Nazaré – Lissabon
Freitag, 23.09.2022
Nazaré – Peniche
Die heutige Strecke ist nicht allzu lang, wir können morgens noch in Ruhe frühstücken. Dann erstmal an die Bootstankstelle und noch weitere 100 Liter Diesel tanken. In der Hafenausfahrt setzen wir im ruhigen Wasser schon mal das Großsegel, draußen müssen wir nur noch ein kurzes Stück durch die Fischerfähnchen motoren und dann können wir ganz wunderbar unter Groß und Genua mit raumschots Wind Richtung Peniche segeln. Wir genießen das schöne Segelwetter, MACARENA läuft hervorragend, mehrere Male machen wir mehr als 8 Knoten Fahrt. Die abwechslungsreiche Küste zieht an uns vorüber und bald wird die Steilküste von Peniche sichtbar, auch die vorgelagerten Inseln sind gut zu erkennen.
Vor dem Kap von Peniche nimmt der Wind auf 17 Knoten zu, wir halsen und kommen dann hinter die Abdeckung der Halbinsel. Kurz vor dem Hafen bergen wir die Segel und laufen in den Hafen ein.
Peniche wurde in den Handbüchern als großer und sehr aktiver Fischereihafen mit einer kleinen Marina beschrieben. Den aktiven Fischern sind wir bereits begegnet und vor dem Hafen gab es wieder einen Slalomparcours um die Fischstäbchen. Das die Marina so klein ist, hatten wir nicht erwartet. Es gibt tatsächlich nur am Außensteg Liegeplätze für Gäste und die sind alle belegt. Meistens sogar bereits im 2-er Päckchen. Oha, wo sollen wir denn da noch mit MACARENA unterkommen? Wir fahren den Steg ab und nehmen die Lage in Augenschein. Da sind ja auch ein paar bekannte Boote aus den vorherigen Häfen. Wir sprechen sie an, sie sagen, dass der Hafenmeister maximal 2 Boote im Päckchen zulässt, wir sollten am besten an der großen Hanse am Stegende festmachen. Dort ist niemand an Bord, die beiden Segler klettern an Bord und nehmen unsere Leinen an. Vielen Dank, gerade beim Längsseitsgehen an anderen Booten ist das immer eine große Hilfe. Die beiden deutschen Segler sind Doris und Jörn von der LUVALUVA, die wir bereits seit A Coruna mehrmals in verschiedenen Häfen getroffen haben.
Die Hanse ist riesig, wir müssen von MACARENA aus richtig hoch steigen und um auf der anderen Seite auf den Steg hinunter zu kommen, nehmen wir unsere kleine Trittleiter mit. Wir haben eine ganze Zeit damit zu tun, uns für den angekündigten Starkwind ordentlich zu vertäuen. Dann melden wir uns noch im Hafen an, gehen an Land und suchen ein Restaurant, unsere Wahl fällt heute auf eine kleine Pizzeria.
Samstag, 24.09.2022
Peniche
Heute Morgen liegt MACARENA schon ganz schön unruhig, im Hafen bauen sich kleine Wellen auf, es schwabbelt und tratscht ganz ordentlich, im Rigg heulen 20 Knoten Wind. Wir kontrollieren noch mal unsere Leinen, legen noch eine Vorleine direkt zum Steg und befinden, dass die Leinen der großen Hanseyacht nur bedingt unser Vertrauen haben. Da das Boot unbewohnt ist, bringen wir an dem Boot noch eine von unseren Leinen als 2. Vorleine aus. Sicher ist sicher.
In der nahen Altstadt gehen wir in einer kleinen Bäckerei frühstücken. Peniche hat eine lange Geschichte, die Ursprünge reichen bis in die Phönizierzeit zurück. Aus römischer Zeit existiert noch die alte Stadtmauer, die ist in die Bebauung eingebunden und steht hier einfach noch so rum. Wir laufen ein bischen durch die Gassen, bis wir die Markthalle finden. Wir sind begeistert von dem große Angebot und decken uns mit frischem Obst und Gemüse ein. Die Fischstände in der oberen Etage finden wir sehr interessant, dort gibt es Fische, wie wir sie noch nie gesehen haben.
