Gosport – Lymington

Gosport – Lymington

Sonntag, 03.07.2022
Gosport – Lymington

Heute Morgen nutzen wir direkt nach dem Frühstück erstmal den abgeflauten Wind, um die Genua nach dem Spannen des Vorstags wieder hochzuziehen. Die Windrichtung ist zwar nicht wirklich günstig, aber der Wind ist flau genug, dass es ohne Probleme klappt.

Dann noch mal die super-tollen Duschen auf dem Schwimmsteg in Gosport nutzen und das Boot klarmachen zum Auslaufen. Um 11.45 Maschine an und ablegen. Ein Mega-Gewusel beim auslaufen aus dem Hafen. Sonntag halt, den Tag nutzen sehr viele Segler für einen Törn. Abgesehen davon, dass der Wind anfangs zu schwach ist, als das wir segeln können, kommt er natürlich auch genau aus der Richtung, in die wir wollen… Wir motoren rund eine Stunde und können dann vor der Isle of Wight die Segel setzen. Und schon geht die wilde Fahrt richtig los. Der Wind nimmt rasch auf 15 Knoten zu, Macarena legt sich auf die Seit und braust los. Klasse, wir segeln im Mekka des englischen Segelsports! Es ist ordentlich was los, zu den vielen Seglern gesellen sich Angelboote, große Tanker im Anlauf nach Southampton und wir erkennen auf den ersten Blick 3 Regatta-Felder. Wow! Volle Konzentration ist angesagt. Ständig die Lage checken, ausweichen wenn nötig und viel spannender ist der Kontrollblick, ob der andere Ausweichpflichtige dies auch wirklich tut. Direkt vor Cowes geraten wir beinahe noch auf die Ziellinie einer Jollen-Regatta. Wir hören das abtuten, sehen ein großes Schlauchboot und wenden schnell weg.

Und dann sind wir mit Macarena tatsächlich westlich der bisher von uns mit diesem Boot befahrenen Gewässer. Hier kreuzt sich unser Track mit dem, den wir damals bei der Überführung ab Port Hamble ins Wasser gezeichnet haben. Das finde ich sehr aufregend, wieder ein Ziel erreicht!

 

Der Wind frischt auf knapp 20 Konten auf, kommt weiterhin aus der „falschen“ Richtung, aber zwischenzeitlich ist der Strom gekentert. Wir kreuzen den westlichen Solent hinunter und düsen mit mehr als 8 Knoten Fahrt über Grund. So geht es deutlich schneller als in unserer Planung und bereits kurz nach 16.00 Uhr machen wir im Yachthafen Lymington am Dan Bran Ponton fest.


Leider erklärt uns ein sehr freundlicher Hafenmeister kurz darauf, dass wir auf diesem Platz nicht bleiben können. Wir verholen 150 m weiter bis an das Ende des Pontons. Hier haben wir einen sehr schönen Blick über den Solent und auf die Isle of Wight. Nur wenn die Isle-of-Wight-Fähre einläuft, hat man kurzfristig den Eindruck, sie möchte jetzt gleich bei uns längsseits gehen…

Ein gelungener Segeltag, Nun scheint auch die Sonne wieder und wir genießen einen verspäteten Lunch im Cockpit.

Montag, 04.07.2022
Lymington

Heute wollen wir Gordon und Rae an Bord begrüßen, da ist erstmal Groß-Reinemachen an Bord angesagt. Ich besorge noch schnell ein paar leckere Kuchenstückchen und Dietrich holt die beiden dann um 16.00 Uhr am Hafen-Gate ab. Ein sehr schönes Wiedersehen!

