A Coruna – Vilagarcia
Dienstag, 30.08.2022
A Coruna – Laxe
Wir frühstücken im Cockpit und brechen gegen 10.00 Uhr auf. Kurz nach der Hafenausfahrt können wir bereits die Segel setzen, fahren ein bischen im Schmetterlingstil und gehen dann Kurs West. Entgegen der Wettervorhersage weht der Südwind ausreichend stark mit 10 – 12 Knoten, so dass wir sehr angenehm segeln können. Zum Mittag serviert Bettina gerade eine leckere Guacamole, als der Wind plötzlich auf West dreht und langsam einschläft. Wir drehen mit bis wir zu Ende gegessen haben und müssen dann leider die Segel bergen und unter Maschine weiterfahren. Als wir vor der Bucht nach Laxe dann den Kurs östlich nehmen, rollen wir die Genua aus und können noch mal ein paar Meilen in die Bucht hinein sehr easy segeln.
Laxe ist ein Fischereihafen mit einer großen, sandigen Bucht. Hier liegen bereits 3 Yachten und wir suchen uns einen passenden Platz vor dem Strand. Gaby und Bettina können nicht widerstehen und wollen unbedingt von Bord aus Baden. Offensichtlich ist es wirklich sehr kalt, die beiden sind nach kurzer Zeit wieder zurück an Bord. Dann messen wir die Wassertemperatur: es sind nur rund 15 °!!
Der Abend vor Anker ist recht schön und noch etwas sonnig, die beiden kommen bald wieder auf Temperatur. Später macht Gaby einen tollen Salat zum Abendessen.
Mittwoch, 31.08.2022
Laxe – Muxia
Heute haben wir nur eine kurze Strecke vor uns, bis Muxia sind es nur rund 15 Seemeilen. Leider kommt der Wind aus südlicher bzw. später westlicher Richtung, also immer genau von vorn. Als wir uns im Vorfeld über die regionalen Windsysteme informiert haben, sagte die Statistik überwiegend Nordwind für die nordspanische und portugiesische Küste vorher. Nun gibt es jeden Tag Südwind und auch die Vorhersage für die nächsten Tage bleibt hartnäckig bei Wind aus Süd.
Wir nehmen die Maschine zu Hilfe und freuen uns, dass wir ab Cabo Vilon noch ein paar Meilen in die Bucht von Muxia segeln können. Das nutzen wir auch bis ganz zum Schluß aus und bergen die Genua erst direkt vor dem Hafen. In der Marina Muxia werden wir von der Hafenmeisterin empfangen und können längs am 2. Steg festmachen. Die Marina ist relativ leer, wir sind früh am Nachmittag angekommen und es liegen noch nicht viele Yachten im Hafen. Später laufen noch eine Handvoll Boote ein, der Hafen bleibt sehr übersichtlich. Die Hafenmeisterin macht auch den örtlichen Tankstellendienst und fährt mit Quad inklusive Anhänger mit Dieselfass über den Steg, um eine Yacht zu betanken.
Muxia gefällt uns gut. Ein kleiner Ort, der sich um eine sandige Bucht und den Fischereihafen an einem Hang hinaufzieht. Am Ende der felsigen Landzunge steht eine Kirche, die wohl zum erweiterten Pilgerweg von Santiago de Compostela zum Kap Finistere führt.
Das bringt etwas Tourismus in den sehr entspannten Ort und es gibt eine Auswahl von mehreren Restaurants und Hafenbars.
Wir stärken uns in einem Hafencafe und machen uns dann auf den Weg zur Spitze der Landzunge und der Kirche. Von hier aus hat man einen tollen Blick nach Norden zum Cabo Vilon mit seinem mächtigen Leuchtturm. Gleichzeitig ist die Landspitze selbst sehr interessant und besteht aus ganz massiven, riesigen Granitfelsen. Wir klettern ein wenig über die Felsen auf der Suche nach dem besten Platz für ein spektakuläres Foto und genießen die Sonne und den Südwind, der für sehr angenehme Temperaturen sorgt. Das ist heute ein ausgesprochen sommerlicher Tag, davon gibt es in dieser Gegend nicht so viele.
Abends laden uns Gaby und Bettina sehr lecker zum Fisch und Meeresgetier essen ein. Gaby und ich sind neugierig und teilen uns eine Portion der regional sehr berühmten Percebes, Entenmuscheln. Der Kellner erklärt uns freundlich, wie man sie öffnet und isst. Entenmuscheln sehen erstmal so aus, als hätten sie J.R. Tolkien bei der Bebilderung für den „Herrn der Ringe“ sehr für die Abbildung der Drachenfüße inspiriert und wir haben viel Spaß damit, wie dann der essbare Inhalt aus der Hülle ploppt.