Am Nachmittag mache ich einen kleinen Ausflug zur Festung, die leider geschlossen ist. Das gesamte Areal ist sehr groß und man ist offensichtlich mit Renovierungsarbeiten beschäftigt, das ist eine wirklich herausfordernde Aufgabe bei solchen Gemäuern. Also kraxele ich ein bischen auf den bizarren Klippen herum, das Gestein scheint Basalt zu sein, große Blöcke in geometrischen Formen. Sehr schön. Immer wieder Spalten und große Einschnitte, in die das Wasser schwappt. Darüber, an die Basaltfelsen angepasst, bunte Häuser. Und immer wieder grandiose Ausblicke auf die Felsenküste. Ein Haus hat seinen Gemüsegarten auf den felsigen Klippen, Melonenanbau mit besonderen Herausforderungen. Für die Ernte sollte man gut klettern können und schwindelfrei sein. Dann wieder eine kleine Felsbucht mit toll türkisfarbenem Wasser.
Ein Stückchen weiter entdecke ich noch einen kleinen, gut geschützten, feine Sandstrand zwischen den großen Felsen. Eine wirklich abwechslungsreiche Küste, da es die Leeseite der Insel ist, heute auch ganz wunderbar windgeschützt.
Im Hafen dagegen weht es ganz ordentlich, zwischenzeitlich ist der Wind bis auf 28 Knoten angestiegen, dass ist schon ein wenig ungemütlich.
Sonntag, 25.09.2022
Peniche
Die Nacht war recht windig, der Wetterbericht sagt, es waren 30 – 32 Knoten. Im Hafen baut sich auf der großen freien Fläche eine kleine Welle auf, Macarena bewegt sich ordentlich, dass Rigg pfeift, an der Bordwand fühlt man den Anprall der Wellen. So unruhig haben wir bislang in keinem Hafen gelegen. Aber die Leinen haben gehalten, alles gut.
Heute ist noch mal große Wäsche angesagt, zu zweit erledigen wir das in einem der Waschsalons im Ort. Dann noch ein bischen Sightseeing, ein kleiner Drink und fertig ist der Urlaubstag. Die ganzen Tage schon verfolgen wir die verschiedenen Wetterprognosen. Wenn wir Glück haben, gibt es Montag tagsüber ein Zeitfenster, in dem der Wind eine Pause einlegt. Dann könnten wir weitersegeln.
Montag, 26.09.2022
Peniche – Cascais
Der Wind hat über Nacht nachgelassen und wir stellen den Wecker auf 6 Uhr. Im Dunkeln aufstehen ist schon unangenehm, und dann auch noch in der Freizeit, tss, tss, tss. Egal, der Wind passt, wir bereiten Macarena vor und laufen um kurz nach 8 Uhr aus.
Es wird ein perfekter Segeltag, im Wesentlichen weht der Wind mit rund 15 Knoten aus Nord und die Welle, bzw. Dünung ist nach dem Starkwind der vergangenen Tage auch nicht so schlimm, wie befürchtet. (Für alle Nichtsegler und sonstigen Landratten: Welle schräg von achtern, d.h. von hinten, ergibt auf jedem Boot ein seeehhr unangenehmes Geschaukel) Die Welle ist anfangs knapp 2 Meter hoch, wir laufen nur unter Genua mit rund 6 – 7 Knoten.
Da wir heute mit ca. 1 Meile Abstand relativ dicht unter Land segeln, genießen wir den Anblick der abwechslungsreichen Küste im morgendlichen Dunst. Auf dem Weg gen Süden passieren wir 3 Kaps. Hinter dem ersten Kap schiften wir die Genua auf die andere Seite, wir kreuzen sozusagen vor dem Wind (und der Welle). Das 2. Kap ist das „Cabo da Roca“, der westlichste Punkt Festland-Europas. Cabo da Roca macht seinem Namen alle Ehre, eine beeindruckende Steilküste mit einem fotogenen Leuchtturm. Danach zielt unser Kurs wieder etwas mehr nach Osten, das letzte Kap ist „Cabo Raso“ nördlich der großen Bucht gen Lissabon, die Welle ist mittlerweile bei 2,50 Meter angelangt.
