Camaret sur Mer – Douarnanenez
Samstag, 06.08.202
Camaret-sur-Mer – Douarnenez
Für heute ist nördlicher Wind mit 4 – 5 Bft angesagt, den wollen wir nutzen, um nach Douarnenez zu segeln. Wir passieren 3 Kaps mit jeweils vorgelagerten Felsinseln. Das ist spannend, zumal die Strömung zwischen dem Festland und den kleinen Inseln immer etwas stärker ist, passt aber jedes Mal sehr gut. Die COG-Anzeige (Course-over-Ground) auf der elektronischen Seekarte ist bei solchen Passagen sehr hilfreich. Mit uns fährt eine Doufour 42, natürlich entwickelt sich eine kleine Regatta. Da wir in solchen Dingen wenig Erwartungen haben, sind wir sehr zufrieden, dass wir gut mithalten können. Die Crew auf dem anderen Boot wirkt sehr ambitioniert, winscht wie wild und ist offensichtlich not amused, eine so wenig sportlich wirkende Yacht wie Macarena, nicht abhängen zu können. Sie reffen das Großsegel ein, reffen wieder aus, wir fahren einfach unbeeindruckt unseren Kurs weiter. Am letzten Kap und der Einfahrt in die riesige Bucht von Douarnenez hebt sich der Wind aus der bisherigen Richtung mit dem Wind aus der Bucht plötzlich auf. Die andere Yacht dreht sich und Macarena schiebt mit ihrem Gewicht einfach weiter gerade aus. Regatta vorzeitig entschieden, die anderen werfen entnervt den Motor an.
Als der Wind dann in der Bucht wieder einsetzt, haben wir eine fantastische Rauschefahrt mit über 7,5 Knoten und so gut wie gar keiner Welle. Wir können bis vor die Hafeneinfahrt nach Douarnenez segeln, nehmen die Segel weg und fahren in den Hafen ein. Wir hatten vorher natürlich auf den Plan geguckt, es gibt hier nur einen Steg mit Plätzen für Besucher-Yachten. Und der ist bereits knallevoll. Wir drehen eine Runde und beschließen, an der größten Yacht längsseits zu gehen. Nur nimmt der Wind immer weiter zu und weht schließlich mit 25 – 28 Knoten direkt in die Einfahrt. Dazu entwickelt sich eine ganz ordentliche Welle, die alle Yachten am Steg schwer in Wallung bringt. Das ist keine gute Ausgangslage, um längsseits an einer Yacht zu liegen. Beide Boote bewegen sich unterschiedlich, ein chaotisches Geschaukel. Wir überlegen noch, wie wir die Situation lösen können, da kündet die (noch viel kleinere) Yacht hinter uns an, dass sie wegfahren. Prima, dann nehmen wir deren Platz am Steg. Erstmal den Steg abschreiten, ob es passt; das sieht alles sehr knapp aus. Aber wir probieren es. Unter Hilfe der umliegenden Segler verholen wir Macarena bei diesen widrigen Wind- und Wellenbedingungen mit Leinen, Maschine, Bugstrahl und zusätzlichem Dinghi-push des Hafenmeisters unbeschadet in die Lücke. Vorn und hinten sind jeweils nur knapp 50 cm Luft zu den Nachbarbooten, puh, sehr, sehr knapp bei dem Geschaukel. Bis wir unsere Leinen alle so am Steg haben, wie wir es in dieser Situation für notwendig und angemessen halten, ist gut eine Stunde vergangen. Harte Arbeit heute.
Abends kommt noch eine kleine Yacht bei uns längsseits, das Geschaukel auf den kleinen Booten ist enorm. Auch bei denen dauert es einige Zeit, bis alle Leinen fest sind und die Lage unter Kontrolle ist. Zum Glück lässt der Wind nach ein paar Stunden wieder nach und wir haben dann doch eine ruhige Nacht an dem Ponton.
Sonntag, 07.08.202
Douarnenez
Hier ist es heute richtig heiß und sonnig. Wir machen uns einen faulen Sonntag. Erst plaudern wir noch eine ganze Zeit mit unseren netten Nachbarn, Guilia und Alex von der Expresso. Guilia ist Italienerin, Alex Engländer; beide leben in Douarnenez und kommen gerade von ihrem Sommertörn zurück nach Hause. Sie geben uns noch einige gute regionale Tips und als dann das Wasser hoch genug ist, dass sie über das Flach und durch die Brücke der Passerelle fahren können, legen sie ab und verholen an ihren Heimat-Liegeplatz den Fluß hinauf.
Dietrich puzzelt den Tag ein bischen an Bord und arbeitet weiter an unserer Internetseite, ich laufe den schönen, schattigen Küstenweg entlang, bis ich eine Badebucht mit feinem Sandstrand finde, mache einen Strandtag und gehe tatsächlich schwimmen. Das Wasser ist für meinen Geschmack immer noch deutlich zu kalt und so wie manch andere neben mir prusten, geht es nicht nur mir so. Da es jedoch so sonnig und heiß ist, ist die Abkühlung sehr willkommen.
