Trinidad
Dienstag / Mittwoch, 23.+24.05.2023
Petit Martinique – Chaguaramas /Trinidad
Was für ein tolles Segeln!! Da haben wir ja richtig Glück gehabt. Es hat sich zum einen sehr bewährt, dass wir nördlich von Carriacou gestartet sind und somit eine sehr weit östliche Ausgangsposition hatten. Als wir die Südspitze Grenadas passieren, haben wir 25 Seemeilen Abstand zum Land. Das gibt uns eine Menge Raum, um trotz des Windes aus Südost und der westlich setzenden Äquatorialströmung einen entspannten Am-Wind oder sogar Halb-Wind-Kurs zu laufen. Der zweite Aspekt ist, dass wir ein wirklich gutes Wetterfenster gefunden haben. Der Wind kommt nicht zu sehr aus Süd, er weht mit entspannten 12 bis 18 Knoten und bringt uns gut voran. Teilweise laufen wir über 6,5 Knoten, für die Gesamtstrecke von 120 Seemeilen benötigen wir genau 24 Stunden und liegen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten sehr gut im Rennen. Wir haben es in den letzten Tagen auf Marine Traffic beobachtet, andere Yachten konnten aufgrund des Stroms teilweise nur 2 bis 4 Knoten über Grund laufen, manche hat es so weit nach Westen versetzt, so dass sie vor der Küste Venezuelas angekommen sind. Wir hatten ganz ordentlich Respekt vor dieser Strecke und sind sehr happy, dass es nun noch mal so ein toller Törn wurde, den wir sehr genossen haben. Mal wieder diese Weite und Ruhe auf See, tolle Wasserfarben und einfach Segeln vom Feinsten!
Nachts haben wir zwar nur eine winzige Sichel Mond, dafür leuchten die Wolken über Tobago und Trinidad schon von Weitem. Die Gas- und Ölbohrinseln nördlich von Trinidad lassen wir weit westlich liegen, nur ein paar Lichter sind als Schimmer zu ahnen. Alles läuft friedlich, bis gegen 2 Uhr und etwa auf der Höhe von Tobago plötzlich die See extrem aufgewühlt ist. Von einem Moment auf den anderen sind rings um uns herum steile Wellen mit ausgeprägten Schaumkronen, Wellen klatschen an den Rumpf, es spritzt an Deck, Macarena ändert den Kurs selbständig um knapp 40 °. Aha!?? Ich starre in´s Dunkle, ist da nicht auch noch ein Lichtschimmer zu sehen? Und frage mich, was hier gerade vor sich geht. Wir haben ein wenig Meeresleuchten und die weißen Schaumkämme auf den Wellen heben sich ganz intensiv von der Farbe der See ab. Es ist ein bisschen spoky, die See sieht aus wie auf manchen alten Ölbildern gemalt. Nach vielleicht 20 Minuten ist der Spuk genau so abrupt wieder vorbei, wie er begonnen hatte. Das war wohl eine starke Strömung, die gegen den Wind lief und daher so steile Wellen aufgeworfen hat. Na, ich bin froh, das wir wieder friedlich weiter segeln können.
Vor Trinidad haben wir dann noch ein bisschen Regen und im Morgenlicht schälen sich die steilen Berge der Nordküste Trinidads aus dem Dunst. Ganz schön steil und ganz schön dicht grün.
Wir nehmen die Durchfahrt zwischen dem Nordwest-Zipfel Trinidads und der ersten von drei vorgelagerten Inseln, Monos Island. Die Passage ist nicht breit, der Wind pfeift uns durch die Enge entgegen und die Strömung setzt auch gegen uns. Direkt in der Landenge kommt uns eine andere Yacht entgegen und beim Näherkommen sehen wir, dass es unsere deutschen Nachbarn und Freunde aus Grenada sind, Ellen und Gerd mit der X. Wir hatten uns lose verabredet, dass wir uns hier unten wieder treffen. Das funktioniert ja nun sehr prompt. Die beiden sind gerade auf dem Weg nach Tobago, so bleibt unser Wiedersehen kurz und bei ein paar gerufenen Grüßen. Über Funk tauschen wir uns dann noch mal über unsere jeweiligen Pläne und Erlebnisse der Überfahrt aus.
Etwas übernächtigt und müde machen wir dann vor Chaguaramas an der Mooring fest und melden uns bei der Peake-Werft. Die außerordentlich freundliche und hilfsbereite Yvanna wird unsere Papiere für Customs und Immigration vorbereiten, solange müssen wir die gelbe Flagge hissen und abwarten. An Land dürfen wir nicht.
