Lissabon – Lagos

Lissabon – Lagos

Montag, 03.10.2022
Lissabon – Sesimbra

Der Wetterbericht sagt uns, bloß nicht zu früh auslaufen. Ab Mittag soll es dann etwas Wind zum Segeln geben. Wir machen noch einen kleine touristische Tour vom Wasser aus zu den Sehenswürdigkeiten am Ufer und können etwas südlich der Ausfahrt aus dem Fluß dann tatsächlich die Segel setzen. Für Christine das erste Mal, da nicht allzu viel Wind ist, können wir alles schön langsam angehen. Ein paar Stunden können wir schön segeln, fahren ein paar Wenden, bis der Wind verbraucht ist. Unter Maschine runden wir das Kap Espichel und nehmen Kurs auf Sesimbra. Die Steilküste ist rund 160 Meter hoch, imposant anzuschauen und im unteren Bereich sehr zerklüftet. An einem der großen Löcher in den Felsen beobachten wir, wie das Wasser unter großem Druck als Fontäne empor schießt.

Für die Nacht hatten wir uns eine Ankerbucht kurz vor Sesimbra ausgeguckt, Praia dos Cavalhos. Hier liegen wir über sandigem Grund vor pittoresken Felsen, sehr hübsch. Kurz bevor wir den Ankerplatz erreichen fällt uns auf, dass unser Maschinenlicht locker am Mast hängt, das ist gar nicht gut. Also zieht mich Dietrich gleich nach dem ankern mit dem Bootsmannsstuhl in den Mast.

Die Lampe wollen wir sichern, bevor sie ganz abfällt und möglichst, bevor es heute dunkel wird. In der Dünung schlackert der Bootsmannsstuhl ganz schön zwischen Mast und Wanten, ich sichere mich mit einem zusätzlichen Tampen am Want und werde doch ein- zweimal arg um den Mast geschleudert. Schließlich bin ich an der Lampe und kann mich an den Salingen verkeilen. In den Taschen des Bootsmannsstuhls hatte ich einiges an Werkzeug eingepackt, aber es ist schnell klar, dass ich damit gar nichts ausrichten kann. Die Halterung der Lampe ist völlig zerbrochen, ich ziehe das letzte Kabel ab, an dem die Lampe zum Glück noch hielt und lasse mich wieder abfieren.

Der Anker hält gut, jedoch ist der Schwell erheblich stärker als gedacht. Nicht schön, aber da müssen wir jetzt durch. Die Nacht wird etwas unruhig, Christine fühlt sich an den Törn nach Helgoland erinnert.

Dienstag, 04.10.2022
Sesimbra – Sesimbra

Morgens hängt dicker Nebel über dem Wasser und vor der Steilküste. Von oben scheint die Sonne durch den Nebel, es sieht sehr faszinierend aus und ist überhaupt nicht kalt.

Nach unserem Frühstück im Cockpit lichtet sich der Nebel und schon kommt ein Trupp Kajakfahrer um die Ecke und belegt den Strand.

Wir gehen Anker auf und nehmen Kurs auf Sines. Leider wird der Nebel auf See schnell wieder so dicht, dass wir unser Radar zu Hilfe nehmen müssen. So macht das wenig Sinn für die rund 40 Seemeilen bis Sines, wir entschließen uns, umzukehren und laufen in den Fischerhafen von Sesimbra ein.

Im Yachthafen ist gar kein Platz frei, wir erreichen keinen Hafenmeister und gehen dann an einer großen Seglyacht im Fischereihafen längsseits.

Ach ja, wir haben auf der Fahrt im Nebel als ordentliche deutsche Segler (und weil wir so eine tolle automatische Signalanlage haben) Nebelsignale per Horn gegeben.  Vor Sesimbra lag eine spanische Korvette, die bis dahin keine Nebelsignale gegeben hat. Offensichtlich hat unser tuten sie daran erinnert, dass man im Nebel Schallsignale geben sollte und sie haben dann auch angefangen zu tuten. Wahrscheinlich haben uns die wachhabenden Matrosen den ganzen Tag verflucht….

Nachmittags zieht mich Dietrich noch mal in den Mast, ich schraube die Reste der Lampenhalterung ab und wir versuchen, die Halterung zu kleben, um sie anschließend mit Laminat zu verstärken.

Mittwoch, 05.10.2022
Sesimbra – Sines

Heute ist kein Nebel mehr und wir machen uns auf den Weg nach Sines. Es ist wenig Wind, wir laufen erstmal unter Maschine. Christine übt sich ein bischen mit dem Rudergehen, dafür sind die Bedingungen echt optimal.