Wir plaudern stundenlang über das segeln, das Boot und das Leben. Wunderbar, dass wir uns so gut verstehen. Gordon hat noch ein paar alte Unterlagen mitgebracht und schenkt uns außerdem ein 4-blättriges Kleeblatt als Glücksbringer, das er selber zu Beginn seiner Zeit als Eigner von „Pipe Dream“ geschenkt bekommen hat. Eine tolle Geste, sehr emotional. Leider können wir im Royal Lymington Yacht Club nichts zu essen bekommen, irgendein technisches Problem in der Küche. Aber wir genießen die tolle Atmosphäre und den Blick über den Hafen, einen Drink und nette Gespräche mit englischen Seglern. Wir fragen, ob uns jemand mit der Stopfbuchse helfen kann und bekommen sofort einen Monteur vermittelt, der am nächsten Morgen gegen 9.00 Uhr bei uns an Bord sein wird.

Zum Dinner finden wir uns dann im örtlichen Pub wieder, Gordon lädt uns ein, es ist ein sehr schöner und unterhaltsamer Abend, den wir alle sehr genießen.

Dienstag, 05.07.2022
Lymington: Ein Problem mit der Stopfbuchse

Noch vor 9.00 Uhr klopft Clive, der Monteur, der nach unserer Stopfbuchse sehen will. Die Stopfbuchse ließ sich schon immer nur sehr, sehr schwer drehen. Zudem ist der Raum drumherum sehr begrenzt und eng. In Kiel haben wir uns 2 Schraubenschlüssel in der Größe 55-er extra zurechtfeilen lassen, damit sie überhaupt in den schmalen Bereich zwischen Stopfbuchse und Rumpf passen. Jetzt aber hat Dietrich auch mit aller Kraft die Mutter der Stopfbuchse nicht mehr bewegt bekommen. Und sie tropft…. und zwar deutlich zu viel. Wir gehen davon aus, dass wir eine neue Packung brauchen, die haben wir parat. Aber dafür müsste man die Mutter lösen.

Clive probiert es mit aller Erfahrung und Sachverstand, auch nach dem Einsatz von viel WD40 leider ohne Erfolg. Er lässt beim örtlichen Schweißer die großen Schraubenschlüssel noch mal um je 40 cm verlängern, damit er mit einem größeren Hebel mehr Kraft auf die Mutter ausüben kann. Der Erfolg ist jedoch nur, dass sich der eine (handgeschnitzte) Schraubenschlüssen aufbiegt. Aha, die Mutter sind wohl wirklich sehr fest.

Clive bespricht mit uns die möglichen Optionen, leider alles böse worst-case-Szenarien. Wenn er die Mutter nicht lösen kann, müssen wir aus dem Wasser. Ggfs. muss dann die Welle gezogen werden, wenn die Welle eingelaufen ist, könnte man eine neue Welle anfertigen und einsetzen. Alles machbar, dauert aber bestimmt eine Woche und die Kosten wollen wir uns gar nicht ausmalen.

Clive ist unglaublich freundlich, geduldig, erklärt uns alles, was er macht und was wir ggfs. machen müssten und bleibt dran. Wieder fährt er los mit dem aufgebogenen Schraubenschlüssel zu seinem Schlosser-Freund, lässt den Schlüssel richten und das Material aufdoppeln. Zum Glück geht das alles reibungslos und am Mittag ist er zurück und hat mit dem verstärkten Schraubenschlüssel dann auch den ersehnten Erfolg. Die Mutter lässt sich drehen, es läuft nur relativ wenig Wasser ins Schiff und unsere Ersatz-Packung für die Stopfbuchse passt. Er erklärt uns nicht nur, wie wir es beim nächsten Mal selber machen können, er bietet auch an, das wir ihn bei einem technischen Problem jederzeit anrufen können und er uns gerne berät. Der Monteur ist ein echter Glücksfall!

Dies war unterm Strich doch etwas nervenaufreibend und wir konnten noch gar nicht planen, wie es weitergehen soll. Also bleiben wir noch eine weitere Nacht in Lymington, machen einen relaxten Nachmittag und einen schönen Spaziergang um das nahegelegene Naturschutzgebiet, eine ehemalige Salz-Lagune, die nun Vogelschutzgebiet ist. Vom Deich drum herum kann man bereits die Needles und den Ausgang des Solent sehen. Wir erfreuen uns an der englischen Landschaft und dem weiten Blick auf den Solent mit all seinen Seglern.

Kommentare sind geschlossen.