Nachmittags geht es dann plötzlich sehr schnell, wir fahren mit dem Dinghi zur Werft, holen unseren vorbereiteten Stapel Papiere sowohl für Custom als auch Immigration ab und melden uns bei beiden Stellen an. Der Papierkrieg ist hier wirklich außergewöhnlich umfassend und wir sind ja schon eine ganze Menge gewohnt von den kleinen Antillen.
Donnerstag, 25.05.2023
Chaguaramas /Trinidad
Den nächsten Tag machen wir dann erstmal die Runde über die Werft und schauen uns um. Es gibt ein Gebäude in dem die „Contractors“ ihre Büros und Werkstätten haben. Das sind externe Servicebetriebe, die in Kooperation mit Peak ihre Arbeiten ausführen. Außerdem gibt es auf dem Gelände noch einen kleinen Minimarkt, einen Schiffsausrüster, ein Internet-Café und ein Service-Büro und auch einen Geldautomaten. Das sieht alles sehr ordentlich aus, nur das uns die Hitze auf den Wegen schon sehr zusetzt, Schatten gibt es leider wenig. Nachdem wir mit den ersten Anbietern Termine vereinbart und ein paar Dinge beim Schiffsausrüster gekauft haben, fahren wir mit dem Dinghi an der nächsten Werft vorbei und kommen durch einen Stichkanal zum Dinghi Dock eines weiteren, großen Schiffsausrüsters. Die Auswahl ist wirklich groß, aber leider finden wir auch dort nicht die gesuchten Ersatzteile für unseren Ankerschalter oder die Toiletten. In Chaguaramas sind fünf Werften angesiedelt, die sich auf Yachten, deren Ausrüstung und Lagerung spezialisiert haben. Daneben gibt es noch mehrere Fischer-Piers und einige größere Kays und Docks für große Offshore-Versorger. Das ist eine enorme Bandbreite, der ganze Ort ist auf maritime Versorgung eingestellt.
Freitag, 26.05.2023
Chaguaramas /Trinidad
Morgens besuchen wir noch mal Yvanna in ihrem Büro, um weitere Details vor dem Kranen abzustimmen und dann warten wir auf den Monteur, der zugesagt hatte, sich heute unseren Generator anzuschauen. Mit dem Generator hadern wir ja schon seit einiger Zeit, wenn er denn läuft, speist er nicht so in das 230 Volt System ein, wie er sollte. Und aktuell läuft er gar nicht mehr. Wir haben leider keine Ahnung, woran es liegt, er springt einfach gar nicht mehr an. In Vorbereitung, damit der Monteur Zugang zum Generator hat, räumen wir die Steuerbord-Backskiste ganz leer. Die Kisten, Fahrräder, Leinen, Schläuche und was sonst noch alles stapeln wir im Cockpit, so dass man gerade noch durchkommt.
Dietrich holt den Monteur dann mit dem Dinghi ab. Ich wundere mich gerade noch, dass dieser völlig ohne Werkzeug an Bord kommt, da hört er einmal scharf auf das Anlassgeräusch und sagt, er hätte schon eine Vermutung, woran es liegt. Das klingt ja hoffnungsvoll! Er vermutet, dass es am Stromanschluß für den Anlasser liegt. Das dort zwar Strom fließt, aber nicht ausreichend. Blöderweise sind die Anschlüsse auf der Backbordseite verbaut, so dass wir auch die zweite Backskiste noch komplett ausräumen müssen. Nun ist das Cockpit komplett zugestellt.
Dafür findet er den Fehler sofort, das Massekabel war (von wem auch immer – hiermit besondere Grüße an die europäischen Werfties) so dilettantisch im Kabelschuh befestigt, dass es kaum Kontakt hatte. Sehen konnte man das nicht, beim bloßen Hingucken sah alles gut aus. Dietrich fährt mit dem Monteur zurück an Land und kommt nach einiger Zeit mit ihm, ein paar seeehr großen Kabelschuhen und einer riesigen Crimp-Zange zurück. Der Monteur, Kevin, verschwindet komplett in der Backskiste, verlangt nach Werkzeug, dessen Begriff leider bislang nicht von unserem erweiterten Schulenglisch abgedeckt ist. Nach einigem Hin und Her verstehen wir, worum es ihm geht und reichen unsere gesamte Palette an möglichen Hilfsmitteln an. Mit dem Erfolg, dass es auch unter Deck nach kurzer Zeit (wieder einmal!) nicht besser aussieht:
Aber dann dauert es gar nicht lange und Kevin hat das dicke Kabel ordentlich im Kabelschuh befestigt und diesen fachgerecht festgeschraubt. Diese Verbindung sollte jetzt halten! Wir sind begeistert und bedanken uns vielmals. Nachdem wir Kevin zurück gefahren haben, machen wir uns daran, unsere ganze Ausrüstung wieder zurück in die Backkisten zu stauen…
Samstag, 27.05.2023
Chaguaramas /Trinidad
Morgens kurz vor halb acht kommt der Nachbar mit dem Dinghi vorbei und will uns zum Markt mitnehmen. Oh, wir waren davon ausgegangen, dass er uns den Abend vorher nochmal Bescheid gibt, ob die Tour stattfindet. Da wir nichts mehr von ihm gehört hatten, haben wir jetzt gar nicht mehr damit gerechnet und auch noch nicht gefrühstückt. Aber egal, zum Markt fahre ich gerne mit, auch ohne Frühstück. Die Tour ist von den Seglern vor Ort organisiert, vor der Werft wartet ein Minibus und wir sind insgesamt zu siebt. Die Tour geht zum großen Gemüse- Fisch- und Fleischmarkt in Port-of-Spain. Da wir noch gar nicht aus Chaguaramas raus und von den Werftgeländen herunter gekommen sind, ist alleine die Fahrt schon spannend. Und so lerne ich auch gleich noch einige Segler und Bootsnachbarn kennen.
