Eastbourne – Gosport

Eastbourne – Gosport

Mittwoch, 29.06.22
Eastbourne – Gosport

00.15 Uhr ist es mit der Ruhe vor Anker vorbei. Der Wind frischt auf (12 – 15 Knoten), Welle bildet sich und wir liegen völlig ungeschützt. Ich gucke alle Viertelstunden auf die Aufzeichnungen vom Ankeralarm, wir schwoien passend zur Wetteränderung, aber es sieht so aus, dass der Anker hält. Gegen 1.00 Uhr plötzlich ein Schlag an Deck. Macarena schaukelt recht wild in der kurzen Welle.  Dietrich und ich fahren hoch, horchen. Dietrich springt aus dem Bett und kontrolliert die Situation an Deck und den Anker. Es klingt alles sehr unruhig. Aber es ist nix schlimmes passiert, nur der Ankerball hatte sich gelöst und ist (mit lautem Knall) an Deck gefallen. Aber in den Schränken rumort es, alles kullert von einer Seite auf die andere und randaliert, entsprechend ist die Geräuschkulisse.  Dietrich hält das Vorschiffs-Rodeo nicht mehr aus und zieht für den weiteren Schlaf den Salon vor. Keine wirklich ruhige Anker-Nacht….

Hier die Aufzeichnung unserer Bewegung rund um den Anker in dieser Nacht

Am nächsten Morgen haben wir das, was man sich unter englischem Wetter vorstellt. Nieselregen, alles grau in grau, der Wind natürlich aus der Richtung, in die wir wollen… Wir holen den Anker auf und motoren um das Wolken-verhangene Beachy Head. Die Sicht ist bescheiden, der Strom gegen uns. Als wir das letzte Mal hier vorbeigekommen sind, war es richtig schön hier!


Leuchtturm Beachy Head im Nebel. Vielen gut bekannt aus diversen Prüfungsaufgaben zum SSS (Sport-Seeschiffer-Schein).

Nach ein paar Meilen ist der Regen durchgezogen, der Wind aus SSW hat zugenommen und wir können ganz passabel segeln. Dann gegen Mittag sogar Sonne und die Kalkfelsen an Land leuchten in weißer Pracht. Wir kommen gut voran und schon bald liegt Brighton hinter uns. Die nächste Landmarke, die wir kriegen müssen ist Selsey Bill. Es passt nicht ganz, aber als der Strom kentert, machen wir mit über 8 Knoten Speed ordentlich Strecke gen Westen gut. Ein Holeschlag und dann geht es durch „The Hole“ südlich Selsey Bill in den Solent. Hier passt der Wind besser zu unserem Kurs, mit der Zeit lässt er jedoch nach und wir starten den Motor, damit wir nicht im ganz Dunklen in Gosport ankommen. Vorbei an den großen Festungs-Inseln im Solent geht es in die Ansteuerung nach Portsmouth, alles ist riesig groß und breit. Mit dem letzten Büchsenlicht und kurz vor dem einsetzenden Regen laufen wir in die Haslar Marina in Gosport ein, können im Dunklen gerade noch die Liegeplatz-Nummern erkennen und machen auf dem uns zugewiesenen Liegeplatz fest.

Geschafft! Der wesentliche Teil unseres Überführungstörn nach Westen liegt hinter uns. Wir haben recht viel Glück gehabt mit dem Wetter, von Helgoland ein paar Tage sogar östliche Winde. In Ramsgate haben wir 2 Tage den ungemütlich starken SW-Wind abgewartet und sind dann in 2 Tagen mit moderaten Winden aus Süd bis Südwest bis in den Solent gekommen. Ich bin sehr erleichtert, das hätten auch ganz andere Wetterbedingungen sein können.

Donnerstag, 30.06.2022
Gosport / Haslar Marina

Etwas Relaxen an Bord und dann gibt es noch eine Menge zu tun: wir schlagen die Genua ab, 2 Rigger der Marina spannen das Vorstag und die Achterstagen neu. Der Durchhang des Genua-Vorlieks beim Segeln war uns doch zu groß. Außerdem besorgen wir Ersatz für die Racor-Filter, Gas, große Sicherungen und geben 2 neue Strecktaue beim örtlichen Segelmacher in Auftrag.

Freitag, 01.07.2022
Ausflug nach Arundel

Günter organisiert einen Leihwagen, wir fahren eine knappe Stunde nach Arundel und besichtigen das dortige, sehr gewaltige und beeindruckende Castle mitsamt seinen schön angelegten Gärten. Solche Besichtigungen sind immer beeindruckend, aber kosten auch Kraft. Abends sind wir alle platt vom Trepp-auf, Trepp-ab steigen im Castle. Erholsam war der Besuch der wild-wachsenden und trotzdem sehr gepflegten Gärten. Abschließend nehmen wir noch eine kleine Stärkung im Café am idyllischen River Arun, der tidenabhängig gerade stark ins Inland strömt.

Unser letzter Abend mit Günter. Dietrich lädt uns in den Pub „Castle Tavern“ in Gosport ein, es ist recht urig und gibt gutes Pub-Food.

Samstag, 02.07.2022
Gosport

Günter nimmt früh die Fähre nach Portsmouth und hat einen langen Tag Zugfahrt vor sich. Zum einen ist es schade, dass er geht, zum anderen beginnt für Dietrich und mich jetzt die Phase, in der wir ganz ohne Termindruck weitersegeln und unseren gemeinsamen Rhythmus und Alltag an Bord finden. Ich nutze den Tag zum Wäsche waschen und Kleinigkeiten am Boot zu werkeln und fertigzustellen. Wir kaufen ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage und wandeln suchend durch den großen englischen Aldi, der so ähnlich aufgebaut ist wie bei uns, aber natürlich mit ganz anderen Produkten. Wenn man nicht die vertrauten Verpackungen sieht, muss man bei jedem einzelnen Artikel genau gucken und lesen. Das macht den einfachen Einkauf dann doch sehr spannend.


Spinnaker Tower am Tag


Hochregallager für „kleine“ Boote. Dee werden mit einem Gabelstapler ein-und ausgelagert und direkt auch ins Wasser gebracht. Dabei taucht die Gabel des Staplers von der Kaimauer aus so tief ins Wasser ein, dass die Boote aufschwimmen können. Echte Hoch- und Tiefstapler halt.


Spinnaker Tower bei Nacht

 

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