder auf und wir laufen wieder über 6 Knoten.
In der Nacht ist es dann endlich so weit: wir können Bergfest feiern. So mitten auf dem Atlantik klingt Bergfest natürlich etwas merkwürdig, aber wir haben mit 1.103 Seemeilen die rechnerische Hälfte der Strecke erreicht. Wenn wir auf dem vor uns liegenden Weg nicht noch irgendwelche größeren Umwege fahren…
Heute vor einer Woche sind wir in Mindelo ausgelaufen. Bislang sind wir mit unseren Vorräten sehr gut hingekommen, es gibt immer noch frisches Obst, Gemüse und Salat, wir haben kaum auf unsere Tiefkühlvorräte zurückgreifen müssen. Bei den Bananen, die wir auf den Kap Verden nachgekauft hatten, haben wir heute Morgen festgestellt, dass sie immer noch zu grün waren, um sie essen zu können. (! nach einer Woche bei Tagestemperaturen von rund 30 ° C!) Also kommen die Bananen jetzt auf die Sonnenbank. Das ist ja toll, dass die so lange halten, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Bananen lagern wir in Baumwolltaschen draußen in den Netzen unter den Solarzellen am Heck. Entweder waren die Kap Verde Bananen noch so viel grüner als die auf dem Törn vorher, oder der grüne Beutel, den wir jetzt verwendet haben, ist die bessere Bananen-Verpackung. Das müssen wir beim nächsten Bananenkauf ausprobieren.
Sonntag, 18.12.2022
Auf See, Tag 9
Mittagsposition: 14°´52 N; 044°16 W;
zurückgelegte Strecke: 1.188 Sm
Der 4. Advent. Die Tage verschmelzen in der Bordroutine. Eine dieser „Routinen“ sind die immer wiederkehrenden Squalls. Das sind örtliche Wettererscheinungen, die in den Wetterprognosen nicht vorhergesagt werden können. Sie entstehen häufig am Abend solange man sie noch sehen kann und regelmäßig in der Nacht zwischen 04:00 Uhr morgens und Sonnenaufgang und bringen heftige Windboen (bei uns bis zu 38 Knoten Wind = Windstärke 8, ca 70 km/h) und sintflutartige Regengüsse mit sich. Sobald man eine solche Wolke am Himmel erkennt, muss ganz schnell gerefft werden. Das Problem dabei ist, dass man sie in einer dunklen Nacht ohne Mondschein oder bei bedecktem Himmel, nicht kommen sieht. Dann heißt es ganz schnell, bei den ersten Böen, reagieren und die Segefläche verkleiner.
Ein Squall zieht am Abendhimmel auf
Montag, 19.12.2022
Auf See, Tag 10
Mittagspos: 14°´57 N; 047°01 W;
zurückgelegte Strecke: 1.352 Sm
Umstellung der Bordzeit auf UTC – 3
Dienstag, 20.12.2022
Auf See, Tag 11
Mittagspos: 14°´54 N; 049°36 W;
zurückgelegte Strecke: 1.515 Sm
Schon seit kurz hinter den Kap Verden beobachten wir immer wieder ausgedehnte Streifen von Seegras oder Algen. Heute bilden sich besonders große Algenfelder. Als wir hindurch fahren, setzt sich wohl eine Pflanze vor unser Logge und diese fällt aus.
Mittwoch, 21.12.2022
Auf See, Tag 12
Mittagsposition: 13°´56 N; 051°45 W;
zurückgelegte Strecke: 1.660 Sm
Der schlaue Bordrechner zeigt unter 500 Seemeilen Distanz bis zum Ziel-Wegpunkt nördlich Grenada. Also sind wir gefühlt schon fast da.
Donnerstag, 22.12.2022
Auf See, Tag 13
Mittagsposition: 13°´45 N; 054°20 W;
zurückgelegte Strecke: 1.811 Sm
…wir sind fast da…
Freitag, 23.12.2022
Auf See, Tag 14
Mittagspos: 12°´23 N; 056°42 W;
zurückgelegte Strecke: 1.958 Sm
In der Nacht und am Vormittag zieht eine Front durch, die uns mehrmals Schauerböen mit über 30 Knoten Wind bringt, die Wellenhöhe liegt zwischen 3,50 und 4,50 Metern. Wir reffen ein, wir reffen aus. Einmal sehen wir 10,3 Knoten Speed over Ground, wow, das braust ganz ordentlich.
