A Coruna

A Coruna

Donnerstag, 25.08.2022
A Coruna

Heute scheint auch hier die Sonne, wir können draußen frühstücken und bestaunen die großen Segelyachten an diesem Steg. Klar, Macarena ist auch nicht klein, aber hier liegen im Wesentlichen große, hochseetaugliche Yachten, denen man ansieht, dass sie auf Langfahrt sind. In den zurückliegenden Häfen gab es naturgemäß immer einen Mix, ein breiteres Spektrum der Yachten. Hierher kommen nur noch die Boote, die auch weiter nach Süden fahren, eine ganz besondere Stimmung.

Heute verabschieden wir Moritz, der mit dem Bus nach Porto fährt und von dort zurück nach Hamburg fliegt. Es hat alles sehr gut gepasst mit ihm und wir würden uns sehr freuen, wenn er bei Gelegenheit mal wieder mit uns segelt. Ich gehe einkaufen und stoße dabei auf einen Friseursalon, der heute Abend noch Termine frei hat. Kurzer Hand nutzen Dietrich und ich die Gelegenheit und lassen uns beide die Haare schneiden. Das war mal wieder dran und wir sind sehr begeistert von der hiesigen Technik: Der Frisör schneidet im Wesentlichen alles (sehr behutsam) mit einem Rasiermesser. Mit dem Ergebnis sind wir beide sehr zufrieden, Dietrich erhält obendrein noch eine Rasur und so frisch frisiert stürzen wir uns in das trubelige Nachtleben auf den Straßen der Altstadt. Eine Tapas-Kneipe reiht sich an die andere und macht fast die Wahl schwer. Wir futtern uns durch und lassen uns dazu den Rioja Rotwein schmecken. Tapas sind eine ganz hervorragende Erfindung!

 

Freitag, 26.08.2022
A Coruna

Urlaub! Heute haben wir keine Termine, nichts vor. Also fast nichts, nach dem Frühstück gehen wir in die Stadt und suchen einen Optiker, der Dietrichs Brille reparieren kann, ein Bügel ist abgebrochen. Tags zuvor war mir eine Ballung von Optikern aufgefallen und gleich im ersten Laden können die freundlichen Damen Dietrich helfen. Sie schrauben einfach zwei Bügel von einer anderen Brille ab, bauen die bei ihm an, prima.

Wir lassen uns durch die belebten Gassen treiben.


Die Altstadt gefällt uns sehr gut, sehr viele Häuser haben verglaste, vorgebaute Balkone, so eine Art Wintergärten über die ganze Fassadenhöhe, meist 4 bis 6 Stockwerke. Auf unserem Weg kaufen wir hier etwas, gucken dort, ganz touristisch halt. Auf dem Platz „Maria Pita“ vor dem beeindruckend prächtigem alten Rathaus sind eine Bühne und Stühle aufgebaut, aktuell sind Festwochen mit wechselnden Konzerten.

Am Hafen längs gehen wir zurück, hier ist die Promenade modern renoviert und gestaltet. Da hat man sich richtig was einfallen lassen, von witzigen (schrägen) Bänken über interessante (verwinkelte) Sitzgruppen, Baumgruppen, Kinderspielplätze, stylische Fahrradständer, Leihstationen für E-Bikes bis hin zu Skulpturen und sehr modern-rostigen Straßenlampen. Die Stadt verbindet das traditionelle mit dem modernen, praktischen, das ist witzig und bietet einen sehr guten Freizeitwert. Direkt neben der großen Mole, die unseren Hafen umfasst ist auf der Außenseite ein Schwimmbad im Meer angelegt, das rege genutzt wird. Dahinter ein konventionelles Schwimmbad an Land und Ballspielplätze. Man kann sich hier sehr wohl fühlen. Dazu ist das Klima sehr angenehm. Der Rest Europas ächzt unter der Hitzewelle, hier sind recht beständig 19 bis 23 Grad. Wenn die Sonne scheint, ist das angenehm warm, dazu geht ein Wind, der es nicht zu heiß werden lässt. Man muß sich nur irgendwie damit arrangieren, dass es hin und wieder regnet.