Die Markthallen sind beeindruckend groß. Wir laufen durch die Fischhalle, ich merke mir schon mal für den Rückweg, wo es lecker aussehenden Thunfisch gibt. Im Übergang zwischen den Hallen ist die Gewürzabteilung angesiedelt und dann kommen wir in die Gemüsehalle. Auf der einen Hälfte der großen Halle gibt es Obst und Gemüse, auf der anderen Seite Textilien und Haushaltswaren. Ich bin von den Eindrücken und Gerüchen ziemlich überwältigt und versuche, mir erstmal einen Überblick zu verschaffen. Auch außerhalb der Hallen gibt es noch unendlich viele Marktstände mit Gemüse und Obst. Es sieht toll aus, besonders die Berge an wirklich riesigen Kürbissen begeistern mich sehr. Ich entdecke einen Pickup, der von der Ladefläche weg Kokosnüsse verkauft und genehmige mir als kleine Stärkung, eine Kokosnuss zu trinken. Aber ansonsten lasse ich die Stände im Außenbereich lieber aus, dafür brennt die Sonne bereits zu sehr. Da kaufe ich lieber nur unter dem schützenden Hallendach ein. Die Zeit vergeht wie im Flug, die Händler sind alle sehr spezialisiert, so dass ich für acht verschiedene Teile an Obst und Salat mindestens zu vier Ständen muß. Dann noch schnell auf dem Rückweg in die Fischhalle und schon sind eineinhalb Stunden um. Der Bus bringt uns wieder zurück zur Pier und die Nachbarn nehmen mich und meine Einkäufe mit zurück zu Macarena. Dort gibt es dann endlich Frühstück. Danach fahren Dietrich und ich mit dem Dinghi noch mal an Land, um im Supermarkt ein paar Dinge zu kaufen, die es auf dem Markt nicht gab. Und dann sind wir soweit ausgerüstet, dass wir losfahren könnten.
Aber jetzt gibt es erstmal einen ordentlichen Regenschauer, da wollen wir gar nicht losfahren.
Zwischen zwei Schauern nutze ich dann die Gelegenheit, eine Maschine Wäsche an Land zu waschen. Auch das ist mit etwas Tücke verbunden und schon entwickelt sich ein neues kleines Alltags-Abenteuer. Als die Wäsche durch ist, lässt sich die Tür der Waschmaschine nicht öffnen. Ich warte, drücke irgendwann den Knopf für Not-Aus, warte wieder, der Griff rührt sich nicht. Wenn ich die kleinen Lämpchen an der Maschine richtig interpretiere, ist die Maschine der Meinung, sie sei noch nicht fertig. Es bewegt sich aber schon lange nix mehr, nur das Programm springt nicht auf „Ende“. Hm, ich mache mich mal auf die Suche nach einem Mitarbeiter der Werft. Blöd, dass es ausgerechnet Samstagnachmittag ist und weit und breit natürlich Niemand zu finden ist. Da kommt die Lady zurück, die ihre Wäsche bereits im Trockner hat, frag ich die mal. Sie grinst breit und haut ein paar Mal oben links auf die Ecke der Waschmaschine. Funktioniert nicht auf Anhieb aber nach einem weiteren kräftigen Schlag auf die richtige Stelle geht das rote Betriebslämpchen aus und die Maschine lässt sich öffnen. Simsalabim, gewusst wie!
Das Dingi läuft bei jedem Regenschauer voll – und möchte dann erst einmal wieder einigermaßen trocken gelegt werden bevor die nächste Fahrt startet.