Donnerstag, 01.09.2022
Muxia – Ria de Muros
Morgens regnet es etwas, aber als wir aufbrechen, sieht das Wetter erstmal gar nicht so schlecht aus. Natürlich haben wir wieder Südwind, aber es klart noch ein bischen auf. Zumindest für die ersten paar Meilen, nachdem wir das nächste Kap südlich von Muxia passiert haben, wird es schnell neblig.
Und zwar richtig neblig. Wir machen die Lichter an, Bettina und Gaby gehen jeweils auf einer Seite Ausguck. Gleich zu Beginn der Nebelfront können wir schemenhaft noch drei Fischerboote im Abstand von ein paar hundert Metern erkennen, die leider kein AIS-Signal senden.
Das heißt, wachsam sein. Der Nebel wird immer dicker, die Sichtweite ist sehr schwer einzuschätzen, die Sicht liegt wohl zwischen 50 und 15 Metern.
Radarbild Blickrichtung voraus: Kap Finistere an Backbord (links) von uns aus gesehen.
Wir nehmen das Radar in Betrieb. Dietrich und Gaby beobachten den Radarbildschirm unter Deck, Bettina und ich starren weiter in den dichten Nebel. Und tatsächlich, auf den letzten Meilen vor Kap Finistere begegnen uns einige Boote, die wir nur auf dem Radar sehen, obwohl sie uns in rund 200 Metern passieren und die wir nicht zu Gesicht bekommen. Auch das Kap selbst passieren wir bei relativ ruhiger See in 0,125 Seemeilen Abstand und wir sehen nur einen kurzen Moment lang schemenhaft eine dunkgraue Masse mit hellen Brandungsstreifen. Das war´s. Bei dieser Wettersituation lockt es uns wenig, im dichten Nebel hinter Kap Finistere zu ankern, was unser ursprünglicher Plan war. Da fahren wir bei der ruhigen See lieber weiter Richtung Ria de Muros. Und tatsächlich, nicht weit südlich vom Kap beginnt der Nebel sich etwas zu lichten. Wir atmen auf, als wir wieder 500 Meter weit sehen können. Und dann klart es weiter auf, der Wind dreht etwas westlicher und wir können mit leichtem Wind bis zur Ria de Muros segeln.
Dort suchen wir uns an der Südseite einen Ankerplatz vor Porto de Son und freuen uns sogar noch über ein bischen Sonne am Abend. Warm ist es nicht und die Gegend behält einen Anklang von Irland und Skandinavien, vereinzelte Palmen an Land sorgen für einen Hauch Spanien. 10 ° wärmer wäre sehr schön!
Im Dunkeln beobachten wir sehr fasziniert, wie ein Fischerboot in unmittelbarer Nähe seine Langustenkörbe aus dem Wasser zieht und frisch bestückte Körbe wieder hineinwirft. Sehr spannend, aber ein bischen (allzu) nah an unserem Anker…
Freitag, 02.09.2022
Ria de Muros – Ria de Arousa
Am nächsten Morgen scheint die Sonnen. Und plötzlich sehen wir eine kleine Gruppe Tümmler, die rund um unser Boot schwimmen und schauen, ob sie etwas leckeres zu futtern finden.
Nachdem diese wunderschönen Tiere wieder weg sind, gehen Gaby und Bettina erstmal baden – es sei gar nicht sooo kalt, behaupten beide. Na ja, der Rest der Crew bleibt sicherheitshalber an Bord. Und dann sind wir durchaus sehr erleichtert, dass wir unseren Anker aufholen können, ohne dass Langustenkörbe daran hängen.
Beim Auslaufen aus der Ria setzen wir schon mal hoffnungsvoll das Großsegel, Windwinkel und -stärke sollte für uns passen. Doch kaum steht das Groß, dreht der Wind weiter und lässt dann immer weiter nach. Hm, wir laufen noch ein bischen unter Maschine und Groß, in der Hoffnung, dass der Wind wieder auffrischt, doch das tut er leider nicht. Stattdessen wird es immer diesiger und schließlich haben wir dichten Nebel. Das kennen wir ja schon aus dieser Gegend… Aber heute wird der Nebel so dicht, dass die Sicht keine zwei Bootslängen voraus geht. Wir aktivieren nicht nur das Radar, sondern reduzieren auch die Fahrt und geben Nebelsignale. Wahrscheinlich als einziges Boot weit und breit. Wir begegnen mehreren kleinen Fischer- und Tauchbooten, die auch auf dem Radar erst in kurzem Abstand von unter einer halben Meile als Echo zu sehen sind.