Außerdem sehen wir bei dem flachen Seegang jede Menge Delfine. Überall in der weiten Bucht vor Setubal sehen wir einzelne Tiere oder auch Gruppen springen und jagen. Wir freuen uns über die eleganten Tiere und genießen die Szenerie.

Am Nachmittag können wir dann bei rund 10 Knoten Wind und fast keiner Welle noch sehr schön segeln. Christine hat ihren Spaß daran, Macarena nun auch unter Segeln zu steuern. Wir freuen uns ein paar Stunden über das entspannte Segeln. Kurz vor Sines lässt der Wind nach, dafür nimmt die Welle zu, ordentlich schaukelnd erreichen wir den Hafen. Sines ist erst mal ein sehr großer Industrie- und Ölhafen, die Marina liegt ein Stück dahinter und macht dafür einen sehr guten Eindruck. Die Marina-Crew ist nett und hilfsbereit, Duschen, Toiletten, Waschmaschine und Trockner sind in einem sehr ordentlichen Zustand und der Blick vom Hafen auf den Ort mit seinem kleinen Strand ist auch schön.

Donnerstag, 06.10.2022
Sines

Es gibt so gut wie gar keinen Wind und wir nutzen den heutigen Tag zum Wäsche waschen und ein paar Lebensmittel einzukaufen.

Im Hafen liegen einige Yachten, die von Orcas attackiert wurden und nun mit zerstörten Ruderblättern an Land stehen und auf Reparatur warten.

Das Thema ist allgegenwärtig und alle Yachten feilen an ihrer Strategie, wie man Orca-Attacken vermeidet. Wir haben gestern ganz gezielt einen großen Bogen um den tiefen Unterwasser-Canyon gemacht, der nördlich von Sines von weit draußen in die Bucht führt. Ebenso schalten wir konsequent unser Echolot aus, wenn es nicht benötigt wird. Bislang hatten wir keine Begegnung mit Orcas. Aber es ist wohl auch ein bischen Glückssache, ob man einem auf Krawall gebürsteten Orca begegnet oder nicht. Toi, toi, toi.

Freitag, 07.10.2022
Sines – Sagres

Früh im Morgengrauen aufstehen, schnell einen Kaffee kochen, Boot klarmachen und noch vor 8.00 Uhr morgens auslaufen. Und dann ganz in Ruhe auf See frühstücken. Heute haben wir eine ganz ordentliche Strecke vor uns, über 60 Seemeilen.

Das heißt rund 10 Stunden Fahrt, da müssen wir uns sputen, wenn wir im Hellen ankommen wollen. Die Wettervorhersage ist sich sicher, heute wird motort. Kein Wind, aber der zumindest nicht gegenan. Ein ganzer Tross an Yachten hat sich heute von Sines aus auf den Weg nach Süden gemacht. Wir laufen im Schnitt deutlich über 6 Knoten und können nach und nach alle überholen, die sich vor uns auf den Weg gemacht haben. Wir hangeln uns die Küste hinab von Kap zu Kap und bestaunen dort immer die wilden Klippen und anbrandende Gischt. Es ist ja heute kein Wind und auch nur mäßig Schwell, aber die Gischt steigt an manchen Stellen enorm an der Steilküste hoch. Wir fragen uns nicht zum ersten Mal, wie es wohl aussieht, wenn hier richtig Wind und schlechtes Wetter ist… Aber dann guckt wahrscheinlich keiner mehr. So können wir manches Naturschauspiel an dieser schroffen und sehr abwechslungsreichen Küste beobachten.

Gegen 16.30 Uhr erreichen wir dann das Cabo Sao Vicente, den südwestlichsten Punkt Europas. Eine wirklich beeindruckende Steilküste präsentiert sich in schönstem Sonnenlicht. Leider ist der Leuchtturm für Renovierungsarbeiten eingerüstet. Schade!

Hinter dem Kap gibt es mehrere Ankerbuchten. Wir laufen die Bucht zwischen dem Kap und dem Leuchtturm von Sagres an- Die hatte uns auf der Karte sehr gut gefallen. Vor Ort müssen wir jedoch feststellen, dass diese Bucht zwar landschaftlich außerordentlich schön ist, sich jedoch noch sehr viel Schwell in der Bucht ausbreitet. Also fahren wir noch etwas weiter und runden noch das kleine Kap mit dem Leuchtturm vor Sagres.

Wir sind gerade auf der Höhe des Leuchtfeuers, da brodelt das Wasser seeseitig vor uns. Eine riesige Schule Delfine kommt uns „im Galopp“ entgegen. Soweit wir sehen können, überall springen die Tiere aus den Wellen. WOW, WOW, WOW!! Wir sind völlig fasziniert, die Delfine tummeln sich um unser Boot, auf allen Seiten Delfine, Delfine und nochmal Delfine. Sie geben alles, springen und drehen sich in der Luft, wir sperren Mund und Augen auf, sind völlig hin und weg. Es ist sehr schwer zu schätzen, aber das waren bestimmt deutlich über Einhundert Tiere, sie spielen ca 20 Minuten um uns herum und ziehen dann weiter.