Sonntag, 28.05.2023
Chaguaramas – Monos Island
Na, wenn wir gestern schon gedacht hatten, es hätte ordentlich geregnet, so werden wir heute eines Besseren belehrt. Es regnet fast wie aus Feuerwehrschläuchen. Wir sehen das Ufer nicht mehr und obwohl wir Planen über dem Deck gespannt haben, kommt der Regen durch die Lüftungsstellung der Oberlichter. Das Bulleye in der Kombüse war nicht richtig fest zugedreht, als wir das merken, gibt es bereits eine kleine Regenwasser-Flutwelle durch die ganze Kombüse. Na toll! In einer kleinen Abschwächung des Schauers ziehen wir mal ganz fix den Stöpsel aus dem Dinghi und hängen es schräg, so dass das Wasser ablaufen kann. Das Boot war schon ganz schön voll. Das Wasser läuft in Strömen über das Deck und wir bekommen so eine Ahnung, was die Regenzeit hier bedeutet. Wahnsinn, diese Wassermassen laufen überall rein.
Nach ein paar Stunden hört es tatsächlich wieder auf zu regnen und wir machen Macarena von der Mooring los und nehmen Kurs auf Monos-Island. Dort gibt es eine schöne und geschützte Ankerbucht, die allerdings an den Wochenenden sehr stark von den Einheimischen frequentiert wird. Tatsächlich liegen bereits rund ein Dutzend Motorboote in der Bucht, wir finden einen Platz für Macarena und lassen den Anker fallen. Leider war die Pause zwischen den Regenschauern etwas zu kurz für uns, so dass es pünktlich zur Einfahrt in die Bucht wieder anfängt zu regnen. Beim ankern bin ich auf dem Vorschiff, also setze ich ergänzend zu meinem bordüblichen Bikini-Outfit den gelben Südwester auf den Kopf, damit das Headset nicht naß wird. Sieht bestimmt super aus!
Wir liegen hier ganz gut, aber um uns herum liegen auch eine Menge Partyboote, die offensichtlich mit ihren Soundmaschinen ein bisschen im Wettbewerb stehen. Für uns unerklärlich, wie sie den Lärm auf den Booten aushalten. Für uns ist es immer noch viel zu laut und das aus mindestens vier verschiedenen Richtungen in unserem direkten Umfeld. Natürlich jeweils verschiedene Lieder. Wir warten etwas genervt auf den Sonnenuntergang, da soll der Spuk dann ein Ende haben. Einige halten leider ziemlich lange aus, aber irgendwann trollt sich auch der letzte „Musik-Dampfer“ auf und davon. Endlich kehrt Ruhe ein und wir können noch ein bisschen die Natur genießen. Wir waren ja gewarnt worden, aber so ist es wohl in allen Buchten hier am Wochenende, die Trinis mögen halt Musik, je lauter, desto besser und am Wochenende wird ordentlich gefeiert.
Montag, Dienstag, 29. + 30.05.2023
Monos Island
Morgens ist es wirklich paradiesisch in dieser Bucht. Dann sind das einzige Boot, an Land zwitschern exotische Vögel und wir sind ganz happy hier. Die Bucht ist umgeben von steil ansteigenden Hügeln, die dicht bewachsen sind und sehr nach Urwald aussehen. Mega grün, sehr toll. Wir gehen schwimmen, das Wasser ist von etwas grünlicher Färbung, aber recht klar. Der Reiseführer sagt, Trinidad liege im Einflußgebiet der Orinoko-Mündung Venezuelas und daher sei ein höherer Sedimentanteil im Wasser. Okay, dann baden wir halt in verdünntem Orinokowasser. Außerdem fühlt sich das Wasser ziemlich warm an, wir holen unser Badethermometer und messen 28 °C. Wow, das ist selbst für meine Verhältnisse sehr warm.
Blöderweise ist hier der Dienstag nach Pfingsten Feiertag und viele nehmen wohl den Montag als Brückentag dazu. Entsprechend geben sich an beiden Tagen nachmittags und abends wieder viele schwimmende Soundmaschinen ein Stelldichein in der ansonsten lauschigen Bucht.
Mittwoch bis Sonntag, 31.05. – 04.06.2023
Monos Island
Uff, die wilden Party- und Feiertage der Trinis liegen hinter uns. Jetzt ist die Bucht wirklich sehr schön, wir müssen sie nur noch vereinzelt mit anderen Booten teilen, die ihre Musik auf „Zimmerlautstärke“ hören. Wir genießen die einsame Idylle vor den dichtbewaldeten, steilen Hügeln. Über den Gipfeln kreisen ständig große Gruppen von Geiern, die im Aufwind so gut wie keinen Flügelschlag brauchen. Abends und nachts hören wir nun lustig-quakende Geräusche vom Ufer, auf die wir uns keinen rechten Reim machen können. Gibt es hier Frösche oder Kröten? Oder sind das nachtaktive Vögel? Ein riesiger, blauer Schmetterling flattert torkelnd an Macarena vorbei, der hatte sicher 15 cm Spannweite! Außerdem findet eine Grille den Weg zu uns an Bord, das finden wir nicht so toll.