Durchfahrt einer Felsenpassage mit Radarunterstützung
So stochern wir uns durch den Nebel zur Einfahrt in die Ria de Arousa. Hier wird die Sicht deutlich besser und wir entschließen uns, durch die enge Passage zwischen Couso und der Illa de Salvora zu fahren. Das ist sehr spannend, fordert nochmal äußerste Konzentration, klappt aber reibungslos und belohnt uns nicht nur mit einer ordentlichen Abkürzung, sondern auch mit tollen Impressionen der felsigen Inseln.
Als wir in die Ria de Arousa einlaufen, klart es komplett auf, die Sonne scheint und endlich haben wir auch den passenden Wind. Wir sind etwas faul und setzen nur die Genua, die uns mit raumschots Wind gut voran bringt. Nun gibt es die Qual der Wahl bezüglich der möglichen Ankerplätze. Wir schauen, was mit dem Wind sinnvoll und realistisch ist und probieren, in der Enseada de Boiro zu ankern. Tatsächlich hält der Anker nicht und ist voller Pflanzen, als wir ihn wieder aufholen. Da uns die Bucht bei näherem Hinsehen auch nicht so richtig gut gefällt, verzichten wir auf weitere Versuche und tuckern etwas weiter die Küste entlang. Nördlich von Caraminal, vor A Lomba, finden wir dann ein hübsches Plätzchen, dass uns gut gefällt und der Anker hält auf Anhieb.
Hier ist auch das Wasser klarer und Gaby und Bettina nutzen dies gleich für ein Bad. Das Thermometer zeigt 15°, die beiden finden es deutlich wärmer und angenehmer als in Laxe. Wir verbringen eine sehr ruhige Nacht vor Anker. Um uns herum ist die gesamte Bucht gespickt mit Muschelfarmen, diese bestehen aus vielen, großen, schwimmenden Holzgestellen, die leider auf unserer Seekarte nicht verzeichnet sind.
Samstag, 03.09.2022
Ria de Arousa: A Lomba – Vilagarcia
Wir lichten den Anker und machen uns auf den Weg nach Vilanova de Arousa, wo wir das angekündigte Schlechtwetter abwarten wollen. Heute ist es tagsüber noch sehr schön und der Wind passt, dass wir die Strecke gut segeln können. Landschaftlich ist die Ria wirklich wunderschön, da wir recht dicht unter Land fahren, bieten sich uns immer wieder sehr schöne Ansichten und Perspektiven. Es geht an der sehr grünen Illa de Arousa vorbei und dann liegen dort wieder die nächsten Muschelfarmen in unserem Weg.
Mittlerweile haben wir durch Beobachtung der einheimischen Boote herausgefunden, dass man wohl durchaus zwischen den einzelnen Plattformen durchfahren kann. Unter Genua segeln wir durch einen schmalen Korridor zwischen den Muschelgestellen hindurch, direkt auf den Yachthafen von Vilanova zu. Sehr spannend! Im Hafen gibt es dann leider nur einen einzigen freien Gästeplatz, der bedauerlicherweise nur für die halbe Macarena reicht. Das ist kein guter Liegeplatz für angekündigten Starkwind. Wir verzichten und laufen gleich wieder aus, der Hafenmeister äußert vollstes Verständnis.
Dann versuchen wir es eben in Vilagarcia, weiter im Norden der Ria. Auch hier hin führt unser Kurs wieder durch eine Muschelfarm. Man gewöhnt sich ja an alles und wir segeln cool zwischen den Plattformen, geht ja gar nicht anders. Die Kursänderungen fallen zwischen den Gestellen dann eher rechtwinklig aus, wir müssen die Genua mehrmals schiften, aber es passt alles bestens.
In Vilagarcia erklärt uns der Hafenmeister nach dem Anlegen, dass wir einen anderen Platz nehmen sollen. Dietrich manövriert souverän zwischen den Stegen und schließlich liegen wir wie gewünscht mit der Nase im Wind an einem Fingersteg. Abends gehen wir im Restaurant direkt am Hafen sehr lecker essen und erfreuen uns über den guten Blick über den Hafen.
Vilanova, Vilagarcia…, komisch, aus ungeklärten Gründen haben wir alle immer wieder eine Spüliflasche vor Augen… und eine riesige Paellapfanne…