Als wir am Cabo Raso angelangt sind, nimmt der Wind innerhalb ganz kurzer Zeit von 15 auf 25 Knoten zu. Mit achterlichem Wind ist das ein Spaß für Macarena, da wir aber demnächst auf Halbwindkurs gehen, verkleinern wir rechtzeitig die Genua. Mit ordentlich Speed halten wir auf Cascais zu, dort wollen wir vor Anker gehen. Cascais ist bereits ein Vorort von Lissabon und der bevorzugte Seglerhafen der Region. Die Ankerbucht vor dem Hafen ist groß und verspricht mit sandigem Untergrund einen guten Halt für den Anker. In der Bucht liegen bereits rund 20 – 30 Yachten vor Anker, darunter einige „alte Bekannte“, die wir in den letzten Häfen kennengelernt haben. Wir suchen uns einen passenden Platz zwischen den Booten und lassen den Anker ab. Dummerweise ist die Bucht leider nicht so windgeschützt wie erhofft, es gehen auch hier noch Böen mit 25 – 28 Knoten Wind durch. Da ist es gar nicht so leicht, den Anker gut in den Grund zu bekommen. Nach 2 Versuchen im Ankerfeld zwischen den anderen Yachten, bei denen der Anker leider nicht gehalten hat, suchen wir uns einen weiträumigeren Bereich am Rande des Ankerfeldes. Hier klappt es dann auf Anhieb, der Anker greift.
Es weht die ganze Nacht mit über 25 Knoten, Böen über 30 Knoten. Kein wirklich ruhiger Ankerplatz. Wie alle anderen Boote schwoit Macarena ordentlich hin und her und nimmt dabei ganz gut Fahrt auf. Trotz entlastendem Ankerhaken mit Ruckfender sind die Geräusche an der Ankerrolle (oder wo auch immer) schon ziemlich bedenklich. Wir kontrollieren es mehrmals in der Nacht, alles hält. Aber die Geräusche lassen uns kaum in den Schlaf kommen.
Dienstag, 27.09.2022
Cascais – Lissabon
Am Morgen hat der Wind etwas nachgelassen, die Sonne scheint und im Windschatten der Sprayhood können wir gut draußen frühstücken. Dann gehen wir Anker auf und segeln unter Genua Richtung Lissabon. Der Wind nimmt wieder auf 25 Knoten zu, westlich des „Forte de Sao Juliao da Barra“, welches die Einfahrt in den Rio Tejo markiert, türmen sich ordentliche Brecher am Strand auf, die eine Gruppe Wellenreiter erfreuen. Wir reffen die Genua. Im Fahrwasser gen Lissabon haben wir dann rund 3 Knoten Strom mit uns, jedoch den Wind dagegen. Das heißt, die Welle steilt sich unangenehm auf. Wir entschließen uns, die Genua zu bergen und die restliche Strecke unter Maschine zu fahren, so können wir uns auch besser den fotografischen Aufgaben widmen.
Und es gibt richtig viel zu tun für den Bordfotografen, erst das o.g. Fort, dann den Torre de Belem, daneben ein fantastischer, moderner Gebäudekomplex, das Denkmal „Padrao dos Descombrimentos“ und natürlich DIE Brücke „Ponte de 25 Abril“, die große Hängebrücke aus Stahl über den Tejo.
Alles in bestem Sonnenlicht und vom Wasser aus natürlich ganz wunderbar anzusehen. Die Brücke brummt wie ein riesiger Bienenstock, auch die Fahrbahn der Autos besteht aus durchbrochenen Stahlplatten, das führt zum einen zu diesen speziellen Geräuschen, zum anderen kann man die Autos von unten sehen, wenn man unter der Brücke durchfährt. Das sieht sehr lustig aus. Ach ja, im letzten Moment, wenn man auf die Brücke zufährt, sieht es wie immer so aus, als würde unser Mast nicht unter der Brücke durchpassen. Owei!