Nur schwer können wir uns von dem Anblick losreißen und nehmen Kurs auf Sagres. Hier ankern wir hinter dem Schutz der Pier hinter dem Fischerhafen vor der Steilküste. Wir sind sehr zufrieden, endlich an der Algarve angekommen zu sein, das Ankerbier zischt ordentlich und wir sind der Meinung, dass wir schon ganz schön weit gekommen sind.

Nach und nach treffen die anderen Yachten ein, die heute Morgen mit uns in Sines ausgelaufen sind. Alle heil angekommen, keine Orca-Attacken auf der Strecke.
Abendstimmung am Ankerplatz in Sagres

Samstag, 08.10.2022
Sagres

Die Nacht war erst noch etwas windig und unruhig, gegen Morgen ließen Wind und Schwell nach. Nun gefällt es uns hier richtig gut. Wir haben ein bischen am Boot zu tun, Dietrich repariert den Fußschalter der Ankerwinsch. Alle anderen Yachten sind schon weiter gefahren, wir genießen die Ruhe in der Bucht und beschließen, heute hier zu bleiben. Nachmittags lassen wir das Dingi zu Wasser und Dietrich rudert uns an den Strand.

Ein kleiner Ausflug die steile Küste hinauf, wie für uns gemacht gibt es oben ein kleines Restaurant, wo wir auf der schattigen Terrasse einen kleinen Nachmittagssnack mit tollem Blick über die Bucht und natürlich auf Macarena vor Anker genießen. Das ist ein richtig toller Urlaubstag an der Algarve.

Als wir zu unserem Dingi zurückkehren ist der kleine Strand voll mit Menschen und Hunden. Wir erfahren, dass hier portugiesische Wasserhunde trainiert und geprüft werden. Diese Hunderasse ist sehr gern im Wasser und hat früher den Fischern bei der Arbeit mit den Netzen geholfen. Heute trainiert man sie, damit die alten Fertigkeiten nicht verloren gehen. Es werden verschiedene Aufgaben gestellt, bei denen die Hunde sogar Dinge vom Meeresboden apportieren. Am Strand sind 8 bis 10 Hunde mit den dazugehörigen Menschen, wir beobachten fasziniert, wie ein Hund seine Prüfung mit Bravour meistert.

Sonntag, 09.10.2022
Sagres – Lagos

Heute Morgen ist es ganz ordentlich windig und wir freuen uns schon, die letzte Etappe mit Christine nach Lagos gut segeln zu können. Wir können direkt nach dem Anker-auf-Manöver die Segel setzen und machen gut Fahrt längs der Steilküste. Nach einer Stunde lässt der Wind dann leider immer mehr nach und wir müssen die Maschine zu Hilfe nehmen. Die Strecke bis Lagos ist nicht weit, gegen Mittag laufen wir in den Kanal zur Marina ein, machen am Warte-Ponton fest, checken ein und können dann durch die Klappbrücke zu unserem Liegeplatz fahren.

Die Marina ist riesig, sehr modern, die Mitarbeiter sehr zuvorkommend, Liegeplatz sehr geschützt, Sanitäre Anlagen sehr gut. Das sind so die wesentlichen Kriterien, nach denen wir einen Hafen beurteilen. Wir fühlen uns ganz wohl und gehen abends im Hafen essen. Dies ist das Abschiedsessen mit Christine, es wird noch mal ein sehr schöner Abend zu Dritt.

Montag, 10.10.2022
Lagos

Morgens gleich bringen wir Christine zum nahen Busbahnhof, die Busse machen einen guten Eindruck und sind sehr pünktlich.

Anschließend suchen wir uns ein nettes Plätzchen zum Frühstücken. Hinterher laufen wir zur nahegelegenen Werft und Schiffsausrüster. Wir brauchen mal wieder ein paar Ersatzteile, der Händler ist einer der größten in Portugal und wirklich gut sortiert. Außerdem sprechen wir mit dem Service-Mitarbeiter, wir möchten Macarena noch mal aus dem Wasser heben lassen, um den Rumpf zu kontrollieren. In Galizien hatten wir in einem der Rias eine blöde Grundberührung, der Rumpf ist dicht, aber wir wollen den Zustand des Unterwasserschiffs kontrollieren, bevor wir Richtung Kanaren und Karibik aufbrechen. Wir bekommen einen Termin für Dienstag Nachmittag.