Wir nutzen die Tage, um Termine mit der Werft abzustimmen, den Wassermacher noch mal laufen zu lassen und Brot zu backen. Ganz früh morgens schlagen wir die Segel ab, bevor die Hitze des Tages alle Arbeiten an Deck unmöglich macht.
Montag bis Donnerstag, 05.06. – 08.06.2023
Chaguaramas, Peake / Pier
Am Montag gehen wir morgens ein letztes Mal schwimmen, verholen nach Chaguaramas zum tanken und machen Macarena dann mit dem Bug an einer Mooring und dem Heck an der Pier bei der Peake-Werft fest.
Wir besuchen den Segelmacher und die Firma für den Generator-Service. Abends nutzen wir mit anderen Seglern zusammen den großen Grill bei Peake am Hafen und haben dort ein schönes BBQ.
In den nächsten Tagen verbringen wir viel Zeit mit Warten auf die Mechaniker. Was uns vorher nicht klar war, am Donnerstag ist schon wieder ein Feiertag und in dieser Woche passiert nicht viel. Das kann ja niemand ahnen, wir erfahren, dass Trinidad 18 Feiertage pro Jahr hat, das ist beneidenswert. Falls ein Feiertag ungünstig auf einen Sonntag fällt, wird er am Montag nachgeholt…
Wir reinigen die Racorfilter, machen den Ölwechsel und tauschen den Diesel-Feinfilter der Hauptmaschine, konservieren den Wassermacher, schlagen alle Leinen ab und spülen diese mit Süßwasser. Zwischendurch backen wir noch mal Brot und fahren mit dem Dinghi zu Steve und Shirley, die mit Ihrer Island Packet draußen vor Anker liegen. Hier schauen wir uns deren Sonnenschutz Vorrichtungen an, so etwas brauchen wir auch noch in dieser Hitze. Außerdem können wir ihnen gleich noch helfen, die Vorsegel abzuschlagen.
Unser Liegeplatz vor der Pier ist ziemlich ungeschützt und mehrere Tage haben wir starken Schwell. Besonders bei Niedrigwasser besteht die Gefahr, dass wir mit dem Heck an die Pier dotzen. Wir müssen die Fender und die Planke immer wieder an den Wasserstand anpassen, das hält uns zusätzlich auf Trab.
Am Donnerstag machen wir unsere Fahrräder einsatzklar und radeln abends zum großen gemeinsamen BBQ der Segler auf der Nachbarwerft, bei PowerBoat. Hier treffen sich rund 30 Segler, es ist eine sehr nette Comunity von all den Booten, die teilweise noch an der Mooring liegen oder bereits bei Peake oder PowerBoats an Land stehen. Wir lernen einige neue Leute kennen und unterhalten uns mit vielen, die wir in den letzten Tagen schon mehrfach auf dem Gelände getroffen haben.
Freitag 09.06.2023
Chaguaramas, Peake
Heute wird gekrant und vorher müssen wir noch das Dinghi reinigen und Boot und Außenborder sicher an Deck verstauen. Damit wir das vor der großen Hitze erledigen können, klingelt der Wecker um kurz nach Fünf Uhr. Wir freuen uns, dass das Dinghi gerade so längs zwischen Mast und Sprayhood sowie über die Rettungsinsel und die große Decksluke passt. Als wir das Boot gerade komplett verzurrt haben, kommt Richard wg. der Installation der Klimaanlage vorbei und meint, er bräuchte für seine Klimaanlage wohl die große Decksluke… Hmpf, wenn wir eine Klimaanlage für die Zeit an Land installiert haben möchten, bleibt uns nichts anderes übrig, als einen neuen Platz für das Dinghi zu finden…
Um 14.00 Uhr ist unser Krantermin. Wir können vorwärts in den sehr großen Travellift fahren.
Kaum ist die Maschine aus, springt ein Taucher in´s Wasser und justiert die Kran-Gurte unter Wasser. Für uns ist es immer wieder aufregend, wenn das Boot aus dem Wasser kommt und wir sind sehr zufrieden mit dem Zustand des Unterwasserbereichs.
Das kärchern, verfahren und aufpallen des Bootes läuft wie am Schnürchen und ist sehr professionell. Anschließend werden alle Stützen, auf denen das Boot steht, dick eingefettet, damit kein Ungeziefer daran hochkrabbeln kann.
