Hurricane Beryl

Hurricane Beryl

01.07.2024
Hurricane Beryl

Owei, in den letzen Tagen hat sich weit draußen auf dem Atlantik in rasantem Tempo ein Tropensturm zu einem Hurricane entwickelt. Seit es diese Wetteraufzeichnungen gibt, hat sich niemals so früh im Jahr und so weit südlich ein Hurricane dieser Stärke entwickelt. Mit leichtem Bangen haben wir täglich die Entwicklung und die prognostizierten möglichen Routen des Wirbelsturms verfolgt. Zu unserem Glück verläuft die Zugbahn nördlich von Trinidad.

Aber in den letzten zwei Tagen hat sich bereits deutlich abgezeichnet, dass der Hurricane wohl Grenada, Carriacou und die Grenadines mit voller Wucht treffen wird. Entsprechend gab es einen Exodus der Yachten, die bislang in Grenada oder an den anderen Inseln lagen.

Weit über hundert Yachten machen sich in diesen Tagen auf den Weg nach Süden, um sich noch in Trinidad in Sicherheit zu bringen. Die Bucht vor Chaguaramas und alle Ankerbuchten hinter den Inseln sind völlig überfüllt. Viele Yachten fahren bis Port-of-Spain und suchen dort einen einigermaßen sicheren Ankerplatz. In Gedanken sehen wir es deutlich vor uns, wie die Ladies der Immigration in Chaguaramas ausflippen. Die waren ja schon am Limit, wenn drei Yachten zur gleichen Zeit einklarieren wollten… Und nun dieser mächtige Zustrom an Booten.

Bei unserer Werft in Trinidad häufen sich die Anfragen von Yachten, die bereits an Land stehen, ob sie auch noch „tie-downs“ bekommen können. Dies ist allerdings wohl an vielen Stellplätzen nicht möglich, die Betonfundamente lassen sich auch nicht auf die Schnelle installieren. Wir sind froh, dass MACARENA noch vor unserem Abflug mit diesen Schwerlastgurten im Boden gesichert wurde.

Am 01.07.2024 trifft dann gegen 11.00 Uhr Ortszeit der Hurricane „Beryl“ auf Carriacou. Zu dieser Zeit wird der Sturm als Hurricane der Klasse 4 eingestuft, die Windgeschwindigkeiten betragen bis zu 260 km/h.
   
Die Ausläufer des Hurricane Beryl ziehen nur knapp an Chaguaramas in der Nähe von Port of Spain vorbei, wo unsere Macarena an Land steht.

Mit unvorstellbarer, verheerender Wucht zerstört der Sturm alles, was sich auf seinem Weg befindet. Häuser werden abgedeckt, Hütten brechen zusammen, Bäume und Palmen werden entwurzelt, meterhohe Wellen werfen Boote an Land oder bringen sie zum Sinken. Vor dem Hurricane konnten Yachten in dem Mangroven-Saum in Tyrell-Bay Schutz suchen und sich dort verankern. Zwischen den Mangroven im Norden gibt es nur eine schmale Einfahrt und Rinne. Der Bereich ist ein ausgewiesenes Hurricane-Hole und wird nur bei herannahendem Hurricane für Yachten als Zufluchtsort freigegeben.

Nach dem Hurricane sehen wir furchtbare Bilder und Videos der Inseln, die wir noch vor wenigen Wochen besucht und als kleines Paradies wahrgenommen haben. Carriacou und Union Island sehen aus wie geschreddert. Nur einige wenige Häuser stehen noch, selbst viele der massiveren Steinhäuser sind abgedeckt. Von den vielen einfachen Holzhütten sind nur noch bunte Fetzen der Wände und Dächer in der Gegend zerstreut. Unser Lieblings-Restaurant „Paradies Beach Club“ ist völlig zerstört, das einzige, was noch steht sind die Toilettenhäuschen und der gemauerte Bereich der Bar. Der verbliebene Inhalt der Bar wurde kurz nach dem Hurricane geplündert.

Die Infrastruktur der Inseln ist völlig zusammengebrochen. Es gibt keinen Strom, der Sturm hat die Strommasten umgeworfen, viele Straßen sind unterspült oder durch umgefallene Bäume blockiert. Es dreht einem schier das Herz um, wenn man die Zerstörung und die Menschen dort sieht. Zum Glück sind nur sehr wenige Personen zu Schaden gekommen, da die Bewohner Zuflucht in Notunterkünften suchen konnten.

In Tyrell-Bay wurden viele Yachten und auch größere Schiffe an Land geworfen. Fast alle Boote, die in den Werften an Land standen, sind umgekippt und liegen auf der Seite oder gar auf dem Kopf.
Im Hurricane-Hole haben sich sehr viele Yachten losgerissen, sind teilweise gesunken, wurden in die Mangroven geworfen oder liegen als verkeiltes Knäuel in einer Ecke. Wir hatten im Frühjahr auch mal mit dem Gedanken gespielt, MACARENA über Sommer in Carriacou oder Grenada zu lassen. Was sind wir froh, dass wir das nicht getan haben!

Über die sozialen Medien verfolgen wir die Entwicklung auf den Inseln hautnah. Binnen weniger Tage nach dem Sturm gibt es die ersten Hilfslieferungen aus Trinidad, Grenada und auch aus dem Norden zu den extrem stark zerstörten Inseln. Die Segler in Chaguaramas sammeln Lebensmittel, Wasser, Kettensägen, Generatoren und was sonst noch alles auf den Inseln benötigt wird. Hilfslieferungen werden in Grenada gesammelt und dann in die betroffenen Regionen verteilt. Die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Helfer vor Ort ist enorm. Wir können nur spenden und sind in Gedanken bei den Menschen, die ihr Zuhause auf den zerstörten Inseln verloren haben, dort ausharren und hoffentlich den Mut und die Kraft für den Wiederaufbau haben.

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