Das nötige Zutrauen gibt uns der Kreuzfahrer, der hinter der Brücke liegt. Wenn es für den gepasst hat, wird es für Macarena wohl auch passen. Nein, wir haben uns darüber natürlich nicht ernsthaft Sorgen gemacht, Mitte der 90er bin ich schon mal mit der ROALD AMUNDSEN unter der Brücke durchgefahren, die hat eine Masthöhe von deutlich über 30 Metern, die Passage ist also fast ein Heimspiel.
Wir laufen den Yachthafen „Doca de Alcantara“ an, müssen ein bischen warten, bis die Fußgängerbrücke öffnet und zu Seite geschwenkt wird und lassen uns vom Hafenmeister einen freien Platz zuweisen. Lissabon war ein Etappenziel, auf das wir uns schon lange gefreut haben, toll, dass wir jetzt hier sind! Und überhaupt, wir freuen uns, dass wir schon ganz schön weit gekommen sind.
Mittwoch, 28.09.2022
Lissabon
Oha, bevor wir irgendetwas anderes unternehmen müssen wir Macarena vom Salz befreien!!! In Peniche haben wir bereits so viel Gischt abbekommen, alles ist völlig salzig, dreckig und klebt. Die letzten Segeltage und auch die stürmische Nacht vor Anker haben das übrige dazu beigetragen. Mit der Reinigung und einigen anderen Arbeiten an Bord sind wir einige Stunden gut beschäftigt. Dann zieht es uns in die Stadt. Unweit vom Hafen gibt es eine Bus- oder auch Straßenbahnhaltestelle, wir fahren in´s Zentrum und schauen uns um. Jede Menge Bars und Restaurants machen die Wahl schwer. Am besten, hier und da ein Häppchen nehmen und weiter schauen.
Mit dem „Ascensor da Bica“, einer historischen Schrägseilbahn fahren wir nach oben. Die Bahn ist faszinierend, ein alter, eher kleiner Straßenbahnwagen, das Ganze in schräg. Und es geht richtig steil bergan!
Oben in der Altstadt lassen wir uns durch die engen Gassen treiben, laufen ein paar Treppen hinauf und andere wieder hinunter und landen schließlich am „Miradouro de Santa Catarina“, einem sehr schön angelegten Aussichtspunkt über der Stadt. Hier herrscht reges Treiben und eine entspannte Stimmung, es gibt einen emsigen Kiosk-Pavillon, alle genießen den tollen Blick über die Stadt und den Fluß. Uns gefällt ein „Rooftop“ Restaurant und Bar, wir nehmen unser Abendessen mit herrlichem Blick auf die Hängebrücke.
Ach ja, auf dem Rückweg laufen wir den Berg hinunter und steigen unten dann in eine der alten Straßenbahnen. Da zu fortgeschrittener Stunde wenig Verkehr herrscht, zieht der Fahrer wohl alle Register und gibt ordentlich Gas. Das historische Gefährt rattert und wackelt auf den unegalen Schienen, es fühlt sich an wie Buckelpiste, wir müssen uns richtig gut festhalten und wundern uns, dass niemand seekrank wird.
Donnerstag, 29.09.2022
Lissabon
Wie vorhergesagt, regnet es heute Vormittag. Gegen Mittag versuchen wir, mögliche Regenpausen zu nutzen, um zum Bus und zum Bahnhof zu kommen. Das mit den Regenpausen klappt zwar nicht ganz so wie geplant, aber am Bahnhof erwerben wir eine „Lissabon-Card“, mit der wir die nächsten Tage alle Verkehrsmittel nutzen können. Dann geht es mit dem Bus weiter zum „Oceanario“.
Anlässlich der Expo 1998 hat Lissabon nicht nur einen ganzen neuen Stadtteil und den „Park der Nationen“ etwas weiter den Tejo hinauf gebaut, zu den Attraktionen gehört auch ein großes Aquarium. Ja, diese großen Aquarien faszinieren uns immer wieder, wir lassen kaum eine Gelegenheit für einen Besuch aus.
