Martinique
Donnerstag, 18.04. – Sonntag, 21.04.2024
Donnerstag Morgen machen wir uns auf gen Süden, um in Riviere Sens auszuklarieren. Die Ankerbedingungen dort sind (wie bereits erwartet) bei süd-östlichen Winden eher unschön. Es steht eine kurze, steile Welle von einem knappen Meter. In´s Dinghi einsteigen wird schon sportlich und die Fahrt feucht. Hilft ja nix, wir müssen ausklarieren. Dafür geht alles sehr schnell und nach einer Stunde schon lichten wir den Anker wieder und nehmen Kurs auf die Iles de Saints. Vor der (eher kleinen) Grand Ilet finden wir einen ausreichend geschützten Ankerplatz für die Nacht. Die Ankerbucht wird gen Süden nur durch einige spitze Felsen vom freien Seeraum getrennt, ein durchaus spektakulärer Ankerplatz. Wir hatten uns auf interessantes Schnorcheln an den Klippen gefreut, jedoch ist das Wasser durch den Wellengang ziemlich aufgewühlt und trübe und die Sicht sehr begrenzt. Schade, dann eben nicht.
Nachts wird es dann noch mal ein bisschen spannend. Durch eine 180 ° Winddrehung zieht MACARENA plötzlich in die falsche Richtung am Anker, dieser rutscht und braucht einige Meter, bis er sich dreht und in der anderen Richtung wieder greift. Da der Abstand zu den spitzen Felsen nun nicht mehr besonders groß ist, bleibe ich misstrauisch und kontrolliere nachts immer wieder unsere Position auf der Anker-App. Eine sehr praktische Erfindung!
Am nächsten Morgen setzen wir kurz hinter den „Saints“ die Segel und nehmen Kurs auf Dominica. Die Sicht ist gut und wir erkennen die hohen Berge Dominicas bereits deutlich in der Ferne. Die Vorhersage bereitet uns auf schwache Winde vor. Damit haben wir in der Vergangenheit ganz gute Erfahrungen gemacht, wenn dann auch entsprechend wenig Seegang herrscht. Und so kommt es, wir haben einen ganz hervorragenden Segeltörn bis Dominica. Blauwasser segeln vom Feinsten! Hinter der Insel ist der Wind dann wie erwartet weg. Das kennen wir schon, das lässt sich auch so gut wie gar nicht umfahren. Die Lee-Schleppe der 1.400 Meter hohen Berge ragt rund 20 – 30 Seemeilen weit in´s karibische Meer hinaus. Aber da wir unter Segeln bereits so gut vorangekommen sind, beschließen wir, noch bis kurz vor die Südspitze der Insel zu motoren. Hier finden wir einen guten Ankergrund vor dem kleinen Ort Pointe Michel. Die kleinen bunten Häuser machen einen sehr hübschen Eindruck.
Samstag früh können wir es geruhsam angehen lassen. Gemäß Vorhersage beginnt der Wind erst spät und nimmt dann im Laufe des Tages immer weiter zu. Da wir nur bis Saint-Pierre im Norden Martiniques wollen, reicht es völlig, wenn wir zwischen 10 und 11 Uhr starten, um noch bei gutem Licht dort anzukommen. Sobald wir die Abdeckung von Dominica verlassen haben, legt der Wind dann auch gleich ganz gut los. MACARENA legt sich ordentlich auf die Seite. Wir gucken uns das eine Zeit lang an und beschließen dann, das Großsegel etwas zu reffen. So segeln wir aufrechter, aber nicht langsamer, es ist komfortabler und wir haben ein bisschen Reserve, falls der Wind noch weiter zulegt. Das tut er dann auch, allerdings erst kurz vor Martinique, der Kap-Effekt beschert und 26 Knoten Wind. Und danach ist der Wind verbraucht, wie ausgeschaltet. Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel, Saint-Pierre.
Hier nehmen wir eine Mooring vor dem schwarzen Vulkanstrand und fahren am Sonntag an Land, um einzuklarieren. An dem recht hohen Fähranleger gibt es auch ein paar Dinghi-Parkplätze und alle drängeln sich nahe der einzigen Leiter. Wir gehen die paar Schritte durch den Ort zur (nach dem Vulkanausbruch) wieder aufgebauten Börse, hier ist jetzt das Hafenmeister-Büro untergebracht.
Alles sieht ganz hübsch und entspannt aus, jedoch sind bis auf die Bäckerei alle Läden geschlossen, da Sonntag ist. Wir nehmen Platz im Straßen-Café und beobachten eine Zeit lang das Treiben. Die Atmosphäre erinnert sehr an Südfrankreich. Bei den Marktfrauen erstehen wir noch ein paar Tomaten und fahren dann zurück zu MACARENA. Nachmittags entschließen wir uns, zu der Strandbar am Ufer zu schwimmen und dort einen kleinen Imbiß zu nehmen. Die Speisekarte gibt es, wie so oft, nur als QR-Code. Wir haben aber kein Handy in unseren Badesachen, nur eine winzige wasserdichte Box für die Kreditkarte. Die freundliche Bedienung leiht uns ihr Handy, damit wir die Speise- und Getränkekarte lesen können. Wir staunen, wie schnell sich der schwarze Sand überall an uns verteilt und hoffen, dass er beim zurückschwimmen wieder komplett von uns abfällt. Das tut er zum Glück.