Wir machen noch eine Tour durch die Altstadt hinter dem Rathaus, die etwas auf einem Hügel liegt. Hier sind deutlich weniger Touristen, wir entdecken sehr schöne Ecken, kleine Parks, tolle Häuser. Auf der anderen Seite ein weiter Blick aus der Bucht, hier weht es heute ganz ordentlich, wir sind froh, dass wir auf der geschützten Seite liegen.

 

Samstag, 27.08.2022
A Coruna und Santiago de Compostela

Wir stehen früh auf und wollen mit dem Bus nach Santiago de Compostela fahren. Eine kleine Überraschung, als um 7.30 Uhr der Wecker klingelt: es ist noch ziemlich dunkel. Wir sind in der Zeitzone sehr weit westlich, abends ist es noch schön lange hell, aber morgens merkt man deutlich, dass die Sonne einen längeren Weg hierher hat. Die Stadt ist noch sehr ruhig und angenehm kühl, als wir mit dem Bus zum Bahnhof fahren.

Die Zugfahrt ist unkompliziert und angenehm. Was uns allerdings wundert, man kann nicht einfach ein Ticket für die Strecke von A Coruna nach Santiago de Compostela buchen, sondern muß sich auf einen bestimmten Zug festlegen. Dafür hat man dann auch einen garantierten Sitzplatz. Vor dem Einstieg in den Zug wird das Ticket kontrolliert und auch das Gepäck durchleuchtet. Alles erinnert ein bischen an die Abfertigung am Flughafen.

In Santiago de Compostela angekommen, suchen wir erstmal eine Frühstücksbar und bestellen uns je einen großen Café con leche, Croissant und Toast. Sehr gut! Dann lassen wir uns durch die Gassen der Altstadt Richtung Kathedrale treiben. Alte Steinhäuser, enge Gassen, alles sehr schön. Je näher wir der Kathedrale kommen, desto voller wird es. Eine ganze Menge Touristen wie wir, aber auch sehr viele einzelne Pilger und große Pilgergruppen strömen zu der großen Kirche. Rund um die Kirche gruppieren sich mächtige Bauten, teils ehemalige (oder aktuelle?) Kloster, Museen, Verwaltungsgebäude und Pilgerheime. Mitten drin erhebt sich die (sehr) mächtige, in den Jahren zwischen rund 1000 und 1100 unserer Zeitrechnung erbaute Kathedrale. Vor dem Eingangsportal hat sich eine lange Schlange gebildet, die rasch länger wird. Ich sichere uns schon mal einen Platz in der Schlange, während Dietrich die Zeit noch zum ausgiebigen Fotografieren nutzt. Schließlich erhalten wir Einlass und marschieren mit vielen Pilgern durch die vollbesetzte Kirche. Haupt- Neben- und Querschiff, alle in beeindruckenden Ausmaßen und propevoll. Die Leute sitzen auf den Basissteinen der Säulen, alle möglichen Plätze sind besetzt. Der Altarraum ist prunkvoll vergoldet und in der Mitte hängt ein riesiges Weihrauchgefäß an der Schaukel. Wir bahnen uns den Weg durch die Menge einmal rundum. Dann beginnt der Gottesdienst, den wir als nur zuschauende Touristen nicht weiter stören wollen und wir streben dem Ausgang zu.

Draußen umrunden wir die Kirche bis zum Hauptportal. Auf dem großen Platz vor der Kirche kommen ständig neue Pilger / Pilgergruppen an, die das Ende Ihrer Reise sehr erschöpft und mindestens ebenso glücklich feiern. Das ist auch für uns (unreligiöse) Zuschauer sehr ergreifend. Wir setzen uns an eine Seite des Platzes und beobachten das Treiben einige Zeit lang. Dietrich ist wie immer gerne behilflich bei den Gruppenfotos.