Die Beschreibung dieses Aquariums fand ich damals anlässlich der Expo schon ganz besonders faszinierend, habe es jedoch 1989 leider nicht zur Expo nach Lissabon geschafft. Das Besondere an diesem Aquarium ist, es gibt ein großes, oder besser gesagt, riesiges Aquarium in der Mitte, drum herum 4 (ebenfalls sehr große) Themen-Aquarien des Nordatlantiks, der Antarktik, des Pazifiks und des indischen Ozeans. Das Ganze über 2 Etagen. Bei den Themen-Aquarien sieht man in der oberen Etage auf die Oberfläche des Wassers, eingebettet in die passende Fauna und Flora. So gibt es auch Vögel oder andere Meeresbewohner wie Seeotter zu sehen. In der unteren Etage ging der Blick in die Themen-Aquarien mit ihren spezifischen Fischen und aufwendig gestalteten, passenden Felsformationen dann über in das zentrale, große Aquarium. Die Übergänge waren sozusagen „fließend“, eine riesige Unterwasserwelt mit ganz vielen speziellen Nischen und Arten. Wir konnten uns kaum satt sehen. Super toll gemacht!! Es ist schwer zu sagen, was am faszinierendsten war, aber ich glaube, mich haben die unter Wasser „fliegenden“ Pinguine am meisten begeistert. Wir haben uns völlig in den Unterwasser-Sog begeben und als wir das Aquarium schließlich wieder verlassen haben, war das wie auftauchen aus einer anderen Welt.
Zum Abschluss des Tages genießen wir noch eine kurze Fahrt mit der Gondel entlang des Flusses.
Freitag, 30.09.2022
Lissabon
Direkt bei uns im Hafen sitzt der regionale Händler für unseren Wassermacher, dort können wir noch ein paar zusätzliche Vorfilter für den Wassermacher erwerben. Einen Schiffsausrüster finden wir in der „Marina Belem“, dorthin nehmen wir den Bus. Uff, dies ist offensichtlich eine der touristisch sehr interessanten Strecken, der Bus ist knallvoll. Irgendwann lässt der Fahrer niemanden mehr hinein und als wir im Stadtteil Belem ankommen, wird es schlagartig wieder leerer. Wir gehen zum Schiffsausrüster, die anderen Touristen schlagen den Weg zum „Torre de Belem“ oder zum Kloster „Jeronimo“ ein.
Nach unseren Besorgungen schlendern wir etwas durch den Hafen, finden im Club Naval de Belem ein nettes Plätzchen für den Mittagssnack und schauen uns hinterher noch das Denkmal für die „Seefahrer und Entdecker“ an. Wir überlegen kurz, wo wir unser Konterfei in die Reihe der Figuren einbringen können, verwerfen den Plan aber aus Zeitmangel.
Am späten Nachmittag kommt Dietrichs Schwester Christine mit dem Flieger an. Wir bereiten ein Abendessen an Bord vor und haben den Abend mit Christine viel zu erzählen.
Samstag, 01.10.2022
Lissabon
Heute große Stadterkundung zu Dritt. Wir fahren mit dem Bus zum „Praca de Comercio“ mit den prächtigen Bauten drumherum. Es gibt so viel zu sehen und zu bestaunen, die Architektur, wunderbar blühende Bäume, Kachelbilder und überhaupt die Atmosphäre der Stadt einzufangen.
Langsam arbeiten wir uns dann zu Fuß durch die Gassen voran bis zum berühmten „Elevator“.
Dieser freistehende Aufzug führt auf kurzem Weg in die Oberstadt, leider ist die Schlange davor so lang, dass wir uns eine Fahrt damit sparen. Mit etwas Glück ergattern wir 3 Sitzplätze in einer alten Tram, die einen Rundkurs durch die Alfama und um das „Castelo de Sao Jorge“ auf dem Berg fährt. In die Alfama fahren nur die kleinen Trams und auch nur kleine Busse, die größeren würden schlicht in den engen Gassen und Kurven stecken bleiben. Auch so ist nicht viel Platz rechts und links der Bahn. Bloß nicht die Nase zu weit aus dem Fenster halten.
