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Grenada, Carriacou
Samstag, 07.01.2023
St. Georges – Carriacou
Der Wecker klingelt tatsächlich schon um 7.00 Uhr, wir wollen früh raus, um möglichst viel des Tageslichtes für den Törn nach Norden zu nutzen. Hm, das Tageslicht ist aber sehr verhalten, der Himmel so dunkelgrau, wie wir es hier eigentlich noch nicht gesehen haben. Und dann schüttet es wie aus Kübeln. Und das ohne Ende. Wir frühstücken unter Deck (das haben wir vor Urzeiten auf der anderen Seite des Atlantiks das letzte Mal gemacht) und horchen sehr gespannt auf das Stakkato der Regentropfen. Ob es jetzt weniger wird? Wir beginnen zu rechnen, ab wann es sich nicht mehr lohnt, noch auszulaufen. Schließlich hört es auf zu regnen, von allen Booten strömen die Segler wieder in´s Freie. Wir bereiten das Ablegen vor, es fängt wieder an zu regnen. Egal, wir laufen jetzt aus. Just in dem Moment kommen die Kanadier Nick und Megan im Dinghi vorbei. Sie liegen draußen an einer Mooring und wollen mit dem Dinghi zur Tanke. Auch eine ziemlich feuchte Angelegenheit.
Kaum sind wir aus dem Hafen raus, lässt der Wind nach. Wir motoren noch ein bischen, schließlich setzen wir die Segel. Es ist etwas mühsam, mal läuft Macarena ganz gut, dann ist der Wind wieder weg, schließlich frischt er aus Westen auf. Westwind?? Das ist hier eigentlich nicht vorgesehen, wir sind schließlich im Bereich des Nord-Ost-Passats. Na gut, dann segeln wir eben mit Westwind, wir nehmen, was wir kriegen, Hauptsache es geht voran. Es dauert gut 3 Stunden, bis wir die Nordspitze Grenadas erreicht haben, das ist rund die doppelte Zeit, wie wir gerechnet haben. Zwischendurch erfrischen uns einige Schauer, die ganze Zeit über ist es grau in grau, Ostseewetter, nur wärmer.
Aber dann weht wieder der Passat mit 15 – 20 Knoten aus östlicher Richtung und es geht flott voran. Bis Ronde Island laufen wir sehr hoch am Wind und bolzen ordentlich gegen die Wellen. Ruck-zuck baut sich eine Welle von rund 2,50 m auf, das ist gegen an durchaus nicht ganz so schön. Wir schaffen es gerade so, den Sperrbereich um den Unterwasser-Vulkan „Kick ´em Jenny“ zu umfahren, hinter Ronde Island liegen noch ein paar kleine Felseninseln mitten im Weg und dann wird es etwas ruhiger. Wir überlegen kurz, ob wir hier bleiben, hinter Ronde Island gibt es einen geschützten Ankerplatz. Aber so richtig gemütlich sieht es nicht aus. Und der restliche Teil der Strecke geht nicht so steil gegen die Welle, da läuft Macarena ganz flott zwischen 6,5 und 7 Knoten, so dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit auf Carriacou ankommen.
Auf Carriacou gibt es mehrere Buchten, in denen wir ankern können. Die erste ist Tyrell-Bay und die ist ziemlich voll. Wir sehen einen Mega-Mastenwald und beschließen, um die nächste Landzunge bis in die L `Estrelle Bay zu fahren, dort gibt es wohl einen ganz guten Ankerplatz vor der „Paradies-Beach-Bar“, das klingt doch zu verlockend. Mit dem letzten Tageslicht laufen wir in die Bucht ein und finden einen passenden Ankerplatz. In der Bucht liegen mit uns nur 4 Boote, das klare Wasser hat große Bereiche in Türkisblau, das gefällt uns schon mal sehr gut und wir gehen gleich noch im herrlich warmen Wasser baden.
Sonntag, 08.01.2023
Carriacou
Diesen Morgen können wir endlich mit einem Bad vom Boot aus beginnen. Das Wasser ist nicht nur wunderbar warm, es ist auch super klar. Die Bucht ist Teil eines Meeres-Schutzgebietes. Die Wassertiefe beträgt nur rund 4,50 m, der Grund ist sehr gut zu sehen, zwischen einzelnen Seegrasfeldern gibt es ausgedehnte, helle Sandflächen. Das ist nun so, wie wir es uns vorgestellt haben.
Wir kramen unsere Schnorchel- und Tauchausrüstung aus dem ganz entlegenen Schapp unter dem Bett hervor. Dann machen wir uns mit dem Dinghi auf, die Bucht zu erkunden. Gegenüber unserer Bucht liegt Sandy Island, der Anblick der kleinen Insel ist traumhaft. Türkises Wasser, heller Sandstrand, grüne Palmen. Davon einige Segler – die Karibik-Kulisse pur.
