Jersey – Saint Malo

Jersey – Saint Malo

20Mittwoch, 20.07.2022
Jersey, St. Auban Bay – Saint Malo

Morgens sieht die Bucht im Sonnenlicht noch traumhafter aus als den Abend zuvor. Bilderbuch-Kulisse, wie man sich Ankerbuchten in dieser Gegend vorstellt. Wir haben ausgerechnet, dass wir um 14.00 Uhr losmüssen, um die passende Tide und guten Wind nach Saint Malo zu haben. Ein kleines Stück aus der Bucht müssen wir motoren und an der ersten Untiefentonne können wir bereits die Segel setzen. Der Wind weht mit über 15 Knoten aus West und wir beschließen, Groß und Genua sicherheitshalber etwas zu reffen. Angesagt waren nur um die 9 Knoten und der Wind soll im Laufe des Nachmittags weiter zunehmen.

Bis Saint Malo sind es rund 38 SM und wir müssen ein flaches Riff umfahren. Wir teilen uns die Strecke auf, ich fahre die erste Hälfte und dann wechseln wir. Die ersten 12 Meilen laufen wir hoch am Wind, Macarena taucht einige Male ordentlich in die Welle ein und ich überlege, die Segel noch weiter zu reffen, wenn der Wind zunimmt. Die Untiefen-Tonne an der NW-Ecke des Flachs „les Minorques“ kann ich bereits 3 Meilen vorher sehen, ich kann es erst gar nicht glauben, das es die Tonne ist. Die Tonne ist riesengroß, so eine große Tonne habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Das zeigt, wie wichtig die Tonne für diese Gegend ist.

Der Wind weht jetzt mit 18 – 22 Knoten, an der Tonne ändern wir den Kurs und laufen nahezu raumschots ab. Auf dem Kurs können wir die Segel bei dem Wind so lassen. Mittlerweile setzt der Strom ganz ordentlich in unserer Richtung, wir kommen sehr gut voran, so ist das Segeln die wahre Freude. Schnell ist die nächste Tonne am Flach erreicht und wir fallen noch etwas weiter ab. Nun rauscht Macarena die achterlichen Wellen ordentlich hinab, wir laufen beinahe Rumpfgeschwindigkeit. Dietrich übernimmt die Wache und steuert und Richtung Saint Malo, ich lege mich im Salon etwas hin. Macarena liegt sehr sanft in der achterlichen Welle, macht aber ordentlich Lärm, wenn sie eine besonders große Welle absurft.

Gegen 20.00 Uhr erreichen wir die Ansteuerung nach Saint Malo und sind beide wieder an Deck. Die Gegend ist wirklich sehr beeindruckend, eine Menge Felsen und viele Leuchttürme, Festungen, Tonnen wollen auf der richtigen Seite umfahren werden. Die achterliche Welle hat knapp 2 Meter, der Wind liegt noch gut bei 18 – 20 Knoten, Dietrich hat gut zu tun, Macarena auf Kurs zu halten. Gemeinsam identifizieren wir die für uns relevanten Tonnen und finden das Fahrwasser zwischen den Leuchttürmen. Auch blöd, wenn es plötzlich so viele Leuchttürme gibt und man sich entscheiden muss, welcher für uns wichtig ist. Durchaus sehr spannend!

Wir umkurven gerade den großen Leuchtturm, da taucht ein großer, dunkelgrauer Delfin ein paar Mal rechts und links neben uns auf. Begrüßungskomitee!

Sobald wir die ersten Felsgruppen vor Saint Malo hinter uns gelassen haben, wird die See etwas ruhiger und Macarena lässt sich deutlich besser steuern. Nun sind wir auf dem Ansteuerungskurs und die vielen Seezeichen ergeben den richtigen Sinn. Kurz vor dem Hafen bergen wir die Segel und laufen unter Maschine in den Vorhafen der Schleuse ein. Hier machen wir an einer Mooring fest und warten auf die Schleusenöffnung. Die Überfahrt hat super geklappt, wir sind eine gute halbe Stunde vor der ersten Schleusung angekommen.