Wir fahren eine Runde mit der Tram um den Berg und entscheiden uns, nach einer weiteren halben Runde auszusteigen und uns den Mirador do Sol genauer anzusehen. Von hier aus hat man einen ganz wunderbaren Blick über die Stadt, die vielen Dächer, Kirchen und den Fluß.
Oberhalb des Miradors sehen wir eine von Bougainville-Blüten überdachte Terrasse. Dies ist ein kleines Café, da müssen wir hin. Der Zugang führt über einen sehr hübsch bepflanzten Park mit Schatten spendenden Rundbögen.
Das Café ist auf eine etwas breitere Mauer gebaut, der Bereich, auf dem Tische und Stühle stehen, ist rund 2 Meter breit und überhaupt gibt es nur rund 10 Tische unter der Bougainville. Die Plätze sind mächtig gefragt, wir warten ein wenig und erhalten dann unseren Logenplatz ganz weit vorne auf der Mauer.
Ein toller Platz im Schatten der Blütenpracht, mit weitem Blick über Stadt und Fluß. Wow!!
Nach einem coolen Drink geben wir unsere Plätze für die nächsten Wartenden frei und wollen mit der Tram in die andere Richtung fahren. Irgendwie ist ein bischen Verkehrschaos mit den Elektro-Tuctucs, die immer eine Vollsperrung der schmalen Straße verursachen, wenn sie in ihre Warteposition einparken. Entsprechend gibt es Verzögerungen bei Bussen und Trams. Aber in unser Richtung kommt gar keine Tram. Unsere Geduld wird arg strapaziert, wir versuchen es zwischendurch mal in der anderen Richtung, aber dort sind die Trams schon so voll und es warten sehr viele Leute. Nach langem Warten kommt endlich eine Tram in unserer Richtung und wir fahren den Berg wieder hinab.
Unweit des „Elevators“ finden wir in einer Seitengasse ein kleines Restaurant oberhalb der Straßen, dass uns spontan anspricht und wir genießen ein Abendessen mit interessantem Blick auf das Gewusel in den Gassen, gleichzeitig sind wir etwas raus aus dem Trubel.
Sonntag, 02.10.2022
Lissabon
Christine und ich wollen noch das „Castelo de Sao Jorge“ besichtigen, Dietrich möchte lieber an Bord bleiben. So ziehen wir zu zweit los und fahren noch mal ganz hoch auf den Berg. Das Castelo liegt auf dem höchsten Punkt der Stadt, man hat in alle Richtungen einen fantastischen Blick. Die Wohnbebauung geht bis an die äußere Befestigungsmauer heran. Innerhalb der Mauer kommen wir erst durch einen großen, parkähnlichen Garten, drinnen dann ein weiterer Vorhof mit Gartenanlagen. Hier leben mehrere Pfauenfamilien, die sich frei in der Anlage bewegen können. Wir haben auf unserer Reise nun schon einige Burgen und alte Gemäuer besichtigt, das „Castelo de Sao Jorge“ ist sicher eines der interessanteren. Schön angelegt, mit großen, schattenspendenden Bäumen in den Innenhöfen. Von der umlaufenden Mauer aus hat man nicht nur den tollen Blick, man kann sich auch ausmalen, wie das Leben damals wohl war.
Nachdem wir genug der Festung haben, laufen wir durch die engen Gassen der Alfama wieder hinunter. Teilweise gibt es keine Straßen, sondern nur Treppen. Dann immer wieder kleine Plätze mit Bäumen, Brunnen, Bänken. Sehr schön anzusehen, im Alltag vielleicht etwas mühselig steil.
Wieder am Boot brauchen wir eine kleine Verschnaufpause, Abends gehen wir dann noch mal los und kaufen Proviant für die nächsten Tage. Der Supermarkt hat 7 Tage von 9.00 bis 21.00 Uhr geöffnet und heute am Sonntag ist ordentlich Betrieb.