Auf nach Martinique
Montag, 25.12. – Sonntag, 31.12.2023
Grenada – Martinique
Für Heilig Abend haben wir „unseren Weihnachtsbaum“ im Hafen von St. George`s installiert. Im Anschluss haben noch ein bisschen rund um´s Boot zu tun und zu verproviantieren und laufen dann am 1. Weihnachtstag wieder aus, um in einem langen Schlag nach Martinique zu segeln. Der Wetterbericht sagt eine Schwachwind-Phase vorher und wir haben ein bisschen Sorge, dass der Wind nicht ausreicht zum Segeln.
Aber es läuft ganz hervorragend! Da schon mehrere Tage lang wenig Wind war, gibt es auch fast keine Welle, die unsere Fahrt bremst und so läuft MACARENA bei rund 10 Knoten Wind gerne auch mal über 6 Knoten und bringt uns sehr gut voran. In den Passagen zwischen den Inseln bekommen wir den Versatz durch die Strömung zu spüren und hinter St. Vincent und St. Lucia die Abdeckung der hohen Berge auf den Inseln. Bis es zwischen St. Lucia und Martinique etwas belebter wird, sind wir die ganze Strecke so gut wie alleine. Über die Weihnachtsfeiertage sind keine Fischer unterwegs, sehr angenehm. Alles in allem ist es eine faszinierende Segeltour mit nächtlichem Vollmond und einer Spitzengeschwindigkeit von 8,1 Knoten, das ist unsere als maximal angegebene mögliche Rumpfgeschwindigkeit. In der Abdeckung der hohen Berge müssen wir für jeweils ein bis zwei Stunden motoren, für die gesamte Strecke von etwas über 150 Seemeilen brauchen wir 26 Stunden, damit sind wir mehr als zufrieden.
Vor Martinique gehen wir in der Petit Anse d´Arlet, die wir vom Frühjahr her noch sehr gut kennen, vor Anker. Gleich beim Einlaufen treffen wir Bekannte vom TO-Losseglertreffen, die kurz rüber kommen zum „Hallo“ sagen. Wir verabreden uns spontan und gehen am nächsten Abend zusammen im kleinen Ort essen. Es wird ein lustiger Abend und interessanter Austausch bei sehr leckerem, französischen Essen. Nach zwei Tagen verholen wir dann in die Marina d´Abricot in Fort-de-France. Wir wollen ein Auto mieten, um Einkaufen zu fahren. Leider hat weder der Autovermieter, bei dem wir im Frühjahr bereits mehrmals Autos gemietet haben, noch irgendein anderer Vermieter im weiteren Umfeld Autos zur Verfügung. Zwischen Weihnachten und Silvester ist tatsächlich alles ausgebucht, damit hatten wir nicht gerechnet. Wir müssen ein bisschen umplanen und entscheiden uns, am nächsten Tag mit dem Taxi in das große Einkaufszentrum zu fahren, geht ja auch. Beim nahegelegenen Bäcker erstehen wir frisches Baguette für den nächsten Morgen und beim Frühstück mit Baguette und Camembert speisen wir wie Gott in Frankreich, das hatten wir ja lange nicht! Nach dem Großeinkauf am Freitag steht dann am Samstag der Groß-Waschtag an. Im besten Waschsalon, den wir in der Karibik kennen, belegen wir 6 Maschinen gleichzeitig und haben damit ganz ordentlich zu tun.
Als alles wieder sauber und trocken ist, bleibt uns noch eine kurze Verschnaufpause, bevor wir uns Richtung „Parc de Savane“ aufmachen. Rund um den riesigen Stadtpark und die Festung von Fort-de-France findet heute ein großes Fest statt, mit mehreren Bands, Illuminationen und einem großen Feuerwerk von der Festung aus. Ein netter Taxifahrer setzt uns kurz vor dem Eingang zum Park ab, beim Einlass gibt es eine Sicherheits-Kontrolle, der Eintritt auf das Gelände ist frei. Wir bummeln um den Park, bestaunen die in wechselnden Farben sehr peppig illuminierte Bibliotheque Schoelcher und freuen uns, Teil dieses überaus fröhlichen und entspannten Festes zu sein.
Es gibt viele Essensstände, von überall her riecht es lecker und unsere Wahl fällt schließlich auf kreolisch gegrillte Hühnerbeine. Parallel halten wir Ausschau nach den besten Plätzen für einen guten Blick auf das Feuerwerk. Die sind unschwer zu erkennen, die Einheimischen sitzen bereits in 5er-Reihen auf ihren mitgebrachten Klappstühlen direkt an der Pier. Auf dem Wasser liegen unzählige Boote dicht an dicht und erinnern uns sehr an das Gedrängel beim Abschluß-Feuerwerk der Kieler Woche. Mit viel Glück finden wir noch 2 Sitzplätze auf einer nahen Parkbank und warten auf das Feuerwerk. Pünktlich um 20.30 Uhr geht es los und ist wirklich toll, noch dazu über den sich vor dem Funkellicht dunkel abzeichnenden Silhouetten der Palmen.
Uns gefällt es sehr gut, dass das Feuerwerk relativ früh stattfindet, auf dem Fest sind sehr viele Kinder. Und auch den Seglern, bei denen sich 21.00 Uhr als „Sailors Midnight“ immer mehr bewahrheitet, kommt dieser Zeitplan sehr entgegen.
Wir haben einige Einheimische gefragt, warum das Feuerwerk am 30.12. und nicht am 31.12. stattfindet. Es wurde gesagt, dass Fest und das Feuerwerk hätten nichts mit Silvester zu tun. Na gut, man feiert hier wohl gerne. An Silvester verlassen wir die Marina wieder und segeln gemütlich zu einer Ankerbucht auf der Westseite.
Echse in der Port Louis Marina, auf Martinique:
Eigentlich wollten wir in der Anse Noir ankern, da hatte es uns im Frühjahr auch gut gefallen. Wir versuchen es an verschiedenen Stellen in der Bucht, entweder unser Anker hält nicht, wir sind zu dicht an den Felsen oder an anderen Booten. Nein, damit würden wir uns nicht wohlfühlen über Nacht, die Bucht ist zu voll. Wir fahren weiter und ankern in der Grande Anse d´Arlet. Die Bucht ist erheblich größer und dort finden wir einen guten Platz mit Blick auf den Strand, wo wir im Frühjahr mit der Familie gefeiert haben. Schöne Erinnerungen.
Tja, im Laufe des Abends frischt dann der Wind ganz ordentlich auf und unser Anker slippt. Nicht schlimm, da ist sehr viel Platz hinter uns. Wir stecken mehr Kette und das Problem ist erstmal behoben. Aber wir bleiben etwas misstrauisch, der böige Wind dreht und braust immer wieder mächtig auf. In dieser sehr dunklen Nacht ist es nicht ganz leicht, mögliche Referenzpunkte an Land im Auge zu behalten. So wird dies tatsächlich unsere erste alkoholfreie Silvesternacht seit viiielen Jahrzehnten. Aber unser eigentliches Silvester-Feeling hatten wir ja schon gestern bei dem Feuerwerk.