Samstag, 24.12.2022
Auf See, Tag 15
Mittagspos: 12°´41 N; 059°03 W;
zurückgelegte Strecke: 2.109 Sm
Barbados bleibt 25 Seemeilen querab, ist jedoch nicht zu sehen.
Sonntag, 25.12.2022
Ankunft Grenada
Ah, endlich! Morgens gegen halb Neun Uhr Bordzeit (UTC – 4) ist voraus im Dunst schemenhaft Land zu erkennen. Das muß Cariacou sein, eine Insel rund 20 Seemeilen nördlich von Grenada, die zu Grenada gehört. Grenada selbst ist noch in dichte Wolken gehüllt. Wir halten auf die Passage zwischen der Nordküste Grenadas und einer kleinen Inselgruppe rund um Ronde Island zu. Westlich von dieser Inselgruppe gibt es den (manchmal) aktiven Unterwasser-Vulkan „Kick ´em Jenny“, um den rundherum ein Sperrgebiet eingerichtet ist. Daran werden wir uns unbedingt halten!
Wir surfen die achterlichen Wellen ab, der Meeresboden ist gerade von rund 1.000 Metern auf 50 Meter Wassertiefe angestiegen, die Wellen sind etwas steiler geworden, die Abstände kürzer.
Die Passage zwischen Ronde Island im Norden und Grenada im Süden
Die Strömung versetzt uns mit gut 1,5 Knoten gen Nord, aber unser Kurs passt und wir können dicht an einem Felsbogen mit dem Namen „London Bridge“ durch die Engstelle segeln.
Wir hatten ausgerechnet, dass wir mit auflaufender Tide hier ankommen. Laut unserem schlauen Bordrechner wird uns jedoch ein quer setzender Strom angezeigt, der während der Passage einmal in alle Richtungen dreht. Sicher ist auch die engste Stelle noch rund eine Meile breit, aber spannend ist es trotzdem.
Kaum sind wir durch die engste Stelle der Passage, lässt die steile Welle nach und das Wasser wird ganz friedlich. Wir freuen uns über die entspannte Fahrt längs der Nord- und anschließend Westküste Grenadas gen Süden. Endlich kann man sich wieder an Bord bewegen, ohne Orang-Utan-Hangelgriff. Zum ersten Mal seit den Kanaren können wir auf See unseren Cockpittisch benutzen. Teller, mitsamt dem Essen darauf, bleiben einfach stehen. Wir sind begeistert, das Leben kann so einfach sein.
Mit moderatem Wind laufen wir in Lee an der Westseite Grenadas gen Süden und freuen uns über das üppige Grün auf den Hügeln der Insel.
Da wir nicht mehr rechtzeitig zu den Öffnungszeiten der Immigration in St. George´s ankommen würden, wollen wir die Nacht vor Anker verbringen. Dafür haben wir uns die „Grand Mal Bay“ ausgesucht, hier liegen drei weitere Yachten und die „Thor Heyerdahl“ aus Kiel, auch eine gute alte Bekannte aus der Großsegler-Szene. Wir fahren hin und sagen Hallo, das Schiff ist mit einer Schulklasse unter Segeln auf dem Weg nach Panama.
Die Bucht ist sehr romantisch mit einem kleinen Fels-Kap und hoch aufragenden, grünen Hügeln dahinter, die locker bebaut sind. Teile der Bucht sind Naturschutzgebiet und es liegen ein paar Moorings aus. Moorings werden ausgelegt, damit die Anker der Yachten nicht Flora und Fauna des Meeresgrundes zerstören. Gut, dann ankern wir nicht, sondern nehmen eine der Moorings, die einen ganz vertrauenserweckenden Eindruck machen.
Angekommen!! Es fühlt sich sehr gut an, dass wir die Atlantik-Überquerung geschafft haben und am Ziel sind. Wir freuen uns über die Ruhe an Bord, kein Getöse, keine Wellen klatschen gegen den Rumpf, kein Schwank.
Dann ist Zeit für das wohlverdiente Ankunfts-Bier, das zischt! Wir freuen uns, dass wir nun schon soooo weit gekommen sind!