Als wir in die Schleuse einlaufen, ist es mittlerweile dunkel und außerdem haben wir festgestellt, das Frankreich eine andere Zeitzone hat als die Kanalinseln, also ist es plötzlich schon eine Stunde später. In der Schleuse gibt es keine Möglichkeit, unsere vorbereiteten Leinen festzumachen, stattdessen werden uns von oben Wurfleinen zugeworfen, an die wir unsere Festmacher anknoten sollen. Upps, die Schleusenwand ist ganz schön hoch und unsere Vorleine ist nicht lang genug, dass sie oben noch mit einem großen Palstek um den Poller reicht.  Das konnten wir ja nicht ahnen. Also das ganze nochmal retour, schnell eine längere Leine besorgt und dann sind wir endlich fest in der mächtigen Schleuse. Den anderen Booten ergeht es ähnlich, vielleicht sollte man die Information im Reeds mit aufnehmen….


Als der Schleusengang losgeht, quillt das Wasser aus mächtigen Unterwasser-Öffnungen mitten in der Schleuse. Die Boote bewegen sich ordentlich und gleichzeitig steigen wir sehr schnell in die Höhe. Dann öffnet sich das andere Schleusentor und wir laufen in den inneren Hafen von Saint Malo ein. Am „Port Vauban“ finden wir im Dunklen schließlich einen Liegeplatz längs an einem Schwimmsteg direkt vor dem alten Stadttor. Eine tolle Kulisse!

 

Donnerstag, 21.07.2022
Saint Malo

Wir schlafen erstmal aus, Dietrich holt frisches Baguette und Croissants zum Frühstück und erledigen die Formalitäten im Hafen. Ich suche einen Waschsalon in der Altstadt und wir erledigen ein paar Dinge an Bord. Gegen Abend kommt unsere Freundin Julia aus Hamburg mit dem Zug an, die die nächste Woche mit uns segeln will. Nach einem sehr leckeren Abendessen an Bord umrunden wir die Altstadt noch auf der mächtigen Stadtmauer und sind immer wieder begeistert von den Aussichten aufs Meer und der Architektur der Altstadt.

 

Freitag, 22.07.2022
Saint Malo

Gemeinsam gehen wir einkaufen und stocken unsere Vorräte wieder auf. Dann erkunden Julia und ich ein bischen die Altstadt und sind immer wieder begeistert, wie wunderbar sich rund um die festungsartige Stadtmauer Felsen und Strände rund um die Stadt gruppieren. Es sind viele Segelboote unterwegs, Optis, Katamarane und auch Kajakgruppen tummeln sich auf dem Wasser. Intensiver Wassersport an allen Stränden. Dazu gibt es auf der Nord-Westseite ein Schwimmbad im Meer, das mit einer (aktuell) überspülten Mauer umfasst ist und sogar über einen Sprungturm mitten im Meer verfügt. Direkt dahinter wird gesegelt, das ergibt lustige Perspektiven.

Julia kocht heute sehr lecker und nach dem Essen gehen Dietrich und ich noch mal los. Es ist kurz vor Sonnenuntergang und Niedrigwasser. Die Strände, die ich nachmittags mit Julia gesehen hatte, sind mittlerweile zu enormer Breite angewachsen und die Mauer des Schwimmbeckens ragt mehr als 2 Meter aus dem Meer. Alles sieht ganz anders aus. Zu der vorgelagerten Felseninsel führt mittlerweile ein alter, mit großen Steinen gepflasterter Weg. Wir können toll fotografieren und sind sehr begeistert von der Stimmung und den tollen Farben der Stadtmauer.

Samstag, 23.07.2022
Saint Malo – Kap Frehel

Wir machen uns noch einen gemütlichen Tag in Saint Malo, schlendern noch mal durch die Gassen, kaufen noch etwas ein und bereiten das Boot vor zum Auslaufen. Nach unseren Berechnungen müsste die Schleuse 16.45 Uhr öffnen. Offensichtlich sind sie etwas im Verzug, wir müssen uns etwas gedulden, bis die Gegenseite ausgeschleust hat und dann sind wir das einzige Boot in der Schleuse. Beim Auslaufen können wir kurz hinter den beiden „Be“Inseln bereits die Segel setzen und segeln voll konzentriert im Fahrwasser. Es sind noch einige Segler, Angler, Fähren und Ausflugsboote unterwegs und die jeweils nächste Tonne oder Leuchtturm sind nicht ganz leicht auszumachen. Mit sehr angenehmem Segelwind erreichen wir gegen 20.00 Uhr unser Ziel, die Bucht Punta de Latte, südlich von Kap Frehel. Der Anker fällt, wir freuen uns an der ruhigen Stimmung in der großen Bucht und verbringen eine ruhige Nacht vor Anker.

 

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