Da wir nun nicht mehr an Bord leben können, ziehen wir abends in ein nahegelegenes Hotel. Unsere Räder dürfen wir dort sicher in der großen Lobby parken, das ist toll! Mit den Rädern fahren wir nur rund 3 Minuten von der Werft zum Hotel, quasi einmal um die Rückseite des Werftgeländes und Bootslagers herum. Neben der wenig befahrenen Straße ist ein breiter Radweg abgeteilt, auf dem es sich sehr gut radeln lässt. Es gibt es nur einen Haken auf der Strecke und der kommt von oben: Kurz vor dem Hotel hängt in einer langgezogenen Kurve ein Kabel schräg-diagonal über den Radweg, und zwar so tief, das man sich daran stranguliert, wenn man nicht ganz am Rand fährt. Das ist unangenehm und das Kabel ist auch noch schlecht zu sehen. Das Hotel ist hübsch angelegt und verfügt sogar über einen großen Pool. Die ganze Anlage ist jedoch schon ein wenig in die Jahre gekommen. Unser Zimmer im ersten Stock ist geräumig, nur schlicht möbliert, aber mit überdachtem Balkon und schönem Blick auf Palmen und Bootslager. Das beste an dem Zimmer ist jedoch die Klimaanlage, die uns eine Auszeit von der Gluthitze verschafft.
Samstag + Sonntag, 10.+11.06.2023
Chaguaramas, Peake
Beim Frühstück auf der offenen Restaurant Terrasse haben wir einen tollen Blick über die Bucht und alle Boote an Land, wir können sogar den Mast von MACARENA ausmachen.
An Bord spülen wir die Hauptmaschine, Generator und Toiletten mit Süßwasser, reinigen alle Trinkwasserleitungen und spülen auch die Festmacher mit Süßwasser. Die Anforderungen, dass Boot für die 5 Monate an Land vorzubereiten sind hier nun ganz andere, als wie wir es vom einwintern in Deutschland her kennen. Hier geht es vor allem darum, Feuchtigkeit, Schimmel, Stockflecken und ähnliches in der schwülen Hitze zu vermeiden.
Das Tor zum Weftgelände ist immer geschlossen und bewacht und wird für jede Bootscrew geöffnet. Wir wechseln immer ein paar Worte mit den verschiedenen, immer gut gelaunten Wachleuten. Das Gelände ist rundum gesichert und nachts sehr hell beleuchtet. Auch die Fahrtstecke bis zum Hotel ist nachts so gut beleuchtet, dass wir kein weiteres Licht benötigen.
Sonntag sind wir nochmal sehr früh am Boot und verlegen das Dinghi mit einem Fall vom Hauptdeck auf das Vordeck. Dort legen wir es längs über den vorderen Doradelüfter, es passt zum Glück gut unter den Fockbaum. Die Rettungsinsel holen wir mit einem Fall und einer Verhole-Leine vom Deck und stauen sie sicher im Salon. Nun ist das Hauptdeck frei und die Klimaanlage kann installiert werden.
Den ganzen Tag über ist es komplett regnerisch mit nur kurzen Trockenphasen. Mittags wird es uns zu heiß und wir machen Feierabend. Als wir vom Werftgelände fahren, sehen wir erst die sehr dunklen Wolken über den Hügeln. Oha, da sollten wir uns wohl etwas sputen… Flott düsen wir mit den Rädern zurück in´s Hotel und haben gerade die Räder in der Lobby abgestellt, da fängt es hinter uns mit lautem Rauschen an zu schütten, als hätte jemand die Fluttore geöffnet. Gerade noch mal Glück gehabt, optimales Timing!
Eigentlich wollte ich heute mal die Gelegenheit nutzen und bei dem bedeckten Himmel im Pool schwimmen, aber da ist heute eine Geburtstagsparty mit Musik und Kindern, die im Pool toben. Da verzichte ich lieber. Der Pool ist hübsch anzusehen, hat jedoch keinen Schatten und wenn die Sonne scheint, ist selbst der Pool zu warm.
Montag + Dienstag, 12.+13.06.2023
Chaguaramas, Peake
Am Montag kommt Richard vorbei und installiert die Klimaanlage über dem Salon-Luk. Wunderbar! Nun wird der Innenraum auf 24 °C herunter gekühlt und schlagartig verbessert sich die Atmosphäre unter Deck. Es wird angenehm kühl und gleichzeitig merkt man schnell, dass die Luft auch trockener wird. Das fühlt sich jetzt nicht nur für uns gut an, es gibt uns auch die Zuversicht, dass unser Boot den Aufenthalt in der feucht-heißen Tropenatmosphäre gut übersteht und sich kein Schimmel unter Deck bilden wird.