Montag, 22.04. – Samstag, 11.05.2024
Martinique
Montag machen wir uns weiter auf den Weg nach Süden. Mal sehen, ob wir einen Liegeplatz in der Marina in Fort-de-France bekommen und von dort aus einige Dinge an Land regeln können. Leider bekommen wir keine Antwort der Marina und segeln weiter, bis in die Petit Anse d´Arlet. Hier waren wir ja schon oft und die Bucht gefällt uns sehr gut.
Später kommt dann auch die Bestätigung der Marina für einen Liegeplatz ab Dienstag. Prima, dass passt. Wir verholen am nächsten Morgen in den Hafen, und beginnen mit dem Landprogramm. Mittwoch und Donnerstag sind wir mit dem Leihwagen unterwegs, holen Dietrichs ersetzte Brille ab, kaufen Ausrüstung für MACARENA und Lebensmittel für uns. Und genießen es, abends mal wieder zu Fuß in ein Restaurant gehen zu können.
Im Hafen wird ordentlich gearbeitet und renoviert, man bereitet sich auf die Ankunft einer kleinen Trans-Atlantik-Regatta vor. Rund 35 Boote werden erwartet, man hält entsprechend viele Plätze frei. Wir schauen auf Marine-Traffic, leider ist der Regatta-Pulk erst auf Höhe der Azoren. Dann brauchen sie noch ein bisschen bis Martinique und wir werden die Ankunft der Yachten hier nicht erleben können. Dafür legt zwei Plätze neben uns eine interessante Yacht an. Ganz eindeutig ein 80er Jahre Riß, ausgelegt auf Regatten. Dietrich hilft beim anlegen und wir kommen in´s Gespräch. Die Yacht stammt aus Trinidad, Chaguaramas, und kehrt gerade von der Antigua-Classic-Regatta zurück. Dort haben sie alle ihre Wettfahrten gewonnen. Capt´n Reginald hat außerordentlich viel Erfahrung und in seiner Familie ist man seit Generationen der Seefahrt, dem Segeln und Regatten verbunden. Er segelt nicht nur regelmäßig auf den Karibik- und Antigua-Regatten, 2015 hat er mit der Yacht an der Cowes-Week vor der Isle-of-Wight teilgenommen. Sehr lustig, direkt nach der Cowes-Week hat das Fastnet-Race begonnen, bei dem wir 2015 mitgesegelt sind. Es gibt ein paar Überschneidungen und bekannte Yachten. Wir klönen einige Zeit und holen uns noch ein paar Tipps für die best-möglich Überfahrt nach Tobago.
Freitag Mittag verlassen wir den Hafen wieder und kehren zurück in die Petit Anse d´Arlet. Dort bleiben wir ein paar Tage, genießen es, wieder schwimmen gehen zu können und machen ein paar Schnorchelausflüge. Unweit unseres Liegeplatzes entdecken wir ein seehr merkwürdiges Tier. Also, schon klar, das ist ein Fisch. Und der sieht auf den ersten Blick sehr grün und unscheinbar aus. Bei genauerem Hinsehen hat er extrem lange Brustflossen auf den Seiten. Damit stützt er sich ein bisschen auf dem Grund ab und schaufelt mit seinen „Daumen“ Futter vor sein Maul. Alleine das ist schon sehr faszinierend zu beobachten. Dann plötzlich breitet er diese riesigen Brustflossen aus. Ausgebreitet sind sie ganz lila und sehen aus wie Flügel. Was für ein verrückter Fisch! Ich hab´s dann gegoogelt und habe ihn als „Flughahn“ identifiziert. Was es nicht alles gibt!
Sonntag lichten wir dann den Anker wieder und verholen in die große Bucht vor Saint-Anne im Südosten bei Le Marin. Sehr erfreut registrieren wir, dass die Bucht nicht so voll ist, wie befürchtet und finden einen Ankerplatz ganz am Rande des Ankerfeldes.
Am Montag, 29.04., haben wir morgens einen Termin für die Wartung unseres Außenborders. Der Motor bringt keine Leistung mehr, wir sind froh, dass er die halbe Stunde Fahrt bis zur Werft durchhält.
Mit 440 to max. Hubkraft der größte Travellift, den wir bisher gesehen haben. Den brauchen wir ganz sicher nicht.
Die Monteure sind erstmal sehr zuversichtlich, wir könnten den Motor in rund 2 Stunden wieder abholen. Der Service ist dann erledigt, wir bauen den Motor wieder an´s Dinghi. Bei der Probefahrt zeigt sich, dass unser Problem keineswegs behoben ist.