Den heutigen Nachmittag nutze ich noch für einen Besuch beim Friseur, schaue mit ein bischen die Altstadt von Lagos an und erledige ein paar Einkäufe mit dem Fahrrad.

Dienstag, 11.10.2022
Lagos

Morgens haben wir noch Besuch von einer anderen Island-Packet Eignerin, klönen ein bischen und bereiten dann uns und Macarena auf das Kranen vor. Wir verholen durch die Klappbrücke in den benachbarten Fischerei- und Werfthafen und pünktlich um 15.00 Uhr steht der Travellift für uns bereit. Travellift ist neu für uns, Dietrich zirkelt Macarena mit dem Heck voraus in die relativ schmale Bucht für den Lift. Die Mitarbeiter sind fix mit den Leinen und sichern Macarena im Lift. Und dann geht es in die Luft. Das ist immer wieder aufregend, wenn der schwere Rumpf aus dem Wasser gehoben wird.

Wir halten ein bischen die Luft an und schauen dann nach unserem Kiel. Hm, da sind ein paar größere Macken am GFK, unschöne Abplatzungen, aber sonst ist alles gut. Klarer Vorteil eines Langkielers.

Macarena wird gereinigt und mit dem Travellift über den Hof gefahren und auf einem Lagergestell eingeparkt. Wir folgen dem Gefährt in respektvollem Abstand. Mit Böcken sorgen die Werftarbeiter für einen sicheren Stand, stellen eine Leiter an die Bordwand und schon haben wir wieder ein Zuhause an Land. Komisch, wenn das Boot nicht schwabbelt und keine Wellen um uns herum tratschen.

Es folgen die notwendigen Abstimmungen mit der Werft, man gibt uns die Zugangskarten zum Gelände. Jetzt muß der Rumpf erstmal austrocknen, wir versuchen, einen zügigen Zeitplan für die Reparatur zu erwirken, dass ist aber wohl gar nicht so einfach. Also stellen wir uns darauf ein, dass wir ein paar Tage länger im 1. Stock an Land wohnen.

 

Mittwoch, 12.10.2022
Lagos

Wir tauschen die verbrauchten Anoden aus, erledigen ein paar kleine Arbeiten an Bord, bestellen noch ein paar Ersatzteile und besprechen den Ablauf der Arbeiten mit der Werft. Schwupp ist der Tag fast um.

Als es nach der Siesta wieder etwas kühler wird, machen wir noch einen kleinen Ausflug an den nahegelegenen Strand. Das ist schon toll, von der Werft aus läuft man nur 3 Minuten bis zum sehr weitläufigen Strand von Lagos. Der ist zu dieser Uhrzeit bereits sehr leer. Wir treiben uns ein wenig am Strand herum und schaffen es dann gerade noch rechtzeitig in die kleine Strandbar zum Sundowner. Die freundliche Bedienung stellt uns zwei Liegestühle in die verbleibende Sonne und pünktlich zum Sonnenuntergang sitzen wir mit den nackten Füßen im warmen Sand und können einen coolen Drink genießen. Das hat was.

 

Donnerstag, Freitag, Samstag   13.-15.10.2022
Lagos

Nach dem Frühstück am Donnerstag geht´s wieder zur Besprechung mit der Werft, leider lassen sich die Arbeiten nicht beschleunigen. Nächsten Montag soll es los gehen, na gut.

Zwischenzeitlich versuchen wir, gegen die steigende Temperatur in unserem Kühlschrank anzuessen.  Da wir an Land stehen, werden die Kühlplatten des Gefrier- und Kühlschranks außen am Rumpf nicht gekühlt, entsprechend mußten wir ihn abschalten. Nun essen wir gegen das auftauen an. Ansonsten erledigen wir einige Dinge am Boot, besorgen neue Pedale für ein Fahrrad, Dietrich geht zum Frisör und wir schauen uns ein wenig die Stadt an. Der Rhythmus ist hier sehr entschleunigt, mittags von ca. 13.00 bis 16.00 Uhr geht so gut wie gar nix, viele Läden haben zu und es ist viel zu heiß, um etwas zu tun.

Mit der Zeit entwickeln wir unsere Routinen für das Leben im 1. Stock. Waschen, duschen, Zähne putzen, WC sowieso, für alles heißt es Leiter runter, Leiter wieder rauf. Die Werft ist ein ziemlich großes und weitläufiges Gelände, da bietet es sich an, viele Wege gleich mit dem Fahrrad zu machen. Morgens die Frühstückskiste aus dem von allen Yachties gemeinschaftlich genutzten Werft-Kühlschrank holen, oder abends zum Duschen fahren, all das geht erfreulich schnell mit dem kleinen Rad.

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