Dienstag spannen wir dann noch eine große Plane über den Baum und das Deck, damit die auf dem Deck stehende Klimaanlage bei Regen keinen Schaden nimmt. Wir treffen uns mit Greg von der Peake-Werft und besprechen die Arbeiten am Schiff, die der Yachtservice ausführen soll. Außerdem kommt ein Mitarbeiter vom Refrigerator Service vorbei, der anbietet, eine zusätzliche Isolierung in unserem Kühl- und Gefrierschrank anzubringen. Das wäre eine tolle und sehr gute Verbesserung für die Zukunft. Die Isolierung der Kühl- und Gefriereinheit ist leider sehr unzureichend in den Tropen und wir haben im letzten Jahr sehr viel improvisiert, um den Kälteverlust zu minimieren.
In den letzten Tagen haben wir sehr viel mit Steve und Shirley von der anderen Island Packet 420 unternommen und uns mit Ihnen gut angefreundet. Heute sind die beiden in dasselbe Hotel gezogen wie wir und dort sind wir nun Nachbarn. Abends fahren wir gemeinsam mit noch einem anderen Segler-Freund der beiden nach Port-of-Spain und gehen in einem netten englischen Pub essen. Das ist jetzt was Besonderes, nach langer Zeit mal wieder ein abendlicher Ausflug in die große Stadt.
Mittwoch, 14.06.2023
Ausflug
Heute machen wir blau und machen einen Ausflug mit Steve und Shirley. Die erste Sightseeing-Runde führt uns durch Port of Spain und den riesigen „Queen´s Park Savannah“. An dessen Südseite befindet sich das ebenfalls riesige Karneval-Stadion.
Wir laufen ein bisschen durch die Gassen und bestaunen die künstlerisch wertvollen Installationen der Stromkabel.
Aber die Stadt ist viel zu groß und viel zu heiß, um sie zu Fuß zu erkunden. Mit dem Auto fahren wir durch die Altstadt und machen nochmal am „Woodford Square“ halt. Nebenan steht das beeindruckende, historische Parlamentsgebäude:
Dann fahren wir in die Berge zu „Yerette, Home of the humming birds“. Dies ist eine Kolibri-Station im privaten Garten von Theodore U. Ferguson und seiner Frau. Theo ist Doctor der Landwirtschaft, war Dozent und Autor mehrerer Bücher und ist sehr viel in der Welt umher gekommen. Seit dem Ende seiner Berufstätigkeit widmet er sich der Beobachtung, Fotografie und Erforschung der Kolibris auf Trinidad. Auf eine sehr entspannte Art erzählt er über die Besonderheiten der winzigen Vögel und zieht uns mit seiner intensiven Ausstrahlung in den Bann. Sein Garten ist voller blühender Büsche und Blumen, überall schwirren Kolibris umeinander. Wir sitzen auf der offenen Terrasse, lauschen Theos Geschichten und sind völlig fasziniert von den um uns herum schillernden und summenden Kolibris. Neben den Blüten und Büschen im Garten hängen weitere 15 Futterstationen, aus denen die kleinen Flugkünstler Nektar schlürfen können. Ständig flitzen mindestens 20 Vögel umher, es ist schwer, den Überblick zu behalten. Man sieht die Kolibris eigentlich nur, wenn sie fliegen, sobald sie sich irgendwo setzen, sieht man sie nicht mehr. Die Kolibris leben frei in den Bäumen des Gartens und der Umgebung. Aufgrund ihres hohen Energiebedarfs müssen sie rund alle 15 Minuten Nektar saugen, entsprechend intensiv sind die Nektarstationen frequentiert. Ein ganz tolles Erlebnis!
Anschließend fahren wir mit dem Auto noch an die Nordküste der Insel und besuchen den Maracas-Beach. Die kurvige Küstenstraße bietet einen tollen Blick über die steile, grüne Nordküste und ein paar kleine vorgelagerte Inselchen. Der Strand liegt in einer größeren, halbmond-förmigen Bucht und ist mit hohen Palmen bewachsen. Dahinter es gibt einige Imbißhütten, die lokale Spezialitäten anbieten. Uns ist es angesichts der sehr kurvigen Wegstrecke jedoch wichtig, noch im Hellen zum Hotel zurückzufahren und wir entscheiden uns, lieber den Abend nochmal gemeinsam im Hotel-nahen Wheelhouse Pub zu essen. Dies ist gleichzeitig unser Abschiedsabend, am nächsten Tag fliegen die beiden zurück nach England.
Donnerstag + Freitag, 15.+16.06.2023
Chaguaramas, Peake
Wir verabschieden Steve und Shirley und kehren zurück in den Arbeitsalltag an Bord. Es kommen ein paar Handwerker, die Arbeiten an Bord ausführen. Andere kommen dafür nicht, es ist manchmal etwas mühsam.