Montag, 08.08.2022
Douarnenez
Heute Vormittag gehen schauen wir uns erstmal die Yachtausrüster im Hafen an und kaufen einige Kleinigkeiten. Außerdem geht es noch in den kleinen Tante-Emma-Laden unweit des Hafens. Wir sind jedes Mal sehr froh, wenn wir mit unseren Einkäufen nur kurze Wege bis an Bord haben. Nachdem diese Dinge erledigt sind, fahren wir mit dem Bus in´s Zentrum von Douarnenez. Als erstes laufen wir runter zum port Rhu und dem Museumshafen. Zwischen der hohen Auto-Brücke auf historischer Gitterkonstruktion und der hübschen, ebenfalls historischen Passerelle reiht sich eine bunte Meile den Fluß entlang und natürlich gibt es viele große und kleine Boote zu begutachten. Wir nehmen einen späten Mittagsimbiss und genießen es, das Treiben am Fluß zu beobachten. Für das (von vielen sehr gelobte) maritime Museum bleibt leider keine Zeit, letztendlich ist auch das Wetter zu schön dafür. Wir begnügen uns mit den Blicken auf die Museumsschiffe im Hafen und laufen auf die Passerelle, auf der Fußgänger und Fahrradfahrer den Fluß überqueren können. Es ist Hochwasser und die kleine Klappbrücke öffnet für jedes Segelboot, das ein- oder auslaufen will. Der Brückenwärter tutet und gibt ein Lichtsignal, daß die Brücke jetzt gesperrt ist und gleich öffnet. Um ganz hartnäckige Fußgänger zur Eile zu bewegen, hebt er die Brücke schon mal ein kleines bischen an. Das wirkt.
In der Stadt ist der „Weg der Sardine“ beschildert und informiert über die Geschichte der Stadt und die Sardinenfischerei. Gestern hatte ich bereits mit Erstaunen gelesen, dass es in Douarnenez zu Hochzeiten 850 Fischerboote gab. Jetzt lernen wir noch ein bischen mehr über die enorme Bedeutung der Fischerei, die intensiven internationalen wirtschaftlichen Beziehungen im 19. Jahrhundert und dass es zwischen 1902 und 1912 die Sardinenkrise gab, kurz: die Sardinen alle weggefischt waren. Komisch denke ich, wie sich die Dinge wiederholen…
Dietrich und ich besichtigen noch die zentrale Kirche, ich mache noch einen Gang durch die Stadt zum alten Fischereihafen und Dietrich fährt mit dem Bus zurück zu Macarena. Der alte Fischereihafen auf der anderen Seite der Stadt bietet mit der Promenade und den Häusern dahinter eine sehr hübsche Kulisse, hier war vor 2 Wochen ein richtig großes Hafenfest. Direkt nebenan schließt sich ein ausgedehnter Bereich der Werften und Fischverarbeitung an. Es gibt auch einen aktuellen, neuen Fischereihafen, Fischverarbeitung und mehrere riesige Frost-Hallen. Ich werfe einen Blick auf die Verkaufsräume an der Fischhalle und bin sehr beeindruckt vom umfangreichen Angebot an Fischen und Krustentieren. Ein paar kleine Sardinen gibt es, große Thunfische, Schollen oder Heilbutt und viele andere, die ich nicht mit Namen ansprechen kann. Ich bin stark in Versuchung, zwei Thunfisch-Steaks zu kaufen. Aber der Weg zu Macarena ist weit und sehr heiß. Also verzichte ich heute, wir werden in nächster Zeit sicher noch oft Gelegenheit haben, frischen Fisch direkt zu kaufen.
Nach meiner ausgedehnten Hafentour laufe ich dann über die Passerelle zurück zum Boot. Mit der Ebbe ist der Wasserstand inzwischen deutlich gesunken, der Brückenwärter hat frei, bei Niedrigwasser kann kein Boot das Sill passieren und somit auch nicht die Brücke. Unter der Passerelle strömt es jetzt ordentlich, später fällt der Bereich unterhalb über einen Meter trocken.
Sehr beeindruckt hat uns auch die örtliche Segelschule mit ihrem unfassbar umfangreichen Angebot an Ausbildungsbooten. Es sind Sommerferien in Frankreich. Und so strömen jeden Morgen Kinder und Jugendliche aller Altersklassen ans und aufs Wasser um den Spaß am Segeln auszuleben.
Jollen und Katamarane für jede Ausbildungsstufe sind vorhanden. Zusätzlich Optis für die Kleinen und in einem Motorboot wird die Kindergartentruppe durch die Gegend kutschiert und mit dem Wassersport vertraut gemacht. Insgesamt eine Wassersport- und Segelschule für Kinder, wie sie besser kaum sein kann. Auch die Ausbilder, meist junge Erwachsene, kommen nicht zu kurz. Mit ihren üppig motorisierten Schlauchboote können Sie jeden abgetriebenen Schüler wieder einsammeln. Und Spaß macht auch das.
Hier das Revier der Segelschule, allerdings am Abend. Tagsüber wimmelt es vor der Hafeneinfahrt Douarnanez nur so von Booten.