Cartagena

Cartagena

Da wir am Sonntag offensichtlich nicht einklarieren können, nutzen wir den Tag zur Erholung und lassen die Kulisse dieser unglaublichen Stadt auf uns wirken. Vis-á-vis der Marina liegt die historische Altstadt, wir blicken auf die alte Stadtmauer und mehrere Kirchen und Kuppelbauten. Das sieht wirklich sehr schön aus!

Wenige hundert Meter weiter beginnt das weite Feld der Wolkenkratzer, dies sind offensichtlich im Wesentlichen Hotels. Cartagena ist ein touristischer Hotspot und Wikipedia erzählt uns, dass jährlich rund 5 Millionen Urlauber in die Stadt kommen. Aufgrund der Regenzeit ist allerdings nur ein halbes Jahr wirklich Saison.

Wir lassen es langsam angehen und erkunden am Nachmittag noch das Marina Gelände, freuen uns über die wirklich gute Ausstattung und ein schönes Restaurant auf der breiten Steganlage. Zur Landseite erstreckt sich die guterhaltene historische Festungsanlage „Fuerte de San Sebastian del Pastelillo“.

Direkt dahinter auch wieder Hochhäuser. Überall sieht man hier dieses Nebeneinander von Historie und Moderne. Ach ja, das Treiben der Ausflugsboote ist am Sonntag ebenso intensiv wie den Abend vorher.

Montag früh kümmern wir uns um die Anmeldung in der Marina und das Einklarieren. Außerdem muss MACARENA gründlich gereinigt und die Wäsche gewaschen werden. Es gibt Waschmaschinen und Trockner auf dem Marina Gelände, diese wollen jedoch mit Bargeld gefüttert werden. Also brauche ich erstmal einen Geldautomaten. Diesen finde ich in dem kleinen Supermarkt einige hundert Meter vor der Marina. Schön hier, ich laufe längs eines kleinen Parks mit Kinderspielplätzen und einer modernen Ballspielanlage. An der ersten Straßenquerung schaue ich noch ganz begeistert auf die sehr moderne Ampelanlage, die in alle Richtungen die laufende Wartezeit anzeigt. Als ich grün habe und losgehe, schießt dann jedoch auf der zweiten Fahrspur ein Taxi haarscharf an mir vorbei. Uff, da kann die Verkehrsregelung ja noch so modern sein, wenn die Autos sich nicht daran halten, hilft es wenig. Als ich mit meinen frisch-gezogenen 600.000 kolumbianischen Pesos wieder in der Marina vor den Waschmaschinen stehe, stelle ich fest, dass die Maschinen das Geld passend brauchen und nicht wechseln. Hm, hab ich natürlich nicht passend. Ich versuche, die Scheine in der Marina zu wechseln. Leider können sie nur einen Teil passend wechseln. Aber immerhin, ich kann die beiden Maschinen mit Wäsche starten, bevor ich mich wieder auf den Weg zum Supermarkt mache, um dort etwas zu kaufen und Kleingeld zu bekommen. So ein bisschen Bewegung ist nach den Seetagen ja auch ganz gut… Zum Verständnis: 10.000 kolumbianische Pesos entsprechen rund 2,25 Euro. Man jongliert hier ständig mit seeehr großen Zahlen. Eine Tüte Croissants kostet im Supermarkt 15.900 Pesos, beim umrechnen wird man schnell schwindelig. Es erinnert ein wenig an ehemalige Italien-Urlaube.

Als wir alles Wesentliche am Boot geregelt haben, machen wir uns am späten Nachmittag auf, die Stadt zu erkunden. Wir nutzen eine Art kolumbianische Uber-App, das klappt prima. Von der Altstadt sind wir sofort überwältigt. Was für ein ausgelassenes Leben, Treiben, Trubel! Das Ganze vor einer wunderschönen Kulisse mit historischen Stadttoren, großen Bronzestatuen wichtiger Menschen, grünen Parks, in denen Musik-Kapellen zum Tanz aufspielen. Ganz großes WOW!! Halt ein bisschen voll, aber wem will man es verdenken, die Stadt ist einfach zu schön. Wir lassen uns durch das Gedränge treiben und sind auf der Hut, nicht von einer der vielen Pferdekutschen überrollt zu werden, die im allgemeinen Trubel fast nicht zu hören sind. Wir sind begeistert von den kleinen Gassen, den bunten, gepflegten Häusern mit wunderschönen Holzbalkonen, historischen Straßenschildern, beeindruckenden Verwaltungsgebäuden und riesigen Kirchen.