Am Freitag mieten wir uns ein Auto und wechseln abends in ein anderes Hotel in Port-of-Spain. Nach einer Woche in Chaguaramas haben wir das Gefühl, dass wir noch etwas mehr von der Gegend sehen möchten als nur den kurzen Pendelweg zwischen der Werft und dem Hotel. Das war sehr praktisch, weil wir alles mit dem Rad erledigen konnten, aber jetzt brauchen wir mal einen Tapetenwechsel. Wir ziehen in ein kleines Hotel im Stadtteil Saint James von Port-of-Spain. Dies ist ein quirliger Stadtteil mit überwiegend asiatisch-stämmiger Bevölkerung.
Freitag Abend treffen wir uns noch mal mit unseren deutschen Seglerfreunden Gerd und Ellen von der Sixsense im Wheelhouse Pub. Die beiden hatten eine richtig gute Zeit auf Tobago und erzählen voller Begeisterung.
Samstag + Sonntag, 17. + 18.06.2023
Chaguaramas, Peake
Dank unserer Klimaanlage können wir es nun unter Deck wieder gut aushalten. Um Stockflecken vorzubeugen reinigen wir nochmal alle Wände, Decken, Böden und Schränke mit Essigwasser. Da natürlich überall im Boot schon (oder noch) so einiges rumsteht, räumen wir jeweils erst alles auf die eine Seite und putzen dann die andere Seite des Raums. Wir räumen auf, packen unsere Sachen und entscheiden, was mit nach Deutschland muß, was an Bord bleibt oder was einfach weg kann. Im Laufe des Jahres und im Törnverlauf haben sich einige Notwendigkeiten verändert und die warmen Klamotten, die auf der Nordsee noch so wichtig waren, brauchen wir die nächsten Jahre absehbar nicht mehr.
Montag, 19.06.2023
Ausflug
Heute ist schon wieder ein Feiertag auf Trinidad. Wir erledigen noch ein paar kleine Restarbeiten an Bord und starten dann zu einer weiteren Erkundung der Insel. Dwayne, der sich in unserer Abwesenheit um das Boot kümmert, hatte uns eine Tour zum „Lighthouse“ empfohlen und die Straße dorthin als sehr interessant beschrieben. Wir nehmen die Mount St. Cathrine Road und kurven durch dichten Dschungel bis zu einer Radarüberwachungsstation. Immer wieder haben wir tolle Ausblicke über die Bucht, aber das eigentliche Erlebnis ist tatsächlich diese (einspurige) kurvige Straße auf den Berg.
Danach fahren wir noch an den schön gelegenen Maqueripe Beach, dies ist ein sehr beliebter und hübsch angelegter Badestrand. Aufgrund des Feiertags ist der Strand sehr gut besucht, wir beobachten das Treiben einige Zeit und fahren dann weiter zur „Bamboo Cathedral“. Dies ist ein Weg durch den Wald, der von beiden Seiten so dicht mit Bambus bewachsen ist, das die Triebe über einem zusammenwachsen und eine grüne „Kathedrale“ bilden. Das gibt eine tolle Atmosphäre und nach ein paar hundert Metern toben über uns auch noch die Affen durch die Wipfel. Ganz toll, wir können uns an dem Spektakel kaum sattsehen!
Zum Abschluß unseres letzten Tages auf Trinidad genießen wir ein Essen auf der offenen Terrasse des Lighthouse Restaurant der Marina in Chaguaramas mit einem schönen Blick über die ganze Bucht.
Dienstag, 20.06.2023
Heimreise
Morgens geht es noch ein letztes Mal an Bord, wir regeln die letzten Details für die Zeit während unserer Abwesenheit. Erledigen dies, besprechen das, besorgen noch Material, suchen noch die richtige Antifouling Farbe aus und geben unsere Sprayhood beim Segelmacher ab. Macarena ist jetzt gut vorbereitet für die Regenzeit in Trinidad. Alle 18 Borddurchlässe sind verschlossen. Damit soll verhindert werden, dass kleine Tiere ins Boot kommen oder in den Einlässen Nester bauen. Das war eine Menge Arbeit, all die Weinkorken zusammen zu bekommen.
Wir hoffen, dass wir nichts vergessen oder übersehen haben.
Dann geht es zum Flughafen von Port of Spain. Dort geben wir den Leihwagen ab und fliegen über London-Gatwick nach Frankfurt.
Jetzt bleiben wir einige Monate in Deutschland, besuchen unsere Familie, treffen Freunde und fliegen zum Ende der Hurricane-Saison wieder zurück nach Trinidad, um dann mit MACARENA auf die nächste Etappe zu gehen.