Der alte Motor wirbelt viel Wasser auf, hat aber keine Kraft mehr. Das leere Dingi kommt nicht mehr ins gleiten,
Naja, es geht ein bisschen hin und her, der Monteur ist sehr freundlich und bemüht, ändert noch mal die Einstellungen und ruft einen Kollegen dazu, als es danach immer noch nicht besser ist. Dietrich wuchtet den Motor mehrmals an Bord und wieder an Land. Schließlich messen sie die Kompression und kommen mit sehr deprimierenden Nachrichten zurück. Die Kompression ist völlig unzureichend, der Motor ist hin, bzw. die Reparatur wäre auf jeden Fall teurer als ein neuer Außenborder. Oh no! So hatten wir uns das nicht vorgesellt. Aber, was sollen wir machen? Ohne Außenborder kommen wir noch nicht mal zu MACARENA zurück. Also suchen wir uns einen neuen Außenborder aus der Ausstellung aus, die Monteure bereiten ihn vor und wir können wieder lostuckern. Erstmal gaaanz langsam, so ein neuer Motor will schließlich eingefahren werden.
Wir treffen Barbara und Schorsch mit „Amapola“ sowie Natalja und Jochen auf „Caroline“ plaudern ausgiebig und tauschen uns über unsere gegenseitigen Erlebnisse seit der letzten Begegnung aus. Jeden Tag tuckern wir ganz langsam und vorsichtig die halbe Stunde hin und wieder zurück von Saint-Anne nach Le Marin. Le Marin hat nicht ohne Grund den Ruf, ein sehr zentraler Ort der karibischen Yachtszene zu sein. Hier liegen einige hundert Yachten, es gibt mehrere Charterstationen, verschiedene Schiffsausrüster und sehr viele Servicebetriebe. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns bereits für die nächste Saison mit einigen Ersatzteilen auszustatten, die wir auf Trinidad nur schwer bekommen würden. Wir erstehen 20 Meter Edelstahl-Ankerkette, nach der wir schon lange gesucht haben. Aktuell haben wir 60 Meter Ankerkette. Wenn wir in den Pazifik gehen, wollen wir mindestens 80 Meter Kette haben. Als zusätzliche Sicherheit haben wir dann noch 100 Meter Ankerleine. Es ist ein Abwägen und Kompromiss, mehr Kette bedeutet auch zusätzliches Gewicht im Bugbereich. Die 20 Meter zusätzliche Kette bringen locker 50 Kilo auf die Waage.
Ebenfalls mit der Perspektive, dies noch vor der Passage des Panamakanals zu erledigen, tauschen wir die Membranen für den Wassermacher. Auch dies haben wir schon seit langem „auf dem Zettel“, aber immer wieder verschoben, weil wir immer wieder gehört haben, so lange das Gerät Wasser in guter Qualität liefere, bräuchten wir die Membranen nicht zu tauschen. Unser Wassermacher hat zwar funktioniert, ist aber so gut wie nie stabil gelaufen. Und da wir nicht wissen, wie alt die Anlage tatsächlich ist, wie der Vorbesitzer damit umgegangen ist und wir außerdem mehrere Winter mit Frost in Deutschland hatten, entschließen wir uns nun zum Austausch der Membranen.
Die Pumpeneinheit des Wassermachers ist extrem eng im Boot verbaut.
Die Pumpeneinheit ausgebaut, zerlegt, gereinigt und neu eingestellt – vor dem Wiedereinbau.
Die neuen Membrane des Wassermachers in der Trägereinheit.
Dietrich liegt dafür ein paar Stunden auf den Knien, bis die Anlage ausgebaut, gereinigt, wieder eingebaut und schließlich entlüftet ist und läuft. Und wow! Wir sind begeistert, das Gerät ist jetzt nicht nur wesentlich leiser, es läuft ganz gleichmäßig und produziert pro Stunde 60 Liter Trinkwasser bester Qualität. Soviel Wasser kam noch nie aus dem Gerät. Der Tausch hat sich also auf jeden Fall gelohnt!Ein gut funktionierender Wassermacher bedeutet ein sehr hohes Maß an Unabhängigkeit.
Wir verbringen noch einige Tage vor Anker in Saint-Anne, erledigen einiges am Boot, fahren fleißig Dinghi, freuen uns über unser tolles, frisches, selbstgemachtes Wasser und fahren noch mal mit unseren deutschen Segelfreunden zum Essen nach Saint-Anne. Schließlich haben wir den Termin für die erste Inspektion des Außenborders und den Getriebeöl-Wechsel, dies sind Voraussetzungen, damit die Garantie in Kraft tritt. Abgesehen davon, dass wir mehrere nette deutsche Segelfreunde in der Nähe haben und so ziemlich alle notwendigen Besorgungen erledigen können, ist der Ankerplatz vor Saint-Anne grundsätzlich sehr schön, das Wasser leuchtend türkis. Wir starten jeden Morgen mit einem Bad in den Tag und gehen uns auch tagsüber noch mehrmals abkühlen. Es geht uns insofern wirklich ziemlich gut, trotzdem wollen wir gerne weiter. Mittlerweile sind wir schon drei Wochen in Martinique. In St. Lucia haben wir einen Warmwasserboiler bestellt, den wollen wir gerne noch einsammeln, installieren und dann weiter nach Süden.
Regatta der typischen Segelboote in Martinique am Wochenende