Wir entschließen uns dann, dem Trubel zu entfliehen und vom gegenüberliegenden Park noch mal einen Blick auf die Kirche zu werfen. Der Mirador bietet wirklich eine tolle Aussicht und die Mächtigkeit der Kirche und der sie umgebenden Gebäude wird mit etwas Abstand erst richtig deutlich. Der Park gefällt uns gut, viele Bänke unter schattigen Bäumen, kleine Springbrunnen und einige Skulpturen bieten Erholung vom Trubel.

Dann machen wir uns auf den Rückweg. Das Zugticket können wir problemlos auf einen anderen Zug umbuchen, aber es dauert ein bischen und wir sind plötzlich knapp in der Zeit bis zur Abfahrt. Dann noch der Sicherheitscheck. Dietrichs Rucksack fällt auf. Hm, vielleicht war es keine gute Idee, ausgerechnet hier zwei neue Küchenmesser zu kaufen? Was das für Messer sind, und wieso wir sie dabei haben? Zum Glück haben wir noch den Kaufbeleg, Dietrich muß seinen Personalausweis zeigen, alles wird notiert. Dann rasen wir durch die Unterführung zu unserem Zug. Durch das Check-in-System war wohl klar, das noch zwei Fahrgäste auf dem Weg sind. Auf jeden Fall hat er auf uns gewartet, wir springen rein und Abfahrt. Puh, das ist ja gerade noch mal gutgegangen mit den Messern.

 

Sonntag, 28.08.2022
A Coruna

Am Morgen verlässt eine regelrechte Armada an Yachten den Hafen, rund 12 bis 14 Boote laufen aus mit Ziel Kap Finisterre. Plötzlich ist es ganz leer an unserem Steg. Wir nutzen den Tag, um ein paar Dinge an Bord umzustauen, Wasser zu nehmen, den Wassermacher zu spülen und noch einiges für den nächsten Törn vorzubereiten. Heute Nachmittag kommen zwei Freundinnen an, die die nächsten zwei Wochen mit uns segeln wollen, Bettina und Gaby aus Frankfurt.

Ich liege den halben Tag mit Waschmaschinen und Trockner im Clinch, leider gibt es nur zwei haushaltsübliche Geräte, die unglaublich lange brauchen und dem Bedarf im Hafen nicht ganz gewachsen sind. Bei der Wartezeit lerne ich eine sehr nette Dänin kennen, die gestern eingelaufen sind und ordentlich Wind auf der Biskaya hatten. Auch die anderen Boote, die heute einlaufen berichten von wenig angenehmen Bedingungen. Viel Wind und Welle und schließlich dicker Nebel in der Bucht vor A Coruna. Einigen ist die Erschöpfung sehr deutlich anzusehen, an mehreren Booten werden Reparaturen ausgeführt, Luken abgedichtet. Wir sind sehr froh, dass unsere Überfahrt im Vergleich dazu teilweise etwas langweilig war.

Die Zeit vergeht wie im Flug und schon stehen Gaby und Bettina auf dem Steg. Schön, sie nach recht langer Zeit wiederzusehen. Wir haben gegenseitig viel zu erzählen, sie räumen ein und dann zeigen wir ihnen ein bischen die Stadt und gehen lecker Tapas essen. Es wird ein sehr schöner Abend.

Montag, 29.08.2022
A Coruna

Wir lassen unseren beiden Mitseglerinnen heute noch Zeit, erstmal anzukommen und sich an Bord und im Urlaub zurechtzufinden. Die beiden sind tough und gehen morgens vor dem Frühstück erstmal eine Runde im Atlantik schwimmen, auch der morgendliche Nebel über dem Wasser kann sie nicht davon abhalten. Brrr! Nach einem gemütlichen, sonnigen Frühstück im Cockpit steht für heute der Großeinkauf für die nächsten Tage an. Wir haben erfahren, dass der örtliche Supermarkt bis ans Boot liefert und wollen das sehr gerne für die Ausstattung mit Wasser und anderen Dingen nutzen.

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