Gar nicht weit weg, aber zwischen den beiden Buchten steht eine ordentliche Welle. Wir fahren mit dem Dinghi erstmal im geschützten Wasser unserer Bucht so weit wie möglich und probieren dann die Überfahrt. Kaum haben wir den Landschutz verlassen, werden die Wellen immer höher. Platsch, die erste Welle schwappt mit Macht in´s Dinghi. Hm, versuchen wir mal, noch mehr mit den Wellen zu fahren. Keine Chance, Macaroni ist zu klein, die Wellen sind zu hoch. Wir haben zwar sowieso nur Badesachen an, aber wenn zu viel Wasser in´s Dinghi schwappt, ist das gar nicht gut.
Wir brechen die Expeditionsfahrt ab und haben einen durchaus guten Grund, die Paradies-Beach-Bar anzusteuern. Dort ziehen wir das Dinghi an Land und kommen sofort mit einem Seglerpärchen in´s Gespräch, das am Strand spazieren geht. Paula und Theo, schon wieder Segler aus Kanada. Wir unterhalten uns erst angeregt am Strand und gehen dann gemeinsam in die Bar. Das wird ein sehr unterhaltsamer Nachmittag. Die beiden haben ihr Boot im Süden Grenadas gekauft und lagen einige Zeit in der Hog Island Bay, von der wir gerade kommen. Natürlich haben wir dort dieselben Segler getroffen und gemeinsame Bekannte. Nun liegen die beiden in Tyrell-Bay und müssen noch zu Fuß dorthin zurück.
Wir brechen auf und wollen Macaroni wieder in´s Wasser schieben. Oh Schreck, wie sieht das denn aus? Einige Wellen haben das Heck erreicht und sind in´s Boot geschwappt, alles schwimmt auf. Oh nein, das hat uns gerade noch gefehlt. Das Boot ist voll Wasser und super schwer. Wir versuchen, es irgendwie so hoch zu ziehen, dass das Wasser wieder ablaufen kann, ohne Erfolg. Irgendwann können wir das Dinghi drehen und ein Teil des Wassers läuft freiwillig raus. Den Rest erledigen wir mit der Pütz. Dann alles klarieren, das Boot wieder in´s Wasser schieben und hoffen, dass der Motor noch anspringt. Uff, zum Glück tut er das, diese alten 2-Takter sind doch hart im Nehmen. Wir sind sehr froh, dass wir nicht rudern müssen und erreichen Macarena wohlbehalten. Kein Tag ohne Abenteuer.
Montag, 09.01.2023
Carriacou – Sandy Island
In der Nacht hat der Wind ganz schön aufgefrischt und gedreht, so dass wir stärker in der Welle liegen als zuvor. Macarena rollt unangenehm und wir beschließen, uns nach Sandy Island zu verholen. Irgendwie macht es den Eindruck, als lägen die Boote dort ruhiger. Nach einem sehr kurzen Trip angeln wir eine Mooring-Boje vor Sandy Island. Und zwar genau neben einer anderen Island Packet. Als wir genauer hinschauen, wird klar, dass wir das Boot schon kennen. Das sind Darryl und Lynn aus Kanada mit ihrer Island Packet 370, die wir zwischen Weihnachten und Silvester auf Grenada in der Marina getroffen haben.
Tja und ansonsten sind wir schlicht überwältigt, wie schön es hier ist. Das ist das Motiv für Foto-Tapeten, unglaublich! Türkises Wasser, heller Sandstrand, grüne Palmen. Dazu noch eine Gruppe Pelikane, die sich immer wieder kopfüber in´s Wasser stürzen und kleine Fische fangen. Kurz schaut noch eine Wasserschildkröte vorbei. Wir müssen unbedingt in´s Wasser und schnorcheln!
Es ergibt sich, dass Darryl und Lynn gerade zu einem Schnorchel-Trip aufbrechen wollen und uns einladen, uns ihnen anzuschließen. Wir schwimmen an den Strand, laufen vielleicht Zweihundert Meter den Strand entlang bis zum Ende der Insel. Dort beginnt das Riff. Wir sind begeistert!! Also noch mehr begeistert als vorher, sofern das möglich ist. Wir sehen viele verschiedene Korallenarten und sehr viele verschiedene Fische. Einige große, ein paar sehr, sehr bunte, ein paar, die wir schon kennen und Lynn entdeckt zwei Hummer, es ist eine fantastische Artenvielfalt. Das faszinierendste passiert auf dem Rückweg, plötzlich sind wir in einem riiiesigen Schwarm kleiner Fische. Millionen Fischchen, zwischen 1 und 3 cm lang. Eine im Sonnenlicht schillernde Fisch-Wolke um uns herum, fast ohne Ende. Sie halten einen offensichtlich genau definierten Abstand um uns herum, wenn wir uns bewegen, bewegt sich die Wolke entsprechend. Unglaublich faszinierend, fast ein bischen hypnotisch, da wir kaum noch etwas anderes sehen, als diese kleinen Fische. Diese riesigen Schwärme sind offensichtlich auch das Ziel der gefräßigen Pelikane. Da die Fischchen so winzig sind, ist es kein Wunder, dass die Pelikane so oft eintauchen müssen.
Auch an Bord gucken wir uns immer wieder an und können es kaum glauben, so schön ist es um uns herum! WOW!! Toll, dass wir so weit gekommen sind.