Zufällig fällt unser Blick auf ein kleines Restaurant und wir kehren ein. Eine sehr gute Wahl, wie wir finden. Nur ein kleiner Gastraum, geschmackvoll eingerichtet, sehr freundliche Gastgeber, die uns erzählen, sie seien alle eine große Familie. Wir essen ganz ausgezeichnet und unterhalten uns mit Hilfe von Google Translate mit der freundlichen Bedienung.

Schließlich lassen wir uns mittlerweile im Dunklen weiter durch die Gassen treiben. Wir erklimmen noch die Stadtmauer auf der Seeseite und nehmen einen Drink auf der belebten „Plaza de Santo Domingo“. Hier kann man sehr schön draußen sitzen und ganz entspannt das muntere Treiben rundum beobachten.

Dienstag erhalten wir unsere Gasflaschen gefüllt zurück, auch dieser Service funktioniert sehr gut und unkompliziert. Dann machen wir uns auf die Suche nach einem Bolzen bzw. Kontermuttern für unsere Ruderanlage. Zu Fuß laufen wir zum „Budget Marine“ an der Uferstraße. Sehr neu, sehr modern, leider ist der Laden nur die kleine Filiale der Stadt. Die große Auswahl an Schrauben, Bolzen, Muttern etc hat der größere Laden im nächsten Stadtviertel. Hm, für die Strecke rufen wir uns lieber einen Wagen. Als wir schließlich an der richtigen Adresse sind, sind wir sehr angetan von der großen Auswahl. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und helfen uns gerne, die richtigen Maße an Schrauben und Muttern zu finden. Die riesige Wandpräsentation ist gut sortiert und aufgeteilt in zöllische und metrische Schrauben. Wir finden alles, was wir brauchen und machen uns zufrieden auf den Rückweg. Abends gibt es ein noch kleines Treffen und Essen einiger Segler im Restaurant auf dem Steg. Wir treffen ein amerikanisches Paar aus der Island Packet Community und lernen unsere netten, belgischen Stegnachbarn näher kennen.

Für Mittwoch früh hat sich Pedro, der Polsterer angekündigt, um das Aufmaß für unsere Dinghi Abdeckung zu machen. Die Schläuche des Dinghi sind zwar aus UV-beständigem Hypalon, aber wir haben von vielen anderen Seglern gelernt, dass ein zusätzlicher textiler Schutz auf den Schläuchen noch mal besser ist und auch gegen mechanische Schäden schützt. Dietrich verschwindet wieder in der Backskiste, um den Verbindungs-Bolzen zwischen Ruder und Autopiloten wieder einzubauen.

Den nächsten Tag machen wir noch mal einen Ausflug in die Altstadt, wir haben ja noch längst nicht alles gesehen. Diesmal laufen wir durch den nördlichen Teil, besichtigen die massive Festungsanlage und die alten Verliese nahe der Küste. Die alten Verliese dienen heute als Souvenierläden.

Und: wir finden einen Frisör! Also, eher einen Barber-Shop, dafür nennt er sich „the style zone“. Zumindest die Tatoos auf dem Frisör sind reichlich und wahrscheinlich im angesagten Style dieser Gegend, ebenso der schwarze Wassersprayer in Totenkopf-Design. Das Wichtigste in dem Laden sind wohl die Musik-Videos in der ortsüblichen Lautstärke. Jede Unterbrechung der Video-Clips wird sofort behoben, da reagiert unser Friseur sehr schnell. Trotz seines sehr freakigem Aussehen arbeitet er sehr konzentriert und ist sehr pingelig mit unseren Haaren. Wir sind sehr zufrieden!

Wir bummeln noch durch eine ganze Menge hübscher Gassen und sind immer wieder begeistert. Bis uns die Reizüberflutung erwischt und wir zurück fahren in den Hafen.

Mit unseren belgischen Nachbarn verbringen wir noch einen sehr netten Abend, erst auf ihrem Boot und anschließend in dem nahegelegenen Argentinischen Restaurant. Die Steaks dort sind wirklich beeindruckend. Sowohl von der Größe her, als auch vom Geschmack, ein echtes Erlebnis! Wir hatten erst Zweifel, ob die Steaks nicht viel zu groß sind, aber der nette Kellner erklärt uns, dass man ein Steak jeweils mit mehreren teilt. Aha, so funktioniert das gut.

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