2.280 Seemeilen liegen seit Mindelo hinter uns, wir haben 15 Tage für die Überfahrt gebraucht.
Und dann gehen wir noch schwimmen, endlich. Das Wasser ist wunderbar warm und sauber, aber trotzdem gibt es einen kleinen Schreck. Vom Wasser aus sehen wir, dass sich unter unserem Heck lauter Entenmuscheln angesiedelt haben. In dem Bereich am Gelcoat oberhalb des Anti-Fouling-Anstrichs, derbei flotter Fahrt im Wasser ist. Das ist ja ein Ding! Die kleinen Biester, die wir in Galicien als teuer bezahlte Delikatesse im Restaurant bestellt hatten, sind während der Fahrt aufgesprungen, haben sich am Rumpf festgesaugt und sind büschelweise gewachsen. Die größten sind rund 4 cm lang. Das geht natürlich nicht, also haben wir gleich eine neue Aufgabe und schrubbeln die Entenmuscheln beim Schwimmen wieder ab. In den Kochtopf kommen sie nicht.
Montag, 26.12.2022
Ankunft Grenada, Marina Port Louis, St. George´s, Grenada
Auch beim Frühstück im Cockpit überwiegt neben der Freude über die tolle Landschaft rund um uns, noch das Staunen, dass der Toast freiwillig auf dem Teller liegen bleibt und wir die Kaffeebecher wieder normal voll gießen können. Danach lösen wir die Mooring und fahren die letzten 3 Seemeilen bis St. George´s unter Motor. In der Port Louis Marina bekommen wir einen sehr schönen Liegeplatz längs am „Hammerhead“, so dass wir zur Seite aussteigen können und kein Problem mit dem Dingi haben.
Die Marina Crew ist sehr nett, die Marina macht einen außerordentlich gepflegten und gut ausgestatteten Eindruck, das Tempo ist karibisch entspannt. Wir können zwar in der Marina einchecken, aber eine Simcard für´s örtliche Telefonnetz können wir heute nicht mehr kaufen, es ist ja Feiertag. Auch die Immigration ist geschlossen, na gut. Wir nutzen das Marina-Internet, um nach der langen Pause die Kommunikation mit daheim wieder aufzunehmen. Als erstes rufen wir Dietrichs Mutter an, die heute ihren 93sten Geburtstag feiert.
Am Nachbarsteg sehen wir eine andere Island Packet, gehen vorbei und sagen Hallo und halten einen kurzen Schnack mit den kanadischen Eignern, Lynn und Darryl. Die beiden sind schon seit mehreren Jahren in der Karibik unterwegs, Grenada ist ihre Lieblingsinsel und sie haben einige regionale Tipps für uns.
Den Rest des Tages lassen wir es ortsüblich langsam angehen. Wir sind doch etwas erschöpft von der Überfahrt. Die ständige Seewache und vor allem das Geschaukel in den Wellen, das einen kaum zum Schlafen kommen ließ, hat an den Kräften gezehrt. Außerdem lähmt uns die Hitze an Land. Aber das ist alles okay, wir haben ja Zeit.
Ach ja, die Duschen und sanitären Anlagen der Marina erhalten von uns die Bestnote des bisherigen Törns. Super sauber, geräumig, ordentlich Wasserdruck auf der Dusche, perfekt!
Dienstag, 27.12.2022
Grenada, einklarieren
Heute können wir einklarieren und erhalten eine Permit für einen Monat, in denen wir die Gewässer rund um Grenada befahren und die dazugehörigen kleineren Inseln besuchen können.
Imigration Office Marina Saint George´s
Eine örtliche Telefonkarte können wir leider auch heute nicht kaufen; da der 1. Weihnachtsfeiertag auf einen Sonntag gefallen ist, wird der Feiertag einfach hinten dran gehängt und so bleiben auch heute die meisten Geschäfte geschlossen. Pfiffige Lösung! Wir haben ja Zeit.
Stück für Stück befreien wir Macarena und unsere Ausrüstung vom Salz. Abends gehen wir im Restaurant der Marina essen und trinken unser erstes Carib. (Bier) Restaurant heißt überdachte, zu mehreren